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Geschichte

Der Dichter Park Du-jin: Gesänge auf die Natur

2012-07-05

Der Dichter <b>Park Du-jin</b>: Gesänge auf die Natur
La carta de julio

Die Sonne im Juli riecht nach Löwenjungen.
Die Sonne im Juli riecht nach Rosen.
Ich möchte mir eine große Scheibe aus ihr ausschneiden und um den Hals hängen,
ich möchte mit einem Wagen durch die weiten Steppen fahren und mein Herz in ihr bräunen.


Der Juli ist eine Zeit der gespannten Erwartung auf Urlaub in fernen Ländern und der Sorge angesichts der brennenden Sommerhitze. Von den vielen Gedichten, die sich diesem Monat widmen, ist eines der bekanntesten das eben gelesene „Ein Brief im Juli“ des Dichters Park Du-jin.

Die Begegnung mit der Natur zog sich durch das gesamte Werk von Park Du-jin – so sehr, dass er gemeinsam mit anderen zur „Cheongnokpa“, zur „grünen Fraktion“ unter den koreanischen Dichtern gezählt wurde. Er war bis zu dem Augenblick, in dem er seinen Stift niederlegte, ein Mensch auf der Suche nach der Wahrheit. Den Ausdruck für seine Entschlossenheit, für seine Gedanken fand er in der Natur, und dies formulierte er in seinen Gedichten.

Bis zu einem jungen, frischen Tagesanbruch

Park Du-jin wurde am 10. März 1916 in der Stadt Anseong als Sohn eines Pächters geboren. Anseong lag inmitten von weiten, fruchtbaren Ebenen und galt damals als Kornspeicher des Landes. Dadurch war die Gegend aber auch in besonderem Maße der Ausbeutung durch die japanischen Kolonialherren ausgesetzt. In einem späteren Essayband erinnerte sich Park an seine Heimat als eine „grausame Hölle, in der die Menschen nur noch Haut und Knochen waren und sich von Gräsern und Baumrinde ernährten“. Sein Hauptnahrungsmittel als Kind war ein Hirsebrei, der so wässrig war, dass sich das Gesicht darin widerspiegelte. Trotz dieser Armut besuchte Park von klein auf die Dorfschule, in der er die chinesische Schrift und Literatur lernte und von einem Leben für und mit dem geschriebenen Wort träumte.

Besonders gerne stieg er auf den Cheongnyong-Berg hinauf, von dem er einen Ausblick auf das Charyeong-Gebirge hatte, das das Dorf einrahmte. Von dort genoß er an so manchem klaren Morgen den Sonnenaufgang, dessen Anblick die Verzweiflung und Trauer in seinem Herzen weichen und ihn von einem neuen jungen und frischen Tag träumen ließ.

Ein Dichter der „grünen Fraktion“

Bereits als Jugendlicher begann er, bei der Kreisverwaltung des Kreises Anseong zu arbeiten und sich selbst seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Mit 18 wechselte er zum Kulturverlag Eulyu in Seoul und begann, sich autodidaktisch mit der Literatur zu beschäftigen. Im Jahr 1939 gab er sein Debüt als Dichter.

Auf die Empfehlung des Dichters Jeong Ji-yong, der damals im Auswahlgremium eines Literaturmagazines saß, wurden mehrere seiner Gedichte gemeinsam mit Werken von Jo Ji-hun und Park Mok-wol veröffentlicht. Sie stießen auf großes Interesse in den damaligen literarischen Kreisen. Und Park Du-jin war keine Eintagsfliege: er wurde den hohen Anfangserwartungen gerecht und veröffentlichte auch in der Folge weitere Meisterwerke wie die Gedichte „So blau wie mein Himmel“ und „Blumenwolken“.

In Park Du-jins Gedichten tauchen immer wieder Elemente aus der Natur auf: der Himmel, die Bäume, das Meer und die Blumen. Sie werden jedoch von ihm als etwas Übernatürliches dargestellt. Damit kritisierte Park den in den 1930ern vorherrschenden poetischen Stil, der die sprachliche Handfertigkeiten der Dichter in den Vordergrund stellte. 1946 gab er gemeinsam mit Jo Ji-hun und Park Mok-wol die Gedichtesammlung „Cheongnokjip“ heraus. In diesem Band wurden die nationale Identität und der Widerstandsgeist der Koreaner in den letzten Jahren der japanischen Kolonialherrschaft behandelt, und zwar in Bildern aus der Natur. Park wollte damit nicht der Realität entfliehen, sondern vielmehr in der Natur den verlorenen Lebensquell und die vergrabenen Traditionen wiederfinden, um den Menschen nach Jahren der poetischen und literarischen Dunkelheit wieder Mut zu geben.

Gedichte der Entschlossenheit

In der Zeit um die Befreiung Koreas von der japanischen Kolonialherrschaft 1945 fungierte Park Du-jin als ein Verbindungsglied, mit dem das Fortbestehen der koreanischen Poesie gesichert wurde. 1949 gab er seine erste eigene Gedichtesammlung heraus. In ihr war auch sein bis heute bekanntestes Gedicht, „Sonne“, enthalten.

Gehe auf, Sonne. Gehe auf, Sonne.
Gehe auf, du strahlendes und wunderschönes Gesicht.
Nage an der Dunkelheit hinter den Bergen,
nage die ganze Nacht hindurch an der Dunkelheit hinter den Bergen,
und gehe brennend, jung und frisch wieder auf.


Das Gedicht war in dem Strudel der Gefühle um die Befreiung 1945 und den historischen Wirrungen in der Zeit danach entstanden. Es zeigte Parks Zuwenden zur Realität und den historischen Begebenheiten. Diese Entwicklung setzte sich durch den Korea-Krieg, den Studentenaufstand unter Rhee Syng-man 1960 und den Militärputsch unter Führung des späteren Präsidenten Park Chung-hee am 16. Mai 1961 fort. Spätere Werken wie „Die Spinne und das Sternzeichen“ und „Ein menschlicher Urwald“, die von Freiheit und Gerechtigkeit handeln, spiegeln dies wider.

40 Jahre lang unterrichtete Park außerdem an Universitäten und beeinflusste so mehr als 50 Dichter aus nachfolgenden Generationen. Am 16. September 1998 verstarb er im Alter von 82 Jahren nach langer Krankheit. Durch sein eigenes Werk und die Schüler, die er hinterließ, gilt er bis heute als ein wichtiger Meilenstein in der Geschichte der koreanischen Poesie.

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