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Lifestyle

Wissenswertes über die Kartoffel in Korea

#Sie fragen, wir antworten l 2007-03-21

Hörerecke

FRAGE: Engelbert Borkner aus Hildesheim scheibt: Wie sieht es eigentlich mit dem Anbau von Kartoffeln in Korea aus und welchen Stellenwert haben sie bei der Ernährung?

ANTWORT: Die neuesten im Internet einzusehenden Daten über den Kartoffelanbau in Korea stammen aus dem Jahr 2004. Nach den statistischen Angaben des Ministeriums für Land- und Forstwirtschaft, die auch noch heute weitgehende Gültigkeit haben dürften, wurden 2004 auf insgesamt 25.141 ha Kartoffeln angebaut. Geerntet wurden 642.597 Tonnen. Damit ist die Anbaufläche im Vergleich zu 1999, als sie 27.657 ha betrug, etwas zurückgegangen, höhere Erträge haben aber über die Jahre die Produktion halbwegs konstant gehalten. 1999 wurden 678.305 Tonnen Kartoffeln geerntet. Die meisten Kartoffeln werden übrigens in der Provinz Gangwon-do angebaut, gefolgt von der Inselprovinz Jeju-do und den beiden Jeolla-Provinzen.


Nach einer Marktstudie des USDA Foreign Agricultural Service von Juni 2003 wächst in Korea der Kartoffelkonsum aber schneller als die heimische Produktion. Das hat hauptsächlich damit zu tun, dass gut 60% der koreanischen Knabbereien Kartoffelchips aus frischen Kartoffeln sind. Der Kartoffelchip-Markt ist in Korea alleine von 1998 bis 2001 um 28% gewachsen. Dabei teilen sich den koreanischen Kartoffelmarkt hauptsächlich Australien, Deutschland, Japan und die USA. Mitte 2003 beherrschten die USA 97% des 1,25 Millionen US-Dollar schweren Marktes an gefrorenen Kartoffeln und 82% des 225 Millionen starken Marktes an getrockneten Kartoffeln. In beiden Bereichen war China der einzige nennenswerte Konkurrent. Keinerlei Rolle spielen die USA jedoch im Kartoffelstärkemarkt, der 2003 zu 90% in deutscher Hand lag.

Frische Kartoffeln, von denen 2002 11.133 Tonnen im Wert von 3,8 Millionen US-Dollar importiert wurden, kommen zu 95% aus Australien, wobei die Einfuhr auf die Monate Januar bis Mai beschränkt ist, wenn der Kartoffelbedarf nicht mehr durch die heimische Ernte abgedeckt werden kann. Seit 1999 ist das Geschäft mit Setzkartoffeln fest in japanischer Hand, was mit der geographischen Nähe zwischen Korea und Japan zu tun hat. Der Trockenkartoffelmarkt wie z.B. Kartoffelflocken wird ebenfalls mit an die 75% zum Großteil von den USA beherrscht, wobei die Nachfrage in diesem Bereich vergleichsweise gering ist. Genetisch manipulierte Kartoffeln oder Setzkartoffeln müssen übrigens als solche ausgezeichnet werden.

Wann die Kartoffel genau nach Korea gekommen ist, ist ungewiss. Man vermutet, dass sie erstmals zwischen 1824 und 1825 im nördlichen Teil der koreanischen Halbinsel angepflanzt wurde, wohin sie von China aus gebracht wurde. Nach anderen Berichten soll im Jahr 1832 ein britisches Handelsschiff einen Monat in den Gewässern vor der nördlichen Jeolla-Provinz gelegen haben. Die mit diesem Schiff reisenden Missionare sollen Setzkartoffeln an die Bevölkerung verteilt haben, die dann langsam mit Kultivierung und Nährwert der Kartoffel vertraut wurde. In Seoul und Umgebung sollen Kartoffeln bereits um 1883 angebaut worden sein. Um 1920 sollen in der Provinz Gangwon-do aus Deutschland stammende Kartoffelsorten angebaut und weiterentwickelt worden sein. 1955 betrug die koreanische Kartoffelproduktion 470.000 Tonnen und 1984 440.000 Tonnen.

