Erstmals seit der Einführung der Statistiken über die Einwohnerzahl in Südkorea hat die Zahl der Frauen die der Männer übertroffen.
Laut den am Sonntag veröffentlichten Daten des Verwaltungsministeriums lag die Zahl der weiblichen Einwohner mit Stand von Ende Juni bei 25.715.796. Damit wurde die Zahl der männlichen Einwohner um 492 überstiegen. Der Abstand vergrößerte sich auf 2.645 Personen Ende Juli und auf 4.804 im August.
Damit leben in Südkorea seit der Einführung der entsprechenden Statistiken Ende der 1960er Jahre erstmals mehr Frauen als Männer. Der vom Statistikamt erfassten Lage zufolge fiel das Geschlechterverhältnis, nämlich die Zahl der Männer je 100 Frauen, seit 1960 bis zum Ende letzten Jahres niemals unter den Wert von 100. Lediglich bei der Volkszählung im Jahr 1944, als sich die Zwangsrekrutierung durch japanische Kolonialherren zuspitzte, fiel das Verhältnis auf 99,38.
Ein Grund für das neue Phänomen ist wohl die verglichen mit früher ausgeglichenere Geschlechterverteilung bei Neugeborenen, da die Bevorzugung von Jungen nachließ. Zudem spielen die niedrige Geburtenrate und die gleichzeitige Alterung der Gesellschaft offenbar eine Rolle. Da die durchschnittliche Lebenserwartung der Frauen länger als die der Männer ist, leben in einer Gesellschaft mit einem hohen Altenanteil gewöhnlich mehr Frauen als Männer.
Das Geschlechterverhältnis bei Neugeborenen stieg in den 1990er Jahren auf 116,5 Jungen pro 100 Mädchen. Seitdem ging es abwärts und zwar auf zuletzt 105,3. Wegen der unausgeglichenen Geschlechterverteilung bis in die 90er Jahre gibt es zwar unter jungen Menschen und Menschen im mittleren Alter mehr Männer. Die rapide Zunahme der Zahl der alten Einwohner führte jedoch dazu, dass die Zahl der Frauen die der Männer dennoch übertraf.
Es wird erwartet, dass die zahlenmäßige Überlegenheit der Frauen zunimmt, sollte sich die Alterung der Gesellschaft beschleunigen. Das bedeutet, dass es immer mehr alleinstehende Seniorinnen geben wird. Dadurch verschärft sich das Problem der Altersarmut und die Gesellschaft wird stärker belastet. Experten fordern ein soziales Sicherheitsnetz und Systeme, mit denen auf den Wandel der Bevölkerungsstruktur reagiert werden kann.