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Koreanische Halbinsel von A bis Z

Blick auf Nordkorea

Luxusgüter in Nordkorea

2020-07-16

ⓒ ROLEX Korea

In Südkorea haben die Betreiber von Duty-free-Läden damit begonnen, ihre Waren über einheimische Handelskanäle zu vertreiben. Insbesondere zahlreiche Luxusgüter wurden wegen des Covid-19-Ausbruchs seit Monaten eingelagert, so dass sie jetzt zu günstigeren Preisen angeboten werden. Lassen sich auch im abgeschotteten Nachbarland Nordkorea Luxusgüter erwerben? Dazu sagt Bong Young-shik vom Yonsei-Institut für Nordkorea-Studien:  


Natürlich gibt es sie. Nordkorea ist zwar eines der ärmsten Länder der Erde. Doch sehen die Dinge anders aus in großen Städten wie Pjöngjang oder Kaesong, wo sich die Elite befindet. Das Taesong-Kaufhaus zum Beispiel, das im August 2019 in Pjöngjang geöffnet wurde, ist gefüllt mit verschiedenen luxuriösen Produkten. Machthaber Kim Jong-un hatte den Ort inspiziert. Fotos zeigten Markenuhren und andere Luxusmarken, darunter Rolex, Omega, Tissot, Chanel und Ferragamo. Ein Twitter-Nutzer, der mit der nordkoreanischen Propaganda-Website Sogwang in Verbindung steht, hat eine Reihe von Fotos des neuen Kaufhauses mit teuren kosmetischen Produkten gepostet, die die Markennamen zeigen einschließlich des Logos von Chanel. 


Kim Jong-un selber ist bekannt für seine Vorliebe für Schweizer Luxusuhren. Der Sender Radio Free Asia berichtete, dass sich die Importe Nordkoreas von Schweizer Uhren 2019 im Vergleich zum Jahr davor fast verdoppelt hätten. Nach Angaben des Verbands der Schweizer Uhrenindustrie lag der Preis für exportierte Uhren nach Nordkorea unter 1000 Franken – der Preisobergrenze für Luxusgüter gemäß den UN-Sanktionen gegen das Land. Doch wird vermutet, dass viel mehr Schweizer Uhren durch dritte Länder nach Nordkorea gelangen. Auch Kims Frau Ri Sol-ju ist bekannt für ihre Vorliebe für Luxusprodukte: 


Der nordkoreanische Machthaber, der in der Schweiz zur Schule ging, kennt sich sehr gut aus mit Schweizer Uhren. Er verteilt sie auch als Geschenke für Funktionäre, die er mag. Es wird gesagt, dass er oft eine IWC Portofino- oder eine Patek Philippe-Uhr trägt, die über 180.000 Dollar kosten. Die staatlichen Medien zeigen Fotos von seiner Frau Ri Sol-ju, wie sie eine Schweizer Movado-Uhr trägt. Es heißt, dass Kim und Ri eine elektrische Babywiege aus den USA für ihr Kind eingekauft und eine in Deutschland hergestellte Sauna in ihrem Haus installiert haben. 


Im Prinzip ist der Export von Luxusgütern nach Nordkorea unter den bestehenden UN-Sanktionen verboten. Am 2. Mai berichtete NK News in Südkorea, dass Luxusprodukte weiterhin mit Flugzeugen nach Nordkorea gebracht würden:


Nach dem ersten nordkoreanischen Atomtest 2006 verabschiedete der UN-Sicherheitsrat die Resolution 1718, die den Verkauf von Luxusgütern an Nordkorea verbietet. Als Kim Jong-un das Skiresort am Masik-Pass besuchte, wurde er wütend, weil Skilifte und andere Ausrüstungen nicht Weltklasse-Standards entsprachen. Kim wies deshalb seine Funktionäre an, unter allen Umständen Ski-Ausrüstungen von bekannten europäischen Unternehmen zu importieren, bevor das Skigebiet fertig wurde. Trotz der UN-Sanktionen hat die herrschende Klasse in Nordkorea weiter Zugang zu importierten Luxusgütern. Einige wohlhabende Geschäftsleute, die auch als Donju bekannt sind, fragen Personen, die ins Ausland reisen, Luxusprodukte mitzubringen. Das Büro 39, das auch als Parteiorganisation bekannt ist, die für die Einnahmen von Devisen für den Machthaber verantwortlich ist, scheint Luxusgüter über Handelsfirmen in Singapur, Malaysia und Russland einzukaufen. 


Nordkorea kritisiert eine bourgeoise Ideologie und Lebensweise. Doch in der Realität bekümmert diese Kritik die Händler auf den Privatmärkten, oder Jangmadang, die Luxuswaren kaufen, wenig: 


Nordkorea hält es für nötig, Schwarzmarktaktivitäten für den Erhalt des Regimes zu erlauben. Im Prinzip verbietet das sozialistische Land den privaten Verkauf von Nahrungsmitteln, und die Regierung erhebt keine Steuern von den Jangmadang. Doch Staatsbeamte und Soldaten erhalten Schmiergelder durch die privaten Märkte. Die Bestechungsgelder sind vielfach höher als ihr Grundeinkommen. Das heißt, die Jangmadang garantieren ihr Überleben. Doch in diesen Tagen ist es nicht mehr einfach, Geld von den Märkten einzuziehen, weil sie nicht mehr so gut betrieben werden. 


Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten Nordkoreas haben sich aufgrund der Covid-19-Krise verschärft. Für die normalen Bürger bedeutet das auch, dass sie weniger Nahrungsmittel erhalten. Die Elite wird von der Regierung aufgerufen, keine Luxusgüter mehr zu konsumieren: 


Kim Jong-un muss die Menschen im Land ernähren. Doch ist es auch wichtig, sich die Treue des Elitezirkels in Pjöngjang und Kaesong zu erhalten. Die zahlenmäßig kleine politische Elite in der Hauptstadt mag zwar weiter ein luxuriöses Leben genießen. Doch muss der Machthaber wohl zusehends nervös werden wegen der veränderten Stimmung in der Bevölkerung.

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