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Geschichte

I Ye: Joseons bekanntester Diplomat

2012-02-09

<b>I Ye</b>: Joseons bekanntester Diplomat
Aus eigener Kraft vom Mittelstand zum Adel

Vergangenen Monat schenkte ein japanischer Schriftsteller ein Exemplar seines Romanes der konfuzianischen Seokgye석계-Gedenkhalle in Ulsan울산. Das Buch erzählt vom Leben des Diplomaten I Ye이예 aus der Joseon-Ära, und sogar eine Verfilmung ist im Gespräch. Die Hauptfigur I Ye ist auch vielen Koreanern kein Begriff, und doch hat sie einen Japaner zu einem ganzen Roman inspiriert. Wer war dieser Mensch?

I Ye wurde 1373 in Ulsan in der Süd-Gyeongsang경상-Provinz geboren. Die Familie gehörte zum mittleren Stand, der das Personal für niedrigrangige Verwaltungsposten stellte. Als I Ye acht Jahre alt war, wurde seine Mutter von japanischen Piraten entführt - ein Verlust, der ihn fürs Leben prägen sollte. Die Suche nach der Mutter und der Kampf gegen die Piraten wurden für ihn zu einer Lebensaufgabe. Und durch seine Fähigkeiten und sein Engagement schaffte er es schließlich auch in eine Position, in der er etwas bewegen konnte.

Als im Dezember 1396 der Gouverneur von Ulsan von Piraten auf die japanische Insel Tsushima verschleppt wurde, bot der Verwaltungsangestellte I Ye freiwillig an, als Geisel mitzugehen. In der Gefangenschaft eignete er sich nach und nach das Japanische an, und mit Hilfe seiner neuen Sprachkenntnisse versuchte er unermüdlich, die Piraten von der Freilassung des Gouverneurs zu überzeugen. Nachdem seine Bemühungen schließlich Erfolg hatten und der Gouverneur lebend nach Joseon zurückgekehrt war, erhob der Hof I Ye als Belohnung in den Yangban양반-Stand. Mit der Thronbesteigung König Taejongs태종 wurde er dann offiziell in den diplomatischen Dienst berufen.


Mehr als 40 Reisen nach Japan

Seine erste offizielle diplomatische Mission nach Japan trat I Ye 1401 an, und in den folgenden vier Jahrzehnten sollte er um die vierzig Mal in das Nachbarland reisen. Bei all diesen Missionen zeichnete er sich durch sein Expertenwissen, seine Fremdsprachenkenntnisse, und seine bescheidene, aber äußerst erfolgreiche Art des Verhandelns aus. Bei seiner ersten Reise trug er gleich dazu bei, 50 Kriegsgefangene nach Hause zu holen, die auf der Insel Iki zwischen der koreanischen Halbinsel und Japan festgehalten worden waren. Bis zum Jahr 1416 folgten noch 15 weitere solcher Missionen, bei denen er insgesamt 667 Koreaner aus japanischer Haft befreite und nach Joseon zurückbrachte.

Im Jahr 1428 wurde unter König Sejong세종 das Amt des „Tongsinsa“통신사 eingeführt, wie die Gesandten aus Joseon nach Japan in den nächsten Jahrhunderten genannt wurden. I Ye hatte die Ehre, als erster in dieser Funktion nach Japan zu reisen. Er hatte sich inzwischen zu einem Japanexperten entwickelt, der seinesgleichen suchte. Angetrieben von der persönlichen Motivation, seine nach Japan verschleppte Mutter zu finden, und dem Wunsch, Joseon zu dienen, bildete er sich ein Leben lang weiter. Er studierte Politik und Militär der Inseln Iki und Tsushima, japanischen Schiffsbau und japanische Kultur, und suchte stets nach dem richtigen Umgang mit dem Nachbar Japan. Zwischen den Jahren 1422 und 1433 hatte er sogar mehrmals persönliche Audienzen beim japanischen Kaiser, in denen er unter anderem um eine stärkere Bekämpfung der Piraten im Ostmeer bat.

Der Gyehae-Vertrag: Grundstein für Joseons Handlesbeziehungen mit Japan

1443 spielte I Ye eine entscheidende Rolle beim Abschluss des Gyehae계해-Vertrages, der den Grundstein für die diplomatischen Beziehungen zwischen Joseon und Japan legte. In dem Vertrag wurden die Bedingungen für den Handel zwischen Joseon und der Provinz Tsushima festgeschrieben. Die Zahl der japanischen Handelsschiffe wurde auf maximal 50 pro Jahr beschränkt, und Schiffe, die nach Joseon überfahren wollten, mussten im Voraus eine Erlaubnis einholen.

Mit dem Vertrag waren die wichtigsten Rahmenbedingungen für die Beziehungen zwischen Japan und Joseon festgeschrieben worden. Doch I Ye verhandelte auch nach Abschluss des Vertrages weiter über die Bedingungen für Einreise und Aufenthalt von Japanern in Joseon. Aufgrund diesen unerlässlichen Bemühungen gelang es, die Beziehungen mit Japan und insbesondere der Insel Tsushima zu regulieren, die Gewässer im Südosten der koreanischen Halbinsel zu befrieden, und die japanischen Piraten, die eine große Bedrohung für die Sicherheit Joseons dargestellt hatten, unter Kontrolle zu halten.

Auch im Bereich des Kulturtransfers machte sich I Ye verdient. So wurde auf seinen Vorschlag hin das Wasserrad und der Zuckermais in Joseon eingeführt. Auch brachte er buddhistische Schriften nach Japan, wodurch er zur Verbreitung des Buddhismus und der Drucktechnik in dem Land beitrug. An die Verdienste I Yes um den Buddhismus in Japan erinnert heute noch ein Gedenkstein im Entsuji-Tempel in der Stadt Tshushima.

1443, im Alter von mehr als 70 Jahren, machte sich I Ye auf seine letzte Reise nach Tsushima. König Sejong, der den Diplomaten sehr schätzte, machte sich Sorgen um dessen Gesundheit, denn eine solche Reise war beschwerlich und dauerte zwischen drei und sechs Monaten. Doch I Ye ließ sich nicht davon abbringen und kehrte erfolgreich mit sieben befreiten Gefangenen wieder nach Hause zurück. Zwei Jahre später, im Jahr 1445, starb er.

I Ye war der erste „Tongsinsa“ Joseons, und machte sich in den vierzig Jahren seiner Tätigkeit als diplomatischer Gesandter nach Japan vielfach um die Beziehungen zwischen Joseon und seinem Nachbarn verdient. Sein Leben erzählt viel über die Anfangszeit des Joseon-Reiches und die Diplomatie in dieser historisch wichtigen Zeit – und so ist es durchaus verständlich, dass I Ye nun die Hauptfigur eines Romanes ist.

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