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Kultur

Bak Wan-seo: „Aber ein Happy End“ (2006)

2023-08-01

ⓒ Getty Images Bank
Aus dem Wohnzimmerfenster sieht man direkt auf die N 43. Das gefiel mir am besten, gleich als ich mir die Wohnung das erste Mal ansah. 
Die Bushaltestelle befindet sich direkt vor dem Haus, mit einem Dach, das vor Regen und Sonne schützt, und einer Bank, auf der man bequem auf den Bus warten kann.
Die Straße führt nach Seoul. Die Überlandbusse, die hier vorbeifahren, kommen aus verschiedenen Städten und Bezirken rund um Seoul und haben jeweils eine eigene Nummer, aber sie fahren alle zur Station Gangbyeon der U-Bahn-Linie 2.
Man kann jeden beliebigen Bus nehmen, und erreicht die Linie 2, die Ringlinie.
Allein der Gedanke daran reichte aus, um mich über meinen Leichtsinn hinwegzutrösten, von einem Leben auf dem Land zu träumen.


Es waren nur sechs oder sieben Fahrgäste, aber als mir klar wurde, dass sie sich über mich lustig machten, bekam ich ein mulmiges Gefühl.
„Großmütterchen, man steigt nicht durch die offene Tür in den Bus ein, sondern durch die Vordertür. Durch die Vordertür, die Vordertür. Verstanden?“, sagte der Busfahrer.
Ich widerstand dem Drang, ihm zu sagen, dass ich nicht taub sei.
Ich schwankte hilflos in der Mitte des Busses, hielt mich am Griff fest und spürte, dass alle Augen auf mich gerichtet waren.


„Wieso steigen Sie denn einfach aus, ohne ihr Wechselgeld zu nehmen?“, fragte der Fahrer. 
Da erst fiel mir ein, dass ich ihm einen 10.000-Won- und einen 5.000-Won-Schein gegeben hatte und einfach ausgestiegen war.
„Wollen Sie damit sagen, dass Sie für dieses Geld extra gewendet haben und hierher gefahren sind?“, fragte ich.
„Na logisch.“ Er war ein rustikal aussehender junger Mann, aber als strahlend lächelte, zeigte er saubere, weiße Zähne.
„Unser Land ist wirklich schön“, sagte ich etwas unbeholfen im Sinne dankernder und lobender Worte.
„Ich hatte den Eindruck, Sie wären etwas kühl, aber Sie haben wohl lange im Ausland gelebt, oder?“, meinte er.
Ich sagte weder ja noch nein, sondern lächelte nur. In der Hoffnung, ihm Glück zu bringen, so wie er es mir gebracht hatte.



Bak Wan-seo (1931-2011): „Aber ein Happy End“ (2006)

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