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Lifestyle

Bingsu: traditionelle koreanische Sommererfrischung

#Sie fragen, wir antworten l 2016-08-27

Hörerecke

Q:Könnten Sie in einer Ihrer Hörerecken mal etwas auf die beliebtesten Süßpeisen in Ihrem Land eingehen. Wird auch gerne Speiseeis gegessen? Bei uns in Deutschland gibt es viele Italiener, die über den Sommer in speziellen Eisdielen ihre hervorragende Eisspezialitäten verkaufen.

A:Traditionelle koreanische Süßspeisen, Konfekt und Co ist ein weites Kapitel, aus dem man gleich eine ganze Serie machen könnte. Spricht man aber von wirklich traditionreichen koreanischen Süßspeisen für den Sommer, dann ist die erste Assoziation „Bingsu“. Bingsu ist eine Süßspeise aus fein geschabtem Eis und verschiedenen Garnierungen. Im Prinzip haben die Menschen schon vor so 2.000 Jahren ähnliche Eisdesserts gegessen, und zwar nicht nur in Korea. So ist von dem römischen Kaiser Nero bekannt, dass er entlang der Via Appia in Rom Schnellläufer aufstellen ließ, die Eis aus den Schneegebirgen bis in die kaiserliche Küche transportieren mussten. Dort wurde es mit Honig, Fruchtsaft oder Wein verfeinert und den erlauchten Gästen serviert. Im Prinzip geht also das moderne Sorbet bis auf Neros Zeiten zurück.

In Ostasien entwickelte sich eine ähnliche Eiskultur wie in Europa. Eis wurde dort hauptsächlich in Form von „Bing-jeup“ bzw. „Bing-su“ genossen, also in Form von zerstoßenem Eis mit dickem Fruchtsaft oder Gewürzen gemischt. In der Geschichte der Song-Dynastie, die von 960-1279 anzusetzen ist, steht z. B., dass der Kaiser an den Hundstagen den wichtigsten Hofbeamten Eis mit Honig zur Abkühlung gewährte. Wahrscheinlich war das das geschabte Eis Bingsu mit Honig und roten Adzukibohnen.
Auch vom japanischen Hof sind ähnliche Süßspeisen bekannt, nur die Garnierung des geschabten Eises Bingsu ist etwas unterschiedlich. Für Korea sind seit alter Zeit mehrere Bingsu-Varianten bekannt. Dazu gehört natürlich Pat-Bingsu mit roten Adzukibohnen, Früchte-Bingsu mit Korea-Kirschen und Bingsu aus Pflaumenblütenwein.

Um im heißen Sommer Bingsu genießen zu können, bedurfte es natürlich Kühllager für die Aufbewahrung der im Winter gehauenen Eisblöcke. Solche Lager gibt es zwar schon seit weit über tausend Jahren, aber erst um das 11. Jh wurde die Lagertechnik verbessert, was dann auch die Bingsu-Produktion ankurbelte. Dabei darf man aber nicht vergessen, dass Bingsu zu der Zeit immer noch ein Luxus blieb, den sich nur die oberste Gesellschaftsschicht leisten konnte. So wie sich Eiscreme im Westen im 18. Jh im ganzen Volk verbreitete, so wurde Bingsu im Osten Ende des 19. Jhs zu einer Erfrischung fürs ganze Volk. Grund war, dass in Japan, das in Asien die Modernisierung anführte, der Eisschaber erfunden wurde.

Bingsu wurde in Korea mit dem Erscheinen westlicher Eiscreme als altmodisches Dessert bzw. Dessert für die Alten weitgehend verdrängt, schaffte aber im Zuge der so vor 10, 15 Jahren einsetzenden Slow Food Welle ein großes Comeback. Für Bingsu wird, wei gesagt, zerstoßenes bzw. geschabtes Eis einfach mit verschiedenen Zutaten garniert. Traditionelle Standardzutat ist Pat: Mus aus roten Adzukibohnen. Weitere Garnierungen sind heutzutage Erdnüsse, Mandeln oder Walnüsse, Gelee, Obst, dicke Fruchtsäfte oder auch Speisepeis verschiedener Geschmacksrichtungen. Die Toppings kann man sich oft aussuchen und nach Wunsch zusammenstellen, d.h. Bingsu ist ein maßgeschneidertes Gericht, das der Kreativität breiten Spielraum lässt.

Die Sortenvielfalt ist nahezu unbegrenzt: Es gibt Obst-Bingsu wie Erdbeer-Bingsu oder Mango-Bingsu, Obstsalat-Bingsu, verschiedene Fruchtsirup-Bingsu, Grüntee-Bingsu aus geschabtem Grüntee-Eis, Kaffee-Bingsu, Wein-Bingsu, Schneeflocken-Bingsu mit fein zerstoßener, gefrorener Milch, Käse-Bingsu usw. usf.

Neben dem traditionellen Bingsu-Eis hat Korea in den letzten zwei Jahrzehnten aber auch eine Blüte des Milchspeiseeises erlebt. Diese ist nicht zuletzt der Marktöffnung zu verdanken, die verschiedene ausländische Speiseeismarken ins Land brachte, zu nennen sind z.B. Baskin Robins, Hägen Dasz, Bruster’s Ice Cream aus den USA usw. Aber auch die koreanischen Firmen entwickeln fleißig neue Sorten.

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