FRAGE: Wolf Dietmar Bals aus Bochum schreibt: Vor einigen Tagen habe ich eine Einladung zum koreanischen Neujahrsfest nach Mondkalender erhalten. In der Einladung stand, dass 2007 das Jahr des Goldenen Schweins ist, dass nur alle 600 Jahre kommen soll. Von goldenen Schweinejahren habe ich noch nie etwas gehört. Feiern denn die anderen elf Tiere auch goldene Jahre?
ANTWORT: Was das Jahr des Goldenen Schweins betrifft, so scheinen einige einem goldenen Gimmick aufgesessen zu sein. Aber das Gerücht, dass 2007 das Jahr des Goldenen Schweins sei, das nur alle 600 Jahre wiederkehrt, hält sich hartnäckig. In Ostasien wird gemäß den zwölf Jahren, die der Jupiter braucht, um einmal die Sonne zu umkreisen, jedes Jahr, dem Jupiter-Zyklus entsprechend, einem Tierkreiszeichen zugeordnet. Weiterhin wird jedes Jahr einem der fünf Grundelemente zugeordnet und zwar in der sich wiederholenden Reihenfolge Holz, Feuer, Erde, Metall, Wasser. Diese Abfolge wiederum ist an das weibliche und männliche Prinzip Yin und Yang gebunden, es gibt also für alle Tierkreiszeichen Holz-Yin und Holz-Yang-Jahre, Feuer-Yin und Feuer-Yang Jahre usw. 2007 steht danach unter der Kombination Schwein, Feuer und weibliches Prinzip Yin. 2007 ist also quasi ein weibliches Feuerschweinjahr, das nur alle 60 Jahre in dieser Kombination erscheint, zuletzt 1947. Da Feuer auch mit der Farbe Rot gleichgesetzt wird, spricht man auch vom Jahr des Roten Schweins.
Ein Jahr, in dem die Kombination Feuer und Schwein zusammenkommt, wird im koreanischen Volksglauben als Jonghae bezeichnet. Nach Ju Kang-hyun, Direktor des Koreanischen Instituts für Volkskundliche Studien, gilt das Schwein in Korea zwar seit alters her als Symbol für Fruchtbarkeit, Geburt und Glück, es lässt sich allerdings nicht nachweisen, dass jemals Jahren des Roten Schweins besondere Bedeutung zugemessen worden wäre. (http://english.donga.com/srv/service.php3?biid=2006112530638&path_dir=20061125). Andere Forscher weisen in diesem Kontext darauf hin, dass, wenn 2007 tatsächlich ein Jahr des Goldenen Schweins wäre, das nur alle 600 Jahre kommt, man darauf auch Hinweise in historischen Aufzeichnungen finden müsse. Das Taejong Sillok, die Annalen von König Taejong, der vor 600 Jahren regierte, sollten zum Beispiel Hinweise darauf enthalten. Es lassen sich jedoch keine historischen Belege für das Jahr des Goldenen Schweins ausmachen. (http://theseoultimes.com/ST/?url=/ST/db/read.php?idx=4555)
Höchstwahrscheinlich ist das Jahr des Goldenen Schweins nach China zurückzuverfolgen, wo es bereits eifrig kommerzialisiert wurde und wird und wo 2007 wohl mit einem Babyboom zu rechnen sein dürfte. In China soll das Jonghae-Jahr tatsächlich in einigen Gegenden als Jahr des Goldenen Schweins bekannt sein und nach allgemeinem Volksglauben sollen in diesem Jahr Geborene zu besonders viel Glück und Reichtum kommen. Aber auch in China gibt es Stimmen, dass das Jonghae-Jahr nur die Bedeutung Feuer und nicht Gold habe. Anders war es 2000, dem Jahr des Goldenen Drachen. 2000 stand im Zeichen Metall und das chinesische Zeichen für Metall und Gold ist identisch, sodass man damals tatsächlich vom Jahr des Goldenen Drachen sprechen konnte.
Tatsächlich sollen im Zeichen des Schweins Geborene leicht zu Geld kommen und es fehlt ihnen selten etwas. Es sind eben Glücksschweine. Sie gelten aber auch als etwas rastlose Charaktere, was dem entgegenwirken kann. Tatsächlich befindet sich unter den 50 in Forbes.com genannten reichsten Personen der Welt nur einer, der in einem Feuerschweinjahr geboren ist, also 1947. Es handelt sich um Stefan Persson, den Präsidenten des schwedischen Kleiderherstellers H&M, der auf Platz 32 in punkto Reichtum rangiert.
Das Jahr des weiblichen Feuerschweins ist also vor allem ein wirksamer Werbegag, der von China nach Korea geschwappt sein dürfte, was bei der geographischen Nähe, dem regen Personenaustausch beider Länder und der Internetverbindung kein großes Wunder ist. In Korea haben sich die Medien des Themas gleich angenommen. Ein Resultat: Für 2007 wird eine sprunghaft steigende Geburtenrate erwartet, die sich jetzt schon in den gestiegenen Patientinnenzahlen der Frauenärzte abzeichnet. Im Internet haben sich die werdenen Eltern bereits auf Seiten zusammengetan, die Namen tragen wie Mütter des goldenen Schweins und Gemeinde der Mütter von im Jahr des Goldenen Schweins Geborenen. Alle hoffen natürlich auf besonderes Glück für ihre Kinder. Pessimisten weisen allerdings darauf hin, dass der 2007 zu erwartende Babyboom sich für die heute heiß ersehnten Kinder später in schärferer Konkurrenz bei Oberschulabschluss, Universitätseintritt und Berufseinstieg bemerkbar machen wird und damit auch in mehr Stress für Eltern und Kinder.
Wie dem auch sei: Erst einmal herrscht Freude und Optimismus bei Eltern, Babyausstattern, Frauenärzten usw. Und auch die Hochzeitsglocken sollen im Schweinejahr 2007 wieder reger läuten. Aber auch das hat seine Schattenseiten: Einer vom 23. bis 26. Dezember von der online Job-Suchmaschine Career gemachten Umfrage zufolge waren viele der 1.651 befragten Arbeitnehmer nicht so glücklich mit dem gepriesenen Jahr des Schweins. Fast die Hälfte meinte, sie könnten es sich nicht leisten, die üblichen Geldgeschenke zu noch mehr Hochzeiten, noch mehr Geburten und ersten Geburtstagen im Kreise von Freunden, Kollegen und Familien zu geben als im Jahresdurchschnitt sonst üblich. Noch sind jedenfalls die meisten voller Optimismus und man trifft momentan an allen Ecken und Enden auf goldene Schweinchen, sei es in Form von Handyanhängern, Sparschweinen, T-Shirt-Aufdrucken, Werbeplakaten von Banken, Kalender und Karten, Spielzeug usw.