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Kultur

Lim No-wol: „Cheoyeom – Flammende Schönheit“ (1924)

2023-06-20

ⓒ Getty Images Bank

Wie die ganze Welt weiß, bin ich ein sehr fähiger und intelligenter Mann. Wenn ich sagen würde, dass ich durch die bloße Verführung einer Frau inkompetent und schwach geworden bin, würdet ihr lachen und sagen, das sei unmöglich. Aber wenn ich sage, dass ich wegen eines Mädchens namens A. zu einem kompletten Idioten geworden bin, so solltet ihr mir doch glauben.



Wie konnte sie mich nur so verführen? Ich werde immer ängstlicher bei dem Gedanken an sie. Ich glaube, sie hat irgendeine seltsame magische Kraft, um mich hilflos zu machen.

Auf einer anderen Seite des Tagesbuchs stand.

Ein berauschender Duft scheint von ihr auszugehen. Ich werde ohnmächtig, wenn ich diesen Duft einatme, als ob mich der Schlaf übermannen würde. Auch bekomme ich eine Gänsehaut, wenn ich ihre schwarzen Augen sehe und ihre Lippen, so blau wie die Blüte der Ballonblume. Wenn ich diese Lippen küsse, habe ich das Gefühl, scharfes Gift auf meinen Mund zu bekommen. 

Oh, was für eine seltsame Frau. Ich glaube, sie könnte mich jederzeit umbringen.

Auf der nächsten Seite stand:

Sie ist die Art von Frau, die ich nie ergründen kann. Wenn ich herausfinden wollte, wer sie ist, müsste ich wohl ihren ganzen Körper umarmen.



Sie hatte die Macht, die Lust eines Mannes zu untergraben. Diese Macht war ein giftiger Pilz, eine Macht, die einen Mann unerbittlich verführte, ihn aber gleichzeitig auch ins Verderben trieb. 

Als ich über diese Idee nachdachte, kam mir ein beängstigender Gedanke. War so etwas wirklich möglich? Nein, all diese Gedanken waren allein meine Wahnvorstellung. Aber wie ließ es sich erklären, dass sich, nachdem ich wieder von ihr geträumt hatte, meine Krankheit so verschlimmerte?

Während ich auf dem Bett lag, gingen mir viele Gedanken durch den Kopf. 

Oh, oh, du Unverbesserliche! Warum kommst du nur in meinen Träumen zu mir? Weißt du nicht, dass ich dich unter Qualen suche? 

Ich erinnerte mich an eine Zeile aus einem Gedicht von Tagore, in dem es heißt: "Eine Frau ist für einen Mann ein Traum und ein Schatten zugleich." Untröstlich  stieß ich einen Seufzer aus und einsam schlief ich ein.




Lim No-wol (?-?): „Cheoyeom – Flammende Schönheit“ (1924) 

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