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Geschichte

Ilyeon: der Autor des „Samguk Yusa“

2012-03-08

<b>Ilyeon</b>: der Autor des „Samguk Yusa“
Wandlung zum Autor in hohem Alter

In der Goryeo-Ära, im Jahr 1206, gebar eine Frau in der Nord-Gyeongsang-Provinz einen Sohn. Kurz bevor sie ihre Schwangerschaft bemerkte, hatte sie drei Nächte hintereinander von einer runden Sonne geträumt, die ihren Bauch beschien. Aufgrund dieses Traumes nannte sie den Jungen Gyeonmyeong, auf Deutsch soviel wie „Der, der das Licht gesehen hat“. Gyeonmyeong war von tadelloser Erscheinung, mit „einem kräftigen, ausgreifenden Schritt und den Augen eines Tiger“, und zog so von Geburt an die Aufmerksamkeit seines Umfeldes auf sich. Bereits früh entschied er sich für die Mönchslaufbahn, verließ 1214 sein Zuhause und ging in den buddhistischen Muryang-Tempel im heutigen Gwangju. Dort erhielt er seine Ausbildung, wurde 1219 zum Mönch geweiht und war von da an unter dem Namen Ilyeon bekannt.

Ilyeon widmete sich ab dem Zeitpunkt ganz seinen religösen Studien. Viele Jahre lang zog er durchs Land und schrieb alles nieder, was er sah und hörte. 1281, im hohen Alter von 75 Jahren, stellte er aus diesen Protokollen schließlich ein Geschichtsbuch mit dem Titel „Samguk Yusa“ zusammen. Auf Deutsch ist es mit unter dem Namen „Legenden und Wundergeschichten der Drei Königreiche“ erschienen, und es gilt nehmen dem „Samguk Sagi“, den „Chroniken der Drei Königreiche“, als eines der zwei wichtigsten historischen Dokumente zur Frühgeschichte Koreas. Für Ilyeon war dieses Buch sein Lebenswerk.


Nationale Identitätsfindung in schweren Zeiten

Ilyeon absolvierte die staatliche Prüfung, die in der Goryeo-Ära für Mönche abgehalten wurde, mit Bestnoten und war der größte buddhistische Gelehrte seiner Zeit. Er hinterließ rund 100 religiöse Schriften und 1283 wurde er zum Lehrer des Königs ernannt, die größte Ehre, die einem Mönch damals zuteil werden konnte.

Im „Samguk Yusa“ wird die inoffizielle Geschichte der Drei Königreiche erzählt, basierend auf all den Materialien und Informationen, die Ilyeon auf seinen Reisen zusammengetragen hatte. Seine Entscheidung, das Buch zu schreiben, dürfte zu einem großen Teil auf die damalige Lage in Goryeo zurückzuführen sein. Das 13. Jahrhundert war von den Invasionen der Mongolen geprägt, die in den Augen der Bewohner Goryeos Barbaren waren. 30 Jahre lang hatte sich das Land erbittert gegen die Eindringlinge gewehrt, aber schließlich musste es sich ihnen ergeben. Die lange Zeit des Krieges und die letztliche Niederlage hinterließen bei den stolzen Menschen des Goryeo-Reiches tiefe Spuren. Um sich wieder aufzurichten und eine neue spirituelle Grundlage zu finden, gab es daraufhin viele Bemühungen, die Kultur und Traditionenen der Vergangenheit wieder aufleben zu lassen. Auch Ilyeon wollte mit dem „Samguk Yusa“ wohl seinen Mitmenschen helfen, wieder stolz auf ihre Geschichte sein zu können.

Das andere große Geschichtsbuch der Ära, die „Chroniken der drei Königreiche“, war 1145 vom Gelehrten Kim Bu-sik herausgegeben worden und hielt lediglich die historischen Fakten zu den drei Reichen Silla, Goguryeo und Baekje fest. Ilyeon jedoch begann sein Werk mit den folgenden Worten: „Dangun erklärte Asadal zur Hauptstadt und gründete das Reich Gojoseon, während in China der Kaiser Yao regierte“. Indem er die Geschichte mit dem Gründungsvater von Gojoseon, dem ersten Reich auf der koreanischen Halbinsel, beginnen ließ, gab er den Menschen eine historische nationale Identität. Neben der Legende von Dangun und Gojoseon gab er auch die Gründungsmythen von vielen anderen Königreichen wieder, die in der Vergangenheit in Korea existiert hatten: Mahan, Jinhan, die fünf Königreiche Gayas, Goguryeo, Byeonhan, Baekje, Silla, das Vereinigte Silla und die Späten Drei Königreiche. Ilyeon beschrieb die Geschichte der koreanischen Halbinsel mit Hilfe dieser Sagen, und in allen Legenden waren Botschaften der Götter für die Menschen enthalten.


Eine Schatztruhe voller Geschichten

Das „Samguk Yusa“ besteht aus fünf Bänden und neun Kapiteln. Es enthält neben den Legenden der koreanischen Reiche von Gojoseon bis zu den Späten Drei Königreichen auch die Chroniken Gogurye, Baekje und Sillas, Gayas, Spät-Goguryeos und Spät-Baekjes. Außerdem wird die Rezeption des Buddhismus in den Drei Königreichen beschrieben, und es gibt eine Sammlung von Geschichten zu bekannten Mönchen, buddhistischen Pagoden und Buddhastatuen. Das Buch ist voller Informationen zu Gesellschaft und Kultur der damaligen Zeit, die in den bis dahin existierenden Geschichtsbüchern ausgelassen worden waren, und bietet damit bis heute einen einzigartigen Einblick in die Geschichte und Kultur des alten Koreas.

Einen besonderen Schwerpunkt legte Ilyeon auf Geschichten, die zwar jedem im Volk bekannt waren, aber in keiner offiziellen Geschichtsschreibung zu finden waren. Die Legenden und Erzählungen zu Königen und Adligen, Mönchen und namenslosen Menschen aus dem Volk hatte er während seinen Reisen durchs Land zusammengetragen, und sie machen das „Samguk Yusa“ so lebendig. Das Buch ist also kein normales Geschichtsbuch, in dem lediglich trockene Fakten aufgelistet werden. Es wirft vielmehr Fragen nach dem Wesen des Universums, der Natur einer Nation oder dem Wert des Lebens auf, und beantwortet sie mit Hilfe der historischen Materialien und großer Weisheit. Koreaner finden im „Samguk Yusa“ ihre kollektiven Wurzeln, die sie zu dem gemacht haben, was sie heute sind, und sie finden mit Hilfe des Buches auch Wegweiser für die Zukunft. Der Autor des „Samguk Yusa“, Ilyeon, arbeitete bis zum letzten Moment seines Lebens an dem Meisterwerk und verstarb schlielich im Jahr 1289.

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