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Lifestyle

Die ersten koreanischen Briefmarken

#Sie fragen, wir antworten l 2016-12-03

Hörerecke

Q: Die erste, moderne koreanische Post, die am 4. Dezember 1884 feierlich eingeweiht wurde, erhielt beim Einweihungsbankett durch den Gapsin-Putsch ihren Todestoß erhielt. Von den aus Japan georderten ersten koreanischen Briefmarken waren bei Eröffnung der koreanischen Post nur 15.000 geliefert worden, maximal 500 sollen verkauft worden sein. Was geschah mit dem Rest?

A: Darüber gibt folgender Brief Aufschluss, den der amerikanische Marineoffizier George Foulk am 20. Dezember 1884, also nur so zwei Wochen nach dem Gapsin-Putsch, in Seoul an einen Freund in New York schrieb: „Ich lege dir 4 Marken aus dem kürzlich zerstörten koreanischen Postamt bei. Ed soll sie zu Scott’s Briefmarkenladen am Broadway bringen und versuchen, sie zu verkaufen. Aber er sollte sie nur verkaufen, wenn er wenigstens $30 dafür bekommt, ja, er sollte den Preis sogar noch höher ansetzen. Denn solche Marken werden nie wieder herausgegeben. Und sie sind außerhalb Koreas nicht verwendbar, sie waren sowieso nur für den Gebrauch in Seoul und auf der Strecke Seoul Chemulpo gedacht. Es gibt nicht viele davon. Und es wurden erst mal nur zwei Typen herausgegeben, eine Marke für 5 und eine für 10 Mun, das ist etwa ½ Cent oder ein Cent. Hong Yong-sik war der Oberpostmeister. Das Postamt war ja erst ein paar Tage vor dem Tumult in Seoul eröffnet worden. Hong wurde ermordet, das Postamt in Brand gesetzt und jetzt wurde ein königlicher Erlass herausgegeben, dass die moderne Post wieder völlig abgeschafft werden soll. Die Marken sollten daher von einigem Wert sein und du solltest sie auf keinen Fall unter Wert verkaufen.“

Im Juli 1885 kaufte George Foulk dann weitere 15.000 Marken für nur $3.00 von „einem Kerl, der mir nicht erklären konnte, wo er sie herhatte. Ich wollte sie an die koreanische Regierung zurückgeben, wenn eine neue Post eröffnet wird. Aber dann habe ich erfahren, dass bei der Eröffnung eines neuen Postamtes ein ganzes Set neuer Marken herausgebracht werden soll, da die ersten Marken, die herausgegeben wurden, als Werk der pro-westlichen Verschwörer verschmäht werden. Unter den Umständen werde ich alle einstecken.“

Aber der Amerikaner Foulk war nicht der einzige, der in den Marken eine potentielle Goldmine roch. Anfang 1885 kam die letzte Schiffladung, die man in Japan in Auftrag gegegeben hatte, in Korea an. Es waren 1,3 Millionen Marken im Wert von jeweils 25, 50 und 100 Mun. Die koreanische Regierung sah sich sehr zu ihrem Ärger gezwungen, für die Marken zahlen zu müssen. Um den Verlust wettzumachen, verkaufte die Regierung die Marken Anfang 1886 an E. Meyer & Co., eine deutsche Handelsfirma mit Sitz in Chemulpo, dem heutigen Incheon. Aber anscheinend wurden nicht alle Marken an Meyer & Co verkauft, denn in einem Brief Foulks an seine Familie, der vom März 1896 datiert, heißt es: „Die Marken gehören zu einer Lieferung, die nach der Zerstörung und Schließung des koreanischen Postamts in Korea ankam. D.h. sie waren in Korea nie in Gebrauch. Es ist der Rest der ersten Briefmarkenausgabe Koreas. Alle 1,3 Mio. wurden für $500 von einer deutschen Firma gekauft. Damit wird die Firma an den Briefmarken-Spinnern einiges verdienen können.“

Genau das war dann auch der Fall, aber Meyer & Co. war nicht der einzige, der Profit machte. Auch die koreanische Regierung konnte einen kleinen Gewinn einstreichen, wenn man so will, denn die Kosten für Herstellung und Transport der in Japan georderten insgesamt 2,8 Mio. Briefmarken sollen sich nur auf rund $390 belaufen haben.

Wie sahen nun die diese nie verwendeten Briefmarken aus?
Nehmen wir als Beispiel die 10 Mun Marke von 1884.
Diese Marke ist hellblau-weiß gehalten. In der Mitte ist ein kleiner Kreis zu sehen, dessen rechte Hälfte weiß und dessen linke Hälfte hellblau ist. Dahinter steht die Symbolik von Yin und Yang. Der kleinere Kreis wird von zwei weiteren Kreisen umrahmt, in denen wiederum die eine Hälfte blau, die andere weiß ist, diesmal aber ist die rechte Hälfte blau und die linke weiß und dann wieder umgekehrt. Die drei Kreise werden dann von einem rein weißen Kreis umschlossen. Um diesen weißen Kreis schließt sich ein blauer Kreis. In dessen oberer Hälfte steht in chinesischen Schriftzeichen Dae-joseon-guk U-cho: Briefmarke des Großreichs Joseon. In der unteren Hälfte des Kreises steht dasselbe in den koreanischen Schriftzeichen der Zeit.

In den vier Ecken der Briefmarke befindet sich jeweils ein Achteck mit weißem Untergrund und blauen Schriftzeichen. Die Schriftzeichen sind von rechts nach links zu lesen. Rechts oben steht Sip und links oben Mun: Sip Mun, also zehn Mun - das war der Wert der Marke. In den Achtecken am unteren Rand steht dasselbe, allerdins in chinesischen Schriftzeichen. Zwischen den Achtecken unten steht dann noch mal das arabische Zahlenzeichen 10 und die lateinischen Großbuchstaben M und N für Mun. Die Marke ist quasi dreisprachig, denn an den beiden Längsseiten steht einmal von oben nach unten und dann noch einmal von unten nach oben zu lesen in lateinischen Großbuchstaben: POST. Die Zwischenräume sind mit arabeskenhaften, jugendstilartigen Schnörkeln ausgefüllt.
Damit hat der internationale Charakter der Marke aber noch kein Ende: Spannend wird es am oberen Markenrand zwischen den Achtecken. Da steht nämlich in Großbuchstaben COREAN, das ergibt mit der Schrift rechts und links dann COREAN POST - aber mit C statt K geschrieben. Diese Schreibweise soll den Japanern aber dann später sauer aufgestoßen sein, denn wenn man Corea in Anlehung an die französische Schreibung mit C schreibt, erscheint das Land in den im westlichen Alphabet gehaltenen Länderverzeichnissen vor Japan. Das ist die landläufige Erklärung dafür, warum auf den Marken nach der Neugründung der koreanischen Post nur noch K-Schreibweisen zu finden sind.

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