Hongkong kämpft gegen den Geburtenrückgang. Eine Bürgerorganisation des Stadtstaates, die sich mit Problemen der jungen Generation befasst, gab in ihrer Quartalszeitschrift vom Juni einen Sonderartikel mit dem Titel „Wo sind die Kinder?“ heraus. Darin wird im Detail darauf eingegangen, dass sich in Hongkong die gesamte Gesellschaft mit dem Problem der niedrigen Geburtenrate auseinandersetzen müsse. Weil immer mehr Frauen in der Sonderverwaltungszone spät oder gar nicht heiraten, und auch nach der Eheschließung mit dem Kinderkriegen zögern, ist Hongkong mit 1,1 Kindern pro Frau bei der Fertilitätsrate im Staatenvergleich Schlusslicht.
Mit dem Problem des Geburtenrückgangs und der damit einhergehenden Alterung der Gesellschaft sind die meisten Industrieländer konfrontiert. In den sogenannten asiatischen Tigerstaaten ist die Situation wegen der schnellen wirtschaftlichen Entwicklung in den vergangenen Jahrzehnten ein besonders brisantes Thema geworden. Neben Hongkong ist auch in Taiwan, Südkorea und Singapur die Geburtenrate seit den 90er Jahren deutlich gesunken. Angaben der CIA zufolge ist die Geburtenziffer in Singapur mit 0,79 im Vergleich von 224 Staaten weltweit am niedrigsten. Hongkong und Taiwan befinden sich mit einer Geburtenziffer von 1,11 ebenfalls in der untersten Gruppe. Südkorea rangiert mit einer Geburtenquote von 1,24 auf Rang 219.
Die Ursachen des demografischen Wandels in den Tigerstaaten sind auf die rasante wirtschaftliche Entwicklung und höhere Bildung und verbesserte Stellung der Frauen in der Gesellschaft zurückzuführen. Während es insbesondere in Taiwan und Südkorea den Frauen in den 80er Jahren noch genügte, eine gute Hausfrau zu sein, möchten sie heute Karriere machen. Beruf und Familie lassen sich aber schwer unter einen Hut bekommen. Sollte sich der Trend fortsetzen, müssten sich die Tigerstaaten mit großen demografischen Problemen auseinandersetzen. Die Regierungen befürchten bereits für die nahende Zukunft einen ernsthaften Mangel an Arbeitskräften und einen damit verbundenen Einbruch beim Wirtschaftswachstum.