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Lifestyle

Die koreanische Post und Briefmarken: Konlonialzeit und danach

#Sie fragen, wir antworten l 2017-01-14

Hörerecke

Q: Was passierte, als im Juli 1905 Japan das Kaiserreich Joseon zur Unterzeichnung des Protektoriatsvertrags zwang, der Japan volle Autorität über alle Außenbeziehungen Joseons zugestand - eine Vereinbarung, die übrigens die beiden Großmächte USA und Großbritannien anerkannt hatten, nicht aber Koreas Kaiser Gojong, der im Juli 1907 zum Abdanken gezwungen wurde. Doch zurück ins Jahr 1905

A:Am 1. April 1905 wurde Korea im Rahmen der japanischen Kolonialisierungsbestrebungen dazu gezwungen, das Monopol über den koreanischen Post-, Telefon- und Telegrafendienst den Japanern zu überlassen. Das hing auch eng zusammen mit dem russisch-japanischen Krieg, der im Februar 1904 mit dem japanischen Angriff auf den Hafen von Port Arthur begonnen hatte und im Herbst 1905 mit der Niederlage der russischen Seite enden sollte. Die koreanische Post-, Telefon- und Telegrafeninfrastruktur war nämlich von zentraler Bedeutung für die japanischen Kriegsinteressen. Am 1. Juli 1905 wurde dann eine erste japanische Briefmarke herausgegeben, die nur für den Gebrauch in Korea und Japan bestimmt war. Sie zeigte die Nationalblumen der beiden Länder, also die japanische Kirschblüte und den koreanischen Roseneibisch Mugunghwa, und symbolisierte damit die Verschmelzung der beiden Postsysteme im Zuge der fortschreitenden Machtübernahme der Japaner in Korea. Von 1884 bis 1905 erschienen übrigens insgesamt 44 koreanische Briefmarken, wobei die Marken, die im Zuge der Umwandlung des Königreichs Joseon zum Kaiserreich Joseon überdruckt worden waren, nicht mitgerechnet sind.

Ab 18. Mai 1905 gingen alle koreanischen Post-, Telefon- und Telegrafeninfrastrukturen völlig in japanische Verwaltung über, ab dem 1. Juli 1905 wurden bereits in allen Postämtern japanische Briefmarken verkauft. Daneben waren aber auch noch bis zum 31. August 1909 alle koreanische Marken, Postkarten, Briefumschläge usw. offiziell im Gebrauch und Umlauf. Das letzte bekannte Datum, zu dem noch koreanische Briefmarken in Korea verwendet wurden, ist übrigens der 4. Dezember 1909. Von 1905 bis Dezember 1909 wurden die meisten Marken mit japanischen Stempeln entwertet, daneben aber auch noch mit koreanischen. Die formelle Annexion Joseons durch das japanische Kaiserreich kam dann neun Monate später, und zwar am 29. August 1910.

Während der japanischen Besatzungszeit von 1910 bis zur Niederlage Japans im 2. Weltkrieg und zur Befreiung Koreas von der japanischen Kolonialherrschaft am 15. August 1945 - also 35 Jahre lang - wurden in Korea ausschließlich japanische Briefmarken und Poststempel verwendet. Im September 1945 erhielt Korea die Kontrolle über sein Postwesen wieder zurück. Im Mai 1946 wurde das Büro für Kommunikation innerhalb der US-Militärregierung zum Ministerium für Kommunikation umgebildet. Ab 1947 wurde als Funkcode für Korea HL verwendet, d.h. das Land hatte wieder einen eigenen Code. Im August 1948 wurde das Kommunikationsministerium der Republik Korea gegründet. Im Juni 1953 brach dann aber schon der Koreakrieg aus. Soweit die Geschichte im Zeitraffer. Was passierte nun nach der Befreiung Koreas von der japanischen Kolonialherrschaft in puncto Briefmarken?

Die japanischen Marken, die während der Kolonialzeit von 1910-1945 in Korea in Umlauf waren, wurden ab 1946 erst einmal weiter gebraucht, allerdings überdruckt. Das geschah auf Anordnung der US-Regierung. Am 2. Januar 1946 erschienen sechs überdruckte Marken. Die japanische 5-Sen-Marke mit dem Bildnis des japanischen Admirals Heihadiro Togo wurde mit dem schwarzen Stempel Joseon upyo o jeon überdruckt: Joseon-Briefmarke im Wert