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Wirtschaft

Covid-19 und die Folgen für den Arbeitsmarkt

#Thema der Woche l 2021-01-18

ⓒ Getty Images Bank

Südkorea hat 2020 infolge der schlimmsten Arbeitsmarktkrise seit 22 Jahren fast 220.000 Jobs verloren. Die jährliche Beschäftigungszahl ist bisher nur viermal zurückgegangen: während des Ölschocks 1984, der Finanzkrise in Asien 1998, der Kreditkartenkrise 2003 sowie der globalen Finanzkrise 2009. Zum Thema sagt der Forscher Bae Min-geun vom LG Economic Research Institute:


Die Arbeitslosenquote ist einer der Indizes, um die Arbeitsmarktsituation einzuschätzen. Die Quote stieg im Dezember um etwa 1 Prozent gegenüber dem normalen Wert von 2 bis 3 Prozent auf 4,1 Prozent. Ein anderer Index ist die Zahl der Erwerbstätigen. Nach Angaben von Statistics Korea lag die Zahl im vergangenen Jahr bei 26,9 Millionen, um 218.000 oder 0,8 Prozent weniger als 2019. Es war der erste Arbeitplatzverlust im Jahresvergleich seit 2009 und der größte Rückgang seit 1998, als Korea als Folge der Asienkrise 1,27 Millionen Jobs verlor.


Die Beschäftigtenzahl ging im März zurück, als die Wirtschaft die Folgen des Coronavirus-Ausbruchs zu spüren begann. Im Dezember waren 628.000 Menschen weniger beschäftigt als ein Jahr zuvor. Auch die Beschäftigungsquote im Jahresvergleich begann im März zu fallen. Die negativen Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt machten sich besonders im Dienstleistungsbereich und bei Aushilfsjobs bemerkbar. Die Corona-Pandemie sorgte vor allem bei kontaktlosen Diensten für einen neuen Schub und beschleunigte den Übergang zur vierten industriellen Revolution: 


Eine Analyse der Arbeitslosenversicherungsnehmer zeigt, welche Industriezweige von der Pandemie profitierten und welche nicht. Anbieter von kontaktlosen Diensten, Batterien für Elektroautos, Bioprodukten und entsprechenden Forschungen konnten sogar Arbeitsplätze schaffen. Dagegen mussten die Stahl-, Transport- sowie Beherbungsindustrie viele Menschen entlassen. In einem gewissen Sinn findet derzeit eine Restrukturierung des Arbeitsmarkts statt.


Die Beschäftigungszahl ging in allen Altersgruppen zurück. Die Ausnahme bildete wegen des Jobangebots durch die Regierung die Gruppe der 60-jährigen und älteren Erwerbstätigen. Die Schaffung von Arbeitsplätzen ist eine der Prioritäten der Regierung von Präsident Moon Jae-in. Das Jobbudget stieg 2020 im Jahresvergleich um 20,1 Prozent auf 25,5 Billionen Won oder 23,2 Milliarden Dollar. Doch die entsprechenden Ausgaben konnten den Arbeitsmarktschock nicht abfedern: 


Die Regierung hat in den vergangenen zwei Jahren aktiv Arbeitsplätze im öffentlichen Bereich angeboten. Doch diese Jobs sind auf die Dienstleistungsbereiche konzentriert, die direkte Kontakte erfordern. Wegen der Ausbreitung von Covid-19 ist es für sie schwierig, zu überleben. Das macht es für die Regierung hart, das Jobprogramm weiterzubetreiben. Grundlegend ist es unmöglich und auch unangemessen, das Projekt zur Schaffung von Arbeitsplätzen langfristig durch Steuereinnahmen fortzusetzen.


Hinzu kommt, dass die Zahl der Menschen, die ihre Arbeitsplatzsuche aufgeben oder eine Pause bei der Suche einlegen, das höchste Niveau seit Beginn der entsprechenden Datenerfassung erreicht hat. Einschließlich dieser zwei Gruppen hat die Zahl der Langzeitarbeitslosen fast drei Millionen erreicht. Sie werden der wirtschaftlich inaktiven Bevölkerung zugerechnet und nicht den Arbeitslosen.  


Der Arbeitsmarkt verlief im vergangenen Jahr weiter schleppend, und der Trend setzt sich in diesem Jahr fort. Im Rückblick jedoch erhöht sich dabei die Jugendarbeitslosigkeit seit 2014, was andeutet, wie schwierig es ist für junge Menschen, einen Job zu finden. Während der langen Rezession in den 1990er und 2000er Jahren in Japan konnten zahlreiche junge Menschen keine Arbeit finden, und sie waren finanziell von ihren Eltern abhängig. Sie werden von manchen auch als “verlorene Generation” beschrieben. Wenn junge Leute weiter ohne Arbeit sind, werden das wirtschaftliche oder industrielle Wissen und die Technologien nicht richtig auf die jüngere Generation transferiert. Die Kluft zwischen den Generationen wird größer.


Der Ausblick auf die Zukunft des Arbeitsmarkt ist eingetrübt. Angesichts der strengen Corona-Beschränkungen werden sich die Arbeitsmarktdaten auch in den ersten beiden Monaten des laufenden Jahres vermutlich verschlechtern. Die Regierung kündigte an, 80 Prozent der öffentlichen Jobangebote für dieses Jahr in das erste Quartal zu verlegen:


Verglichen mit dem vergangenen Jahr werden sich die wirtschaftlichen Indizes in diesem Jahr voraussichtlich verbessern. Doch der Arbeitsmarkt tendiert dazu, sich erst einige Zeit nach der Verbesserung der wirtschaftlichen Situation zu erholen. Die Beschäftigungszahl wird in der ersten Jahreshälfte niedrig bleiben, selbst wenn die Wirtschaft zulegt. Die Industrien, nicht die Regierung, tragen hauptsächlich zur Arbeitsplatzbeschaffung bei. Es ist für die Regierung besonders wichtig, eine Politik auszuarbeiten, die den Unternehmen und Industriezweigen hilft, zu wachsen. Die Jugendarbeitslosigkeit ist seit Jahren ein größeres Problem für Korea. Die Regierung sollte eine effektive Politik einführen, die verhindert, dass sich diese Situation fortsetzt.

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