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Lifestyle

Zum Erntedankfest Chuseok

#Sie fragen, wir antworten l 2016-09-17

Hörerecke

Q:In Annes Korea ging es zuletzt um das Erntedankfest Chuseok. Könnten Sie in der Hörerecke einmal etwas zu den Ursprüngen des Festes berichten? Und unterscheiden sich die Opfergaben auf der Ahnenverehrungstafel zu Chuseok von denen auf der Jesa-Tafel, die am Sterbetag des Ahnen vorbereitet wird?

A:Traditionell ist Chuseok als „Hangawi“ bekannt. Das bedeutet grob übersetzt so viel wie „Große Mitte“. Und das wiederum hat damit zu tun, dass das Chuseok-Erntedankfest in etwa auf die Zeit der Tag-und-Nachtgleiche im Herbst fällt. Interessanterweise hatte das Chuseok-Fest historisch gesehen nicht so sehr viel mit dem Erntedankfest zu tun, wie man es in Europa kennt, oder dem amerikanischen „Thanksgiving Day“. In beiden Fällen dankt man ja wirklich für die Ernte. Die historischen Wurzeln werden vielmehr in einem Web-Wettbewerb namens „Gabae“ vermutet. Dieser Gabae-Wettbewerb soll vor fast 2.000 Jahren im damaligen Königreich Silla (57 v. Chr.- 935 n. Chr.) abgehalten worden sein. Er soll einen ganzen Monat lang gedauert haben. Bei diesem Web-Wettbewerb traten zwei Damen-Mannschaften gegeneinander an. Die Mannschaft, die während des einen Monats das meiste Tuch gewebt hatte, wurde am Gabae-Tag von der Verlierer-Mannschaft reichlich bewirtet.

Nach anderen Theorien soll Chuseok der Tag sein, an dem das Silla-Reich einen großen Sieg über das rivalisierende Königreich Balhae errang. Dieser Sieg wurde dann mit großen Festlichkeiten gefeiert. Dazu sollen Bogenschießwettbewerbe, Kampfsportwettbewerbe und eben auch ein Web-Wettbewerb gehört haben.

Daneben vertreten aber auch manche Wissenschaftler die Ansicht, dass Chuseok auf schamanistische Feiern zur Zeit des Erntemonds zurückgeht. Zur Erntezeit wurden den jeweiligen örtlichen Gottheiten und den Vorfahren Opfergaben der neuen Ernte als Zeichen des Dankes und der Verehrung dargebracht. Für diese Annahme spricht, dass in einigen Gebieten, in denen es keine großen Ernten im Herbst gab, Chuseok auch nicht gefeiert wird.

Wahrscheinlich ist an jeder dieser Erklärungstheorien etwas Wahres dran und im Laufe der Geschichte sind die Traditionen miteinander verschmolzen. In allen Fällen wird im Herbst gefeiert und es wird für die Ernte des Jahres gedankt, die ja gerade in der traditionellen Agragesellschaft von enormer Wichtigkeit war. Entsprechend sind unerlässliche Opfertischgaben.

Opfertischgaben an Chuseok sind v.a. Reis der neuen Ernte und der daraus hergestellte Reispunsch Sikye, frisch geerntete Früchte und Obst wie Kastanien, Jujuben, Persimonen, Trauben, Äpfel und Nashi-Birnen. Ein weiteres Muss sind verschiedene gedünstete Fische wie Makrelen, Gelbfische, und manchmal Flunder, Fleischgerichte wie Kalbi-jjim, also marinierte und geschmorte Rinderrippen, Gemüse-Fleisch- oder Gemüse-Fisch-Spieße, sowie die drei farblich schön harmonierenden Gemüse aus Wald und Feld: der grüne Wasserfenchel Minari, der braunen Adlerfarn Gosari und die weiß-gelblichen Glockenblumenwurzeln Doraji. Dazu traditionelle koreanische Süßigkeiten wie Hangwa, eine Art Puffreis.

Die meisten der genannten Opfergaben dürfen auch auf keinem Opfertisch für die Ahnenverehrungszeremonie am Sterbetag fehlen. Eine Ausnahme ist eigentlich nur der Reispunsch Sikye, der jahreszeitlich gebunden ist, und zum Teil auch die halbmondförmigen gefüllten Reiskuchen Songpyeon (송편), die auf einem Bett aus Kiefernnadeln gedünstet werden. Auf der Jesa-Tafel am Sterbetag sind Songpyeon kein Muss, da werden oft andere Reiskuchensorten aufgetischt. Insgesamt sind die Unterschiede aber minimal und, wie erwähnt, hauptsächlich jahreszeitlich bedingt.


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