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Kultur

Rezitationen von Büchern und Gedichten

#Musik verbindet l 2023-10-05

Musik verbindet

Rezitationen von Büchern und Gedichten
Dem Volksmund nach liebten Koreaner in früheren Zeiten vor allem drei Geräusche: das Weinen eines Babys, das Schlagen der Waschfrauen mit hölzernen Stöcken beim Stärken der Wäsche, und die Rezitation eines Buches. Heute lesen nicht mehr viele Menschen ein Buch laut vor, obwohl dies der Konzentration und dem genauen Lesen zuträglich sein soll. Die konfuzianischen Gelehrten im alten Korea, die „Seonbi“, lasen dagegen ihre Bücher stets mit lauter und klarer Stimme vor. Mit der Zeit kamen dann automatisch eine Melodie oder ein Rhythmus dazu. Und daraus entstanden Songseo송서, also Lieder, bei denen ein Buch von professionellen Sängern oder Sängerinnen besonders ansprechend rezitiert wurde. „Chupunggambyeolgok추풍감별곡“, was ungefähr soviel heißt wie „Lied der Herbstwinde“, ist ein solches Songseo, also ein Lied, das ein Buch rezitiert. 

Songseo waren vor allem bei konfuzianischen Gelehrten beliebt, und daher sangen auch die Gisaeng기생, die Unterhaltungskünstlerinnen von Joseon, diese Lieder häufig. Die Künstlerinnen hatten je nach Region unterschiedliche Lieblingsbücher, die sie rezitierten. Gisaengs in Andong rezitierten zum Beispiel gerne „Daehak대학“, zu Deutsch „Das Große Lernen“, eines der großen konfuzianischen Werke. In Yeongheung영흥 wurde dagegen „Yongbieocheonga용비어천가“ rezitiert, zu Deutsch „Lied der Drachen, die in den Himmel fliegen“, ein epischer Roman, der die Gründung des Joseon-Reiches erzählt. Und Gisaeng im nördlichen Hamheung함흥 trugen gerne „Chu Shi Biao“ vor, die Lebenserinnerungen des alten chinesischen Strategen Zhuge Liang. „Chupunggambyeolgok추풍감별곡“ basiert auf einem Auszug aus dem Roman „Chaebonggambyeolgok채봉감별곡“, in dem die Hauptfigur sich nach ihrem Verlobten Kang Pil-seong sehnt.

Als nächstes möchten wir über ein Sichang시창 mit dem Titel „Gwansanyungma관상융마“ sprechen. Bei Sichang werden nicht Prosa rezitiert, sondern Gedichte aus chinesischen Schriftzeichen. Dieses Gedicht beginnt mit den Zeilen: „Der Herbstwind steht still und selbst die Fische sind kalt. Ein Mann läuft im Herbstwind hinauf zum Jungseonru중선루-Pavillon.“ Das Lied ist ruhig und melancholisch, und damit die perfekte Verkörperung der Herbststimmung. Es gehört zu den bekanntesten Stücken bei Liebhabern der traditionellen koreanischen Musik. Weil dieses Lied die Stimmung des koreanischen Herbstes so wundervoll transportiert, wurde es schnell zu einem Hit unter den Gisaeng, schon bald, nachdem Shin Gwang-su das Gedicht geschrieben hatte. Tatsächlich erlebte der Dichter auf einer Reise nach Pjöngjang, wie eine Gisaeng namens Moran모란 das Lied darbot. Daraufhin verfasste er die Zeilen: „Wenn Moran Gwansanyungma singt, scheint ihre Stimme selbst die Wolken zum Stehen zu bringen.” Moran war wohl diejenige, die dieses Lied in ihrer Zeit am besten darbot, denn selbst im Alter durfte sie es noch vor dem König singen und verzauberte dabei alle Anwesenden bei einem Fest am Königshof.
 
Sentimentale Gefühle im Herbst gab es früher wie heute, aber je nach Ära werden sie unterschiedlich zum Ausdruck gebracht. Um zu zeigen, wie ein- und dasselbe Lied je nach Ära unterschiedlich interpretiert werden kann, präsentieren wir auch eine moderne Version von „Gwansanyungma“, „Chugangi“. 

Musik
  1. „Chupunggambyeolgok“, gesungen Oh Bok-nyeo
  2. „Gwansanyungma“, gesungen von Lee Hyeon-ah, Danso von Park Ji-seon
  3. „Chugangi“, gesungen von Choi Yun-yeong, Gitarre von Shin Hui-jun

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