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Nordkorea

Der Fall Otto Warmbier und Nordkorea

2017-06-29

Schritte zur Wiedervereinigung

Der Fall Otto Warmbier und Nordkorea
Am 19. Juni starb der US-Student Otto Warmbier in seiner Heimat Ohio, nachdem er sechs Tage zuvor im Wachkoma liegend aus Nordkorea zurückgebracht worden war. Dort wurde er im Januar 2016 während eines Besuchs in Pjöngjang festgenommen und später zu 15 Jahren Zwangsarbeit wegen angeblich staatsfeindlicher Aktivitäten verurteilt. Er soll ein politisches Propagandaplakat in einem Hotel gestohlen haben. Schon kurz nach der Verurteilung soll er in ein Koma gefallen sein. Nordkorea behauptete, dass Warmbier Symptome von Botulismus gezeigt habe. Nach der Einnahme einer Schlaftablette sei er nicht mehr aufgewacht. Seine Familie und auch die US-Medien vermuteten, dass er während seiner Haft einer brutalen Behandlung ausgesetzt gewesen sei. Zum Thema sagt Oh Gyeong Seob vom Korea-Institut für Nationale Vereinigung:

Nordkorea nahm 2009 die CNN-Reporterinnen Laura Ling und Euna Lee fest. Die nordkoreanische Regierung verlangte den Besuch eines hochrangigen Gesandten als Voraussetzung für Verhandlungen, und die beiden Journalistinnen konnten nach einem Besuch des früheren US-Präsidenten Bill Clinton in Pjöngjang wieder in ihre Heimat zurückkehren. Nordkorea hielt Kenneth Bae seit 2012 zwei Jahre lang fest. Das Land hat mehrfach solche Verbrechen gegen die Menschlichkeit unternommen, und Warmbiers Tod lenkte die internationale Aufmerksamkeit auf das Thema.

Nordkorea wird vorgeworfen, die Inhaftierung von Ausländern als diplomatisches Druckmittel zu benutzen. Besonders betroffene US-Bürger könnten als Verhandlungskarte im Streit um sein Atomprogramm dienen:

Es scheint so, als ob Nordkorea die Geiseln vorrangig dazu nutzt, um die Oberhand in einer bestimmten diplomatischen Situation gegenüber den USA zu erlangen. Die Geisel-Diplomatie könnte als Mittel dafür gebraucht werden, um Gespräche mit Washington aufzunehmen. Ein anderer Zweck hinter der Verhaftung könnte es sein, christliche missionarische Aktivitäten zu unterdrücken. Eine Reihe von amerikanischen und koreanischen Missionaren wurde in der Vergangenheit verhaftet. Die Verhaftungen könnten Teil der Bemühungen Nordkoreas um den Erhalt des Regimes sein.

Nordkoreas „Geiseldiplomatie“ war auch im Februar nach der Ermordung von Kim Jung-nam, dem Bruder von Machthaber Kim Jong-un, in Malaysia zu sehen. Einige malaysische Bürger wurden in Nordkorea festgenommen und später im Austausch von Verdächtigen und Kims Leichnam freigelassen. Es wird davon ausgegangen, dass Nordkorea derzeit zehn Ausländer, darunter sechs Südkoreaner, drei Amerikaner und einen Kanadier koreanischer Abstammung, festhält:

Drei der inhaftierten Südkoreaner in Nordkorea sind Missionare, sie werden seit 2013 und 2014 festgehalten. Die drei anderen sind Flüchtlinge aus Nordkorea. Drei Amerikaner und eine koreanisch-kanadische Person werden ebenfalls dort festgehalten, doch ist unklar, wo sie sich befinden und wie sie behandelt werden. Südkoreanische Missionare werden oft in China gekidnappt, während sie fluchtwilligen Nordkoreanern helfen wollen. Amerikaner oder andere Ausländer wurden wegen ihrer missionarischen Aktivitäten festgenommen oder weil sie nordkoreanisches Propagandamaterial zerstört haben.

Es wird vermutet, dass die betroffenen Amerikaner generell während ihrer Haft relativ gut behandelt werden. Doch sagten einige Amerikaner, die früher in Nordkorea festgehalten wurden, dass sie aufgrund ihrer Isolation und Zwangsarbeit extremem Stress ausgesetzt gewesen seien. Der koreanischstämmige Missionar Robert Park wurde 2010 nach 40 Tage langer Haft freigelassen. Er sagte, dass er gefoltert worden sei:

Nach Aussagen von Kenneth Bae ermittelt die Staatssicherheitsbehörde in Nordkorea gegen die festgenommenen Ausländer. Es wird gesagt, dass die Festgenommen in dieser Zeit Menschenrechtsverletzungen und brutaler Behandlung ausgesetzt sind. So soll ihnen nur drei bis vier Stunden Schlaf erlaubt sein. Auch sollen sie den Rest des Tages gezwungen sein, zu stehen oder zu knien. Sie sollen dazu gezwungen werden, Verbrechen gegen den Staat zuzugeben und bei Pressekonferenzen ihre Verbrechen zu beschreiben, wenn sie freigelassen werden wollen. Die meisten Ausländer werden in speziellen Gefangenenlagern gehalten, und sie werden zu harter Arbeit von acht Uhr morgens bis sechs Uhr abends an sechs Tagen in der Woche gezwungen. Es gibt Beweise, dass die Menschenrechte der Gefangenen verletzt werden.

Etwa eine Woche nach Warmbiers Tod erklärte Nordkorea, dass der plötzliche Tod des Studenten ein „Rätsel“ sei. Nordkorea sei in dem Fall „das größte Opfer“ und Warmbier sei bis zu seiner Rückkehr in die USA medizinisch behandelt worden:

Jeder diplomatischer Kanal, der zwischen den USA und Nordkorea vor Warmbiers Tod existierte, wurde aufgelöst. Die Öffentlichkeit in den USA verlangt, dass Nordkorea für Warmbiers Tod zur Verantwortung gezogen werden muss. Es ist möglich, dass die US-Nordkorea-Beziehungen für lange Zeit eingefroren bleiben. Was wir aus dem Fall Warmbier oder dem von Kenneth Bae lernen, ist, dass die Sanktionen gegen Nordkorea strenger werden, und dass sich die USA in ihren Geiselverhandlungen mit Nordkorea sehr passiv verhalten. Angesichts der Haltungsänderung Washingtons nimmt die internationale Kritik an den Menschenrechtsverletzungen Nordkoreas zu.

Die südkoreanische Regierung hat die rasche Freilassung aller in Nordkorea festgehaltenen Amerikaner und Südkoreaner gefordert. Doch gibt es keine Verhandlungskanäle:

Es ist ein klarer Verstoß gegen die Menschenrechte, jemanden für seine missionarischen Tätigkeiten oder wegen angeblicher Verbrechen gegen den Staat oder der Beschädigung von Propagandapostern zu inhaftieren. Südkorea und die USA sollten die Angelegenheit vor die UN bringen und Nordkorea drängen, offenzulegen, wie die Festgehaltenen behandelt werden.

Warmbiers Tod hat ein Schlaglicht auf die Menschenrechtssituation in Nordkorea geworfen. Pjöngjang riskiert mit der Inhaftierung von Ausländern, dass die Sanktionen gegen das Land verschärft werden.

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