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Geschichte

Der Gelehrte Jo Sik: Das Denken in die Tat umsetzen

2012-07-26

Der Gelehrte <b>Jo Sik</b>: Das Denken in die Tat umsetzen
Symbolfigur des handelnden Intellektuellen

Im 16. Jahrhundert brachte der Südosten der koreanischen Halbinsel die sogenannte Yeongnam-Schule hervor, die vor allem von zwei neo-konfuzianischen Gelehrten repräsentiert wurde: Yi Hwang, der auch unter seinem Beinamen Toegye bekannt ist, und Jo Sik, dessen Pseudonym Nammyeong war. Jo Sik wollte Zeit seines Lebens und auch über den Tod hinaus nur „Cheosa“ genannt werden. Dies war eine Bezeichnung für Menschen, die ihr Leben lang den Dienst für den Staat ablehnten und sich ganz ihren Studien widmeten. Obwohl Jo ein Mensch von großer Weisheit war, der neben Yi Hwang zu den großen konfuzianischen Gelehrten gezählt wurde, blieb er diesem Prinzip sein ganzes Leben lang treu und grenzte sich von allen politischen Aufgaben ab.

Das bedeutete aber nicht, dass er nur in der Welt der Bücher lebte. So trug er immer eine kleine Glocke bei sich, die beim Gehen klingelte und ihn daran erinnerte, über sich und die Welt zu reflektieren. Auch ein Schwert hatte er immer bei sich, um gelegentlich aufkommende egoistische Bedürfnisse symbolisch herausschneiden zu können. Und er war ein Intellektueller, der das Handeln nicht vergaß und unablässig die korrupte Machtelite kritisierte.

Abwenden von einer Beamtenkarriere

Jo Sik wurde 1501 im heutigen Hapcheon-Kreis in der Süd-Gyeongsang-Provinz geboren. Er war der zweite Sohn des Gelehrten und Beamten Jo Eon-hyeong. Als er fünf Jahre alt war, wurde sein Vater nach Seoul an den Hof berufen, und die Familie siedelte zunächst in die Hauptstadt um. Es folgten weitere Postenwechsel seines Vaters, die mehrere Umzüge für die Familie bedeuteten, und während dieser ganzen Zeit widmete sich Jo vor allem seinen Studien.

Als er 15 Jahre alt war, wurde sein Vater zum Gouverneur des Kreises Dancheon in der nördlichen Hamgyeong-Provinz ernannt. Jo Sik beschäftigte sich dort neben den konfuzianischen Klassikern auch mit so verschiedenen Wissensgebieten wie der Astronomie, der Geographie, der Medizin und der Militärstrategie. Mit diesen vielfältigen Studien wollte er Lösungen für die Probleme des einfachen Volkes finden, die er als Sohn des Kreisvorstehenden hatte beobachten können.

Als er 20 Jahre alt war, fanden die ersten staatlichen Beamtenprüfungen der Joseon-Ära statt, die Jo ohne Mühe bestand. Doch kurz darauf kam es zu einem Zwischenfall, der Jos Laufbahn unterbrach. 1519 führten konservative Beamte unter den jungen aufsteigenden neo-konfuzianischen Gelehrte und Beamte eine Säuberungsaktion durch, und von dieser war auch Jos Familie betroffen. Sein Onkel und dessen Familie wurden ausgelöscht, und Jos Vater verlor seinen Posten. Daraufhin kehrte die Familie wieder in ihre Heimat zurück. Ungefähr zu dieser Zeit las Jo Sik die folgenden Worte des chinesischen Gelehrten Xu Heung, die einen tiefen Eindruck hinterließen: „Was für einen Sinn haben Ziele im Leben und das Studieren, wenn man als Beamter das Nichtstun pflegt und in der Einsamkeit all seine Prinzipien und Überzeugungen vergisst?“ Beeindruckt von dieser Aussage beschloss Jo mit 25 Jahren, sich nicht mehr auf die Beamtenprüfungen vorzubereiten, sondern sich ganz der Ergründung der konfuzianischen Philosphie zu widmen.

Ein konfuzianischer Gelehrter mit einem Schwert

1526 verstarb Jos Vater überraschend. Nach der dreijährigen Trauerzeit zog Jo mit seiner Familie nach Gimhae, wo die Eltern seiner Frau lebten. Mit 48 kehrte er wieder in seine Heimat zurück. Dort errichtete er einen Studierpavillon, ging seinen Studien nach und widmete sich der Lehre. Im Gegensatz zu Toegye, der das neokonfuzianische Bild des Universums mit der Frage nach dem Wesen des Menschens zu verbinden versuchte, strebte Jo Sik danach, die idealistischen Vorstellungen des Neokonfuzianismus zu überwinden und sich eher praktischen Fragen zu widmen. Er gab sich nicht damit zufrieden, etwas nur zu wissen, sondern musste es auch leben. Es war ihm wichtig, Armut am eigenen Leibe zu erfahren und Älteren in jeder Lage seinen Respekt zu zeigen. „Respekt“ und „Gerechtigkeit“ waren seine Leitprinzipien, und er übte auch im Alltag in jedem Moment äußerste Selbstkontrolle aus. Seine Philosophie begründete eine Denkschule, die im Angesicht von Ungerechtigkeit kompromisslos war und keinen Millimeter von ihren Prinzipien abrückten.

Mit dieser Haltung, aufgrund der er unentwegt die Realität kritisierte und nach Wegen suchte, um das Leben des Volkes zu verbessern, war Jo ein Vorbild für viele Gelehrten seiner Zeit und war bald im ganzen Land bekannt. Er galt als ein herausragender Denker mit einer beeindruckenden inneren Stärke. Mit diesem Ruf zog er natürlich bald auch das Interesse des Hofes auf sich. Immer wieder wurde er auf verschiedene Posten berufen, doch Jo lehnte sie alle ab. 1555 kam es schließlich zum Eklat. Als ihm der Gemeindevorsteherposten in der Gemeinde Danseong angetragen wurde, brachte Jo seinen Verzicht in einem Schreiben zum Ausdruck, das als „Danseong-Petition“ bekannt wurde. Darin kritisierte er die Korruption der Machtelite aufs schärfste, nannte den König Myeongjong einen Waisenjungen, und die Königinmutter, die damals anstelle ihres jungen Sohnes hinter den Kulissen die Fäden zog, eine Witwe. Diese Petition machte Jo Sik zwar sehr umstritten, aber seinen Ruhm vergrößerte sie eher noch.

Weitergabe von lebendigen Wissen

Nachdem bereits im Jahr 1551 viele Gelehrte zu Jo Sik gekommen waren, um bei ihm in Lehre zu gehen, zog dieser nach Sancheong am Fuße des Jiri-Gebirges um und errichte das Anwesen Sancheonjae. Dort widmete er sich bis zu seinem Tod 1572 der Lehre. Da sich Jo Sik vor allem der Anwendung und der praktischen Umsetzung des Konfuzianismus gewidmet hatte, hinterließ er nicht viel Schriften. Doch seine Schüler führten seine Gedanken fort und stiegen unter König Seonjo zu wichtigen Positionen in Politik und Wissenschaft auf. Auch während den Imjin-Kriege Ende des 16. Jahrhunderts spielten 50 seiner Schüler eine wichtige Rolle, als sie zu den Waffen griffen und sich an der Verteidung des Landes beteiligten. Damit führten sie die Schule ihres Lehrers, laut der man im Angesicht von Ungerechtigkeit nicht schweigen darf und seine Prinzipien auch leben muss, weiter.

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