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Lifestyle

Die koreanische Post und Briefmarken: Entwicklungen nach 1900

#Sie fragen, wir antworten l 2016-12-17

Hörerecke

Q: Welche Entwicklungen gab es im Bereich Post und Briefmarken nach 1900?

A: Am 1. Januar 1900 ist das Großreich bzw. das Kaiserreich Korea dem 1878 gegründeten Weltpostverein beigetreten. Damit wurde dann auch ein internationaler Postdienst eingerichtet. Im Mai 1900 erschien aus diesem Anlass die erste koreanische Postkarte. 1902 wurde die erste Telefonverbindung des Landes eingerichtet, und zwar zwischen Hanseong, wie die koreanische Hauptstadt Seoul damals hieß, und der Hafenstadt Incheon.

1902 ist für Briefmarkenfreunde wieder von besonderem Interesse, denn in diesem Jahr erschien die überhaupt erste Gedenkbriefmarke des Landes. Es war eine in Gelb und Weiß gehaltene 3-Cheon-Marke, die zum 40. Jubiläum der Thronbesteigung von Kaiser Kwangmu herausgegeben wurde, der 1864 als König Kojong auf den Thron gekommen war. Die Marke wurde 15 Monate vor dem Jubiläum herausgegeben und in einer geringen Auflage von nur 50.000 Stück gedruckt. Der Entwurf stammte jedoch von einem Japaner und die Marke wurde auch von japanischen Drucktechnikern in der Briefmarkendruckerei in Seoul gedruckt. Sie zeigt in einer Raute mit Roseneibischblüten in den Ecken einen Zeremonienhut, der quer von einer Nadel durchstochen ist. Das ist als Herrscherzeichen zu sehen.

Interessant ist, dass bei dieser Marke zum ersten Mal Französisch verwendet wird. Darauf ist nämlich zu lesen: XL (quarantieme) anniversaire Jubile d̀̀ Avancement: 40. Jubiläum der Thronbesteigung. Und am unteren Markenrand steht: Postes de Coree: Post von Korea. Eine Erklärung könnte sein, dass die offizielle Sprache des Weltpostvereins, dem Korea ja 1900 beigetreten war, Französisch ist. Erst 1994 ist Englisch als Arbeitssprache des internationalen UPU-Büros hinzugekommen. Es könnte aber auch das in der Zeit zunehmende Interesse Frankreichs an der koreanischen Halbinsel widerspiegeln. Bemerkenswert ist zudem, dass auf dieser Marke nur noch chinesische, aber keine koreanischen Schriftzeichen mehr erscheinen, was bei den koreanischen Marken zum ersten Mal der Fall ist. Eine Erklärung könnte der besonders feierliche Anlass der Markenherausgabe sein, es ging ja um ein Thronjubiläum. In dem Kontext muss auch darauf verwiesen werden, dass für die koreanischen Gebildeten der Zeit die Verwendung der chinesischen Schriftzeichen Ausdruck der Gelehrsamkeit war, so wie das im deutschsprachigen Raum zum Teil auch mit dem Lateinischen und Griechischen der Fall war. Andererseits wurden alle offiziellen Regierungsdokumente der Zeit schon in Chinesisch und Koreanisch herausgegeben.

1903 ist briefmarkenmäßig wieder ein spannendes Jahr, da die in dem Jahr herausgegebenen Marken die Verstrickung des Kaiserreiches Joseon in die internationale Politik zeigen. Die 1903 herausgegebenen Marken wurden alle von dem damaligen französischen Postdirektor E. Clemencet entworfen und von der staatlichen Druckerei in Paris gedruckt. Das Design ist in historischer und politischer Hinsicht sehr aufschlussreich: In der Mitte der Marke ist in einem Kreis ein stilisierter Vogel zu sehen, in dem die einen einen Adler erkennen wollen, die anderen einen Falken, einen Phönix oder gar einen jungen Hahn. Unterm Strich soll der Vogel jedoch Ähnlichkeit mit dem russischen Zarenadler haben. Derselbe Vogel erscheint auch auf den 1901 und 1902 herausgegebenen koreanischen Münzen der sog „russischen Serie“. Der koreanische Kaiser soll jedenfalls einen Falken als Design für diese Briefmarke gewünscht haben, heißt es.

Der Vogel hält in der rechten Kralle einen Reichsapfel und in der linken ein Zepter, sprich: eindeutig europäische und keine asiatischen Herrscherinsignien. Koreanisch ist dann aber der Taegeuk-Yin-Yang-Kreis auf der Brust des Adlers. In Chinesisch, Koreanisch und Französisch ist auf der Marke zu lesen: Kaiserliche Post von Korea. Auch das Mugunghwa-Roseneibisch-Motiv taucht wieder auf. Wenn man bedenkt, dass zu der Zeit die Japaner und Chinesen, die Franzosen und die Amerikaner, und seit rund 1900 auch die Russen um die Vorherrschaft auf der koreanischen Halbinsel rivalisierten, dann kommt der Konflikt auf dieser Marke durchaus gut zum Ausdruck.

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