FAGE: Lothar Rennert aus Berlin schreibt: In Koreanisch für alle Fälle wurde gesagt, dass jemand bei einem Besuch Toilettenpapier und Reinigungsmittel als Geschenk mitbrachte. Hier würde man mit solchen Geschenken rausfliegen.
ANTWORT: Diese Geschenke sind auch in Korea keine Standardgeschenke für Besuche. Sie werden in der Regel nur bei Wohnungseinweihungsfeiern gemacht, also wenn man nach dem Umzug in die neue Wohnung Gäste zu sich nach Hause einlädt. Diese Geschenke muten natürlich aus westlicher Sicht erst einmal etwas seltsam an. Aber darin steckt eine gut gemeinte Symbolik, die man nicht übersehen sollte. Wenn man Toilettenpapier schenkt, dann drückt man damit den Wunsch aus, dass sich alle Zukunftspläne des neuen Wohnungsinhabers so leicht abrollen lassen wie eine Rolle Toilettenpapier.
Waschpulver und andere schäumende Reinungsmittel wie Spülmittel stehen für den Wunsch, dass sich im beruflichen Leben und generell in Bezug auf die finanzielle Situation des neuen Wohnungsbesitzers alles so gut entwickeln möge wie der Schaum des Waschpulvers. Manchmal schenkt man auch Streichhölzer. Sie stehen für den Wunsch, dass sich alle Angelegenheiten des Wohnungsinhabers so leicht wie Feuer entfachen mögen. Dieser spezifische Symbolgehalt der Geschenke ist also zu beachten. Dahinter steht in allen Fällen der Wunsch nach Wohlergehen und Prosperität des neuen Wohnungsinhabers.
Diese Geschenke, die einen hohen Symbolgehalt haben und gleichzeitig nützlich und praktisch sind, stammen in Korea noch aus den Zeiten, in denen das Land nach dem Krieg sehr arm war und solche alltäglichen Dinge besser zu gebrauchen waren als z.B. ein Strauß Blumen. Diesen Hintergrund sollte man nicht vergessen. Auch wenn heutzutage bei Wohnungseinweihungsfeiern solche Geschenke noch gemacht werden, geht man mehr und mehr zu anderen Dingen über wie Wein, Tee, Kaffee, Reiskuchen oder westliche Kuchen. Und wenn man Schäumendes schenkt, dann vielleicht Luxusseifen oder Badezusätze. Und statt des Klopapiers kommt vielleicht eine Küchenpapierrolle im witzigen Designeroutfit daher. Da hat sich in Korea mittlerweile viel verändert. Generell gilt aber: Andere Länder, andere Sitten.