Die Kartoffel hat zwar in Korea eine vergleichsweise kurze Geschichte und ist im Gegensatz zum Reis kein Grundnahrungsmittel, es gibt aber einige weit verbreitete Kartoffelgerichte in der koreanischen Küche. Dazu gehört zum Beispiel Gamja-kuk, ein Eintopf mit viel Kartoffeln, Gemüse, Rindfleisch oder Schweinerippen.

Und in der Provinz Gangwon-do gehört Gamja-pindae-ddeok zu den einheimischen Spezialitäten. Das ist eine Art Kartoffelpfannkuchen aus geriebenen Kartoffeln, Pilzen, Lauch, Knoblauch und roten und grünen Peperonistreifen. Sie werden als Vorspeise oder als Beilage serviert, normalerweise mit einer Sojasoße-Essig-Dippsoße.

Beliebt sind auch fritierte Kartoffeln, für die kleine Kartoffeln gekocht und in Scheiben geschnitten werden. Anschließend kommen sie in einen mit Salz, Pfeffer und Schnittlauch gewürzten Mehlteig und werden in Fett ausgebraten. Auch hier wird eine Soße aus Sojasoße und Essig zum Dippen gereicht.

Kleinere Kartoffeln brät man oft in Öl goldgelb an und isst sie als Imbiss mit Salz oder auch Zucker. Und Mini-Kartoffeln von 1 - 3 cm Durchmesser glasiert man in einer mit Sirup gesüßten Sojasoße. Dass es auch Pommes Frites in Korea gibt, braucht nicht extra erwähnt zu werden. Und auch Kroketten oder in Folie gebackene Kartoffeln mit Frischkäse sind zu haben, aber eher in westlichen Restaurants.

Fast ebenso wichtig wie herkömmliche Kartoffeln sind in Korea Süßkartoffeln. 2004 wurden auf 16.570 ha 345.239 Tonnen Süßkartoffeln geerntet, das ist knapp die Hälfte der Kartoffelernte. Im Jahre 1753 reiste der Koreaner Cho Om als Korrespondent nach Japan und schickte auf der Reise Süßkartoffelsamen nach Korea. Die Süßkartoffel wird seit dieser Zeit in Korea angebaut und kultiviert. Sie erfreut sich bis heute großer Beliebtheit, vor allem im Herbst und Winter. Dann wird entweder die ganze Kartoffel gedämpft oder geröstet oder sie wird in Scheiben geschnitten und frittiert. Auch in Streifen geschnitten, als eine Art von Pommes Frites ist sie am Straßenrand als Imbiss zu haben.
Im Winter finden sich in Seouls Straßen immer noch Süßkartoffelverkäufer mit ihren Öfen auf Rädern, die wie große Blechtonnen aussehen. Im Innern dieser Tonnen werden die Süßkartoffeln über einem Feuer in einer speziellen Schiebevorrichtung geröstet. Gerne nimmt man auf nach Hause einige Kartoffeln mit, das wärmt nicht nur den Magen sondern auf dem Weg nach Hause auch die Hände. Viele Koreaner mittleren Alters fühlen sich durch die Süßkartoffelverkäufern in den Straßen in ihre Kindheit zurückversetzt. Die Zahl der Süßkartoffelverkäufer hat in den letzten Jahren abgenommen, aber in der Nähe der Märkte der Stadtviertel sind sie noch zu finden. Für 2 Euro DM bekommt man meist 3 - 4 große Kartoffeln. Erwähnenswert ist vielleicht auch noch, dass man in Korea aus den Stengeln der Süßkartoffeln eine Gemüsebeilage macht.

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