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Kultur

Cho Myunghee: „Der Fluss Nakdong“ (1927)

2023-08-22

ⓒ Getty Images Bank
Der Fluss Nakdong, der siebenhundert Meilen lang fließt, nimmt an dieser Stelle seine Nebenflüsse auf, bevor er ins Meer mündet. Quadratische Schilffelder entlang des Flusses erstrecken sich bis zum Meer, und in den Falten der weiten Felder liegen hier und da Dörfer verstreut. 
Dieser Fluss, diese Felder und der Mann, der dort lebte. Der Fluss schlängelte sich schon so lange, wie der Mann sich durch sein Leben geschlängelt hatte. Der Fluss und der Mann, würden sie nun für immer voneinander getrennt sein?


„Du musst so sein wie eine Bombe, die in der untersten Gesellschaftsschicht explodiert. Du musst gegen alles rebellieren, gegen deine Familie, die Gesellschaft, andere Frauen und Männer“, sagte Park.
Voller Rührung vergrub Rosa ihr Gesicht in Seong-uns Schoß und weinte. Die Macht der Liebe veränderte Rosa auf dramatische Weise. 
Ihr richtiger Name war nicht Rosa. Seong-un hatte Rosa Luxemburg erwähnt und ihr den Namen vorgeschlagen. 
„Dein Nachname ist Roh, also lass uns deinen Namen in Rosa ändern. Versuch, eine echte Rosa zu werden“, meinte er.


Auf der schwarz umrandeten Flagge stand: „Der Sarg des verstorbenen Genossen Park Seong-wun“. 
Es folgten Fahnen in verschiedenen anderen Farben. Jede von ihnen trug den Namen einer Vereinigung, eines Bündnisses, einer Genossenschaft oder eines Betriebes. Die Fahnen stammten von den Leitern dieser Gruppen. Ihnen folgten mehrere Trauerbanner.
„Der Krieger ist von uns gegangen. Aber sein leidenschaftliches Blut fließt noch immer durch unsere Herzen.“
„Du bist also fort! Du bist gegangen, bevor der Tag anbrach. Ich kann deine Hand nicht mehr halten während des Tanzes in der Morgendämmerung eines neuen Tages.“


An einem späten Morgen, als der erste Schnee des Jahres heftig fiel, fuhr der Zug vom Bahnhof Gupo aus in Richtung Norden ab. Eine Frau saß am Fenster des Waggons und starrte hinaus, bis der Zug ganz an dem Feld vorbeifuhr. Es war Rosa.
Vielleicht wollte sie den Weg gehen, den ihr toter Geliebter einst gegangen war. Aber vielleicht würde er eines Tages in dieses unvergessliche Land zurückkehren, und zwar schon bald.



Cho Myunghee (1894-1938): „Der Fluss Nakdong“ (1927)

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