Die adligen Gelehrten des alten Korea, die Seonbi, zeichneten sich aus durch ihre hohen Ideale im Bereich der Bildung und der Moral. Vier Pflanzen symbolisieren traditionellerweise den verfeinerten Geist der adligen Gelehrten: Die Orchidee mit ihrem zarten Duft und ihrer betörenden Schönheit, die Chrysantheme, die im Gegensatz zu den meisten anderen Blumen im Spätherbst zur vollen Blüte kommt, der Bambus, der auch im tiefsten Winter seine grüne Farbe nicht verliert, und die Pflaumenblüte, die sich bereits vor Beginn des Frühlings zu öffnen beginnt.
In diesem Jahr erlebte die koreanische Halbinsel auch Ende März noch winterliche Temperaturen, und die Menschen sahen sich gezwungen, die Wintermäntel wieder aus dem Schrank zu holen. Doch die Nachricht, dass in den südlichen Regionen Koreas nun die Pflaume begonnen hat zu blühen, macht Hoffnung, dass nun endlich der Frühling Einzug erhält.
Yi Hwang, einer der bedeutendsten konfuzianischen Gelehrten, soll den Anblick der Pflaumenblüte besonders geschätzt haben, und die letzten Worte, die er vor seinem Tode sprach, sollen gewesen sein: „Bitte gieß dem Pflaumenbaum.“ Yi Hwangs Gesicht ist allen Koreanern auch dadurch bekannt, dass es die Eintausend-Won-Banknote ziert, gesäumt von prächtig blühenden Pflaumenblüten. Auch eine weitere Anekdote berichtet von der Liebe Yi Hwangs zur Pflaumenblüte. Als er Verwalter in Danyang war, kam es, dass seine Frau und sein Sohn starben und auch seine eigenen Gesundheit sich verschlechterte. Doch dann traf er die junge Gisaeng Duhyang. Sie besaß großes Talent für Dichtung, Malerei und Musik, und sie bewunderte den großen Yi Hwang. Als dessen Amtszeit zuendeging und er an einen neuen Posten beordert wurde, schenkte sie ihm zum Abschied rot und weiß blühende Pflaumenpflanzen, gab ihr Leben als Gisaeng auf und führte fortan ein bescheidenes Leben in einem Haus am Flussufer. Die beiden sahen sich nie wieder, doch vier Jahre später schickte Yi Hwang ihr folgendes Gedicht.
Auf den vergilbten Seiten der alten Bücher begegne ich weisen Männern
Und sitze ruhig im leeren Zimmer
Ich sehe die Frühlingsboten vor dem Fenster, die Pflaumenblüten.
Kein Grund, über die zerrissene Saiten des Geomungos zu klagen.
Bei Feierlichkeiten war es in Korea früher üblich, den Tisch nicht mit echten Blumen, sondern mit Papierblumen zu schmücken. Die künstlichen Pflaumenblüten aber wurden nicht aus Papier, sondern aus Bienenwachs gefertigt. Diese Wachsblumen wurden auch als „neugeborene Pflaumenblüten“ bezeichnet, da die Bienen, die das Wachs herstellen, den Honignektar in den Blüten finden. So stehen die neugeborenen Pflaumenblüten für den Kreislauf von Geburt, Tod und Wiedergeburt.
Musik
- Maehwaga (매화가) („Pflaumenblütenlied“), gesungen von Jeon Jin-kyeong (전진경)
- Hwaryudongpung(화류동풍) („Die Blüten wehen im Ostwind“), gespielt Geurim (그림) (The Forest)
- Bihwajeomchui (비화점취) („Das Treiben der Blüten“), gespielt von Han Eun-young (한은영) auf der Bipa-Laute)