Nach 36 Jahren wird der Grenzzaun, der die chinesische Sonderwirtschaftszone Shenzehn vom Rest des Landes trennte, niedergerissen. Dies gilt als symbolisches Ereignis dafür, dass sich die chinesische Wirtschaft dementsprechend entwickelt hat.
Shenzhen liegt im Süden der Provinz Guandong und grenzt südlich an die Sonderverwaltungszone Hongkong. Das einst hügelige Fischerdorf wurde zu Beginn der chinesischen Wirtschaftsreform 1979 unter Den Xiaoping als erstes Gebiet in China in den Rang einer Sonderwirtschaftszone erhoben. Innerhalb des abgegrenzten Gebiets wurden die Mechanismen der freien Marktwirtschaft und die modernen Techniken hoch entwickelter Industrien erprobt. Seitdem erlebte die Planstadt einen bis dahin ungekannten Boom. Sie ist eine der bedeutendsten Regionen für ausländische Investitionen und gilt als das Silicon Valley Chinas. Die hermetische Abriegelung sollte dazu dienen, potenziell gefährliche Auswirkungen der Reform zu verhindern.
Gestrigen Berichten von chinesischen Medien zufolge hat der Volkskongress offiziell beschlossen, die zweite Grenze der Sonderwirtschaftszone Shenzhen abzuschaffen. Damit kam das höchste Entscheidungsorgan der Volksrepublik einer Bitte der Regierung von Guangdong entgegen. Die Provinzregierung hatte darum gebeten, zum Zwecke der Integration des Gebiets den Grenzzaun, der die Sonderzone umgibt, abzuschaffen.
Die Grenze zwischen Shenzhen und Hongkong wird als erste Mauer und die Grenze zwischen Shenzhen und dem Rest des Festlandes als zweite Mauer bezeichnet. Der Shenzhen-Zaun ist 136 Kilometer lang. Die Grenze wird von bewaffneten Sicherheitskräften an 163 Wachposten kontrolliert. Um die Sonderzone ordnungsgemäß betreten zu können, müssen die chinesischen Bürger einen Passierschein vorzeigen.
Mit dem drastischen Wirtschaftswachstum wurde der Status der Sonderwirtschaftszone auf die gesamte Stadt Shenzhen erweitert. Seitdem die U-Bahn die gesamte Stadt miteinander verbindet, hat die Mauer ihre Funktion faktisch verloren. Auch fallen die jährlichen Kosten für die Grenzkontrolle enorm ins Gewicht. Der Volkskongress ordnete jedoch an, dass die zweite Grenze zwischen Shenzhen und Hongkong und Macao verstärkt werden solle.