Zum Menü Zum Inhalt
Go Top

Geschichte

Der Schriftsteller Sim Hun: durch Schreiben Widerstand leisten

2012-02-02

Der Schriftsteller <b>Sim Hun</b>: durch Schreiben Widerstand leisten
Der immergrüne Baum und sein Dichter

“Erst wenn der Winter kommt, lernt man die Beständigkeit der Immergrünen kennen”. Dieses koreanische Sprichwort ist ein Lobgesang auf die immergünen Bäume, die auch im harten Winter, wenn alle anderen Bäume ihre Blätter haben fallen lassen und kahl in der Landschaft stehen, in ihrem farbenfrohen Laub- oder Nadelkleid erstrahlen. In Korea werden diese Bäume wegen ihrer Unveränderlichkeit in hohen Ehren gehalten. So wurden sie auch schon mit einem Roman gewürdigt, der den Titel „Sangnoksu“, „Immergrüner Baum“ trägt. Dessen Autor, Sim Hun, war Schriftsteller, Dichter und Filmemacher, und sein kurzes, gerade einmel 35 Jahre langes Leben war bis zum Ende dem Widerstand gegen die japanische Kolonialherrschaft gewidmet.


Schriftsteller, Dichter, Filmemacher

Sim Hun wurde am 12. September 1901 in Seoul unter dem Namen Sim Dae-seop geboren. Den Künstlernamen Sim Hun nahm er im Jahr 1920 an. Er war ein guter Schüler, der ab 1915 die Gyeongseong-Oberschule besuchte, eine Eliteinstitution und die Vorgängerin der heutigen Gyeonggi-Oberschule. Doch als im März 1919 eine Welle der Demonstrationen und des Widerstandes gegen die japanischen Kolonialherren durch das ganze Land schwappte, war Sim Hun in den Frontreihen mit dabei. Er wurde verhaftet und verbrachte vier Monate im Gefängnis.

Nach seiner Freilassung wurde er von der Schule verwiesen und ging zunächst nach China. Ab dem Jahr 1921 studierte er an der Zhejiang-Universität in Hangzhou Literatur. Nachdem er 1924 in die Heimat zurückgekehrt war, begann er als Journalist bei der Zeitung „Donga Ilbo“ zu arbeiten. Gleichzeitig schrieb er Gedichte und Romane.

Doch als erstes machte er in der Filmbranche auf sich aufmerksam. 1925 spielte er in dem Film „Janghanmong“ die männliche Hauptrolle. Der ursprünglich für die Rolle vorgesehene Schauspieler war plötzlich ausgestiegen, und Sim Hun pflegte freundschaftliche Beziehungen zum Regisseur. Doch er hatte auch äußerlich durchaus das Zeug zum Schauspieler und fand schnell Gefallen am Filmen. 1926 veröffentlichte er in der „Donga Ilbo“ den Serienroman „Maskentanz“, der als erster koreanischer Roman auch verfilmt wurde. Ein Jahr später zeichnete er bei dem Film „Meondongi teul ttae“, auf Deutsch „Im Morgengrauen“, für Buch, Adaptation und Regie verantwortlich. Der Film handelte von der gesellschaftlichen Realität in der Kolonialzeit und war ein großer Erfolg.

In einer Zeit, wo beinahe ausschließlich japanische Romane verfilmt wurden, erhielt Sim Hun für sein Originaldrehbuch viel Lob. Dies, die schlechten Bedingungen beim Film und die scharfe Zensur der japanischen Kolonialregierung ließen Sim sein Interesse schließlich wieder der Literatur zuwenden.


Texte, die aufrüttelten

1930 stellte Sim Hun seinen ersten Roman mit dem Titel „Der Liebhaber des Ostens“ fertig und begann, ihn als Serienroman in der Zeitung „Joseon Ilbo“ zu veröffentlichen. Doch das Werk, das von jungen Menschen handelte, die auf eine Revolution in Korea hinarbeiteten, rief die japanische Zensur auf den Plan. Die Veröffentlichung des Romans wurde mittendrin unterbrochen. Im gleichen Jahr veröffentlichte er das Gedicht „Geunari omyeon“, „Wenn dieser Tag kommt“, das von seiner Hoffnung auf die Unabhängigkeit spricht und als eines der wichtigsten Widerstandsgedichte gilt .

Wenn dieser Tag nur kommt, bevor ich sterbe;
wie die Raben, die in den Nachthimmel fliegen, werde ich
die Glocke von Jongno mit meinem Kopf zum Klingen bringen.


Trotz Druck und Zensur war Sim also sehr produktiv und veröffentlichte in der Folge viele Romane. Der bekannteste davon ist der bereits genannte Roman „Sangnoksu“, „Immergrüner Baum“, der 1935 bei einem Wettbewerb der Zeitung „Donga Ilbo“ ausgezeichnet wurde. In dem Roman wird die damals verbreitete „V-Narod“-Bewegung beschrieben. „V Narod“ ist Russisch und bedeutet so viel wie „unter das Volk gehen“. In „Sangnoksu“ wird daher dargestellt, wie sich junge Leute in Landentwicklungsprojekten engagieren und damit das Volk aufrütteln und den Widerstandsgeist stärken.

Sein letztes Werk schrieb Sim Hun am 9. August 1936, als der Koreaner Sohn Gi-jeong bei den Olympischen Spielen in Berlin den Marathon gewann. Das Gedicht, dass er in einem Fluss hinuntergeschrieben haben soll, trug den Titel „Oh, Joseons Sohn!“, und in den Zeilen ist deutlich Sim Huns Stolz über den Sieg Sohns und sein Patriotismus zu spüren.

Am 16. September 1936 erlag Sim Hun dem Typhus. In seinem kurzen Leben war er auch unter der Kolonialherrschaft der Japaner seinen Überzeugungen treu geblieben, hatte mit seinen Texten Widerstand geleistet und damit das getan, was er als die Pflicht eines Schriftstellers ansah. Und als solch ein Mensch und Künstler ist er bis heute in Erinnerung geblieben.

Die Redaktion empfiehlt

Close

Diese Webseite verwendet Cookies und andere Techniken, um die Servicequalität zu verbessern. Die fortgesetzte Nutzung der Webseite gilt als Zustimmung zur Anwendung dieser Techniken und zu den Richtlinien von KBS. Mehr >