Q:Wie feiert man Ostern in Korea? Gibt es hierbei auch für Kinder Geschenke, wie es in Deutschland üblich ist.
A:Nein, Geschenke zu Ostern sind in der Regel in Korea nicht üblich. Zunächst einmal: Ostern ist in Korea im Gegensatz zu Weihnachten kein gesetzlicher Feiertag, auch wenn die Christen mit rund 29% die größte Glaubensgruppe in der Bevölkerung darstellen, gefolgt von rund 23% Buddhisten. Die einzig religiös motivierten gesetzlichen Feiertage des Landes sind Weihnachten, und hier nur der 25. Dezember, und Buddhas Geburtstag, ein beweglicher Feiertag, der 2015 auf den 25. Mai fällt. D.h. für die große Mehrheit der koreanischen Bevölkerung ist das Osterfest ein ganz normales Wochenende ohne Kirchenbesuch, Familientreffen, Osteressen, Osterhasen usw. Auch Osterferien für die Schulkinder oder Osterurlaub für Berufstätige sind unbekannt. Ostern heißt auf Koreanisch Buhwaljeol (부활절: Fest der Wiedergeburt/Wiederauferstehung), aber mit dem Wort wissen nicht unbedingt alle Koreaner etwas anzufangen.
Für die koreanischen Christen haben Ostern und auch die vorausgehende Fastenzeit aber natürlich eine Bedeutung. Während der Fastenzeit bemüht man sich entsprechend ums Fasten, in den Kirchen werden in aller Herrgottsfrühe Andachten angeboten und in der katholischen Kirche auch vermehrt Beichtgelegenheiten, gerade auch in der Karwoche. Karfreitag wird mit einer feierlichen Messe zelebriert. Höhepunkt ist dann natürlich die Ostermette am Ostersonntag. In vielen Kirchen in Korea ist es üblich, dass alle Gläubigen ein Ei als Friedensgruß geschenkt bekommen, d.h. die westliche Tradition des Ostereis ist bei den christlichen Gemeinden in Korea durchaus bekannt. Die Ostereier werden in der Regel nicht gefärbt, sondern per Hand bemalt, meist mit Filzstiften. Beliebte Motive sind dabei Orchideen oder Lilien und die chinesischen Schriftzeichen für Ostern, d.h. die Motive wurden der koreanischen Tradition entsprechend lokalisiert.
Vor einigen Kirchen werden auch kleine Osterkörbchen mit Eiern verkauft. Der Erlös kommt in der Regel wohltätigen Zwecken zugute. Interessanterweise isst man die Eier aber meist nicht auf, sondern bewahrt sie einige Monate als Schmuck auf, bis sich das Innere in Staub aufgelöst hat. Eiersuchen, Schokoladenhasen und die sonstigen Osterleckereien sind in Korea weitgehend unbekannt, aber durchaus z.B. in den Delikatessenläden großer Hotels zu haben. Besondere Angebote für z.B. ein Ostersonntagessen mit der Familie gibt es aber nicht, auch wenn es immer besondere Angebote zu Weihnachten oder am Valentinstag gibt. Im Gegensatz zum deutschsprachigen Raum ist Ostern aber auch bei den christlichen Familien kein Familienfest. Nach dem Besuch der Messe bleibt man vielleicht noch eine Weile mit den anderen Mitgliedern der Kirchengemeinde zusammen, ansonsten gleicht aber auch der Ostersonntag meist einem ganz normalen Sonntag.