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Lifestyle

Zur Situation der Lesben in Korea

#Sie fragen, wir antworten l 2007-08-14

Hörerecke

Zur Situation der Lesben in Korea
FRAGE: Werner Schwemmer aus Grünstadt möchte in Bezug auf die zuletzt beantwortete Hörerfrage nach Homosexualität in Korea wissen, wieso es Lesben schwerer als Schwule in Korea haben.

ANTWORT: Das Thema Homosexualität in Korea hat so viele Facetten, dass es schwierig ist, sie alle in den Hörerfragen zu behandeln, weshalb ich diesen Punkt nur angedeutet hatte. Nach Aussage von Park, Eun-wo, der Vorsitzenden des Beratungszentrums für Lesben in Seoul, spiele bei der Lesbenfrage zusätzlich noch eine Voreingenommenheit gegenüber dem weiblichen Geschlecht eine Rolle. Schwule erscheinen mittlerweile in koreanischen Filmen und Medien als attraktive und modebewusste Männer, als beste Freunde, die eine Frau haben kann, d.h. sie sind bis zu einem gewissen Grade gesellschaftsfähig geworden. Lesben hingegen würden immer noch als Minderheit verachtet, da sie Frauen sind, die es quasi wagen, sich nichts aus Männern zu machen und damit gleichermaßen den Himmel negieren. Denn nach alter koreanischer Vostellung ist die Frau die Erde und der Mann der Himmel. Während Schwule langsam akzeptierter werden, müssen Lesben immer noch viel stärker so tun, als seien sie eigentlich an Männern interessiert. Und nach Angaben des Beratungszentrums leiden sie unter den Angriffen von Männern, die sich nicht damit abfinden können, als Mann an sich ignoriert zu werden.

Über die Hälfte der Lesben, die zwischen 2000 und 2004 im Beratungszentrum Hilfe gesucht haben, gaben an, das Opfer von Homophobie geworden zu sein, also einer krankhaften Abneigung gegenüber Homosexuellen. Sie seien in Schule, Universität oder am Arbeitsplatz diskriminiert worden, erpresst worden, man habe ihre sexuelle Neigung gegen ihren Willen bekannt gegeben und sie somit dem Spott preisgegeben. oder sie seien von Männern sexuell belästigt worden, nachdem diese von ihrer Homosexualität erfahren hätten. Das Nationale Menschenrechtskomitee Koreas ist mittlerweile bestrebt, das Gesetz, dass eine Diskriminierung am Arbeitsplatz aufgrund der sexuellen Orientierung verbietet, zu verschärfen. In Zukunft soll in einem Gesetzeszusatz der Regierung die Möglichkeit in die Hand gegeben werden, Unternehmen, in denen es zu Diskriminierung gekommen ist, zurechtzuweisen oder mit einer Geldstrafe zu belegen.

Die koreanischen Lesben witzeln unter sich: Selbst wenn die ganze Welt weiß, dass du eine Lesbe bist, solltest du es trotzdem vor deiner Familie geheim halten. Eine 25-jährige Lesbe erzählt, ihre Mutter hätte geäußert, sie könnte ihr einfacher verzeihen, wenn sie unehelich schwanger geworden wäre oder wenn sie jemanden umgebracht hätte. Für die Mutter, eine Christin, sei die sexuelle Orientierung ihrer Tochter dermaßen unakzeptabel gewesen, dass sie eines Tages sogar ihre Tochter und deren Freundin zu einer Brücke über dem Han-Fluss gefahren und die beiden aufgefordert habe, die Schande ein für allemal mit einem Sprung ins Wasser zu beenden. Um des Familienfriedens willen habe die Lesbe versucht, ihre sexuellen Neigungen zu unterdrücken und war sogar damit einverstanden, als die Familie sie in eine Missionsschule in die USA schickte. Mittlerweile wird in der Familie das Thema einfach von beiden Seiten totgeschwiegen. Schwierig werden wird es wieder für Mutter und Tochter, wenn die Umwelt aufs Heiraten drängt und man Ausflüchte erfinden muss. Für Schwule scheint es in Korea einfacher, zu heiraten und ein Doppelleben zu führen als für Lesben.

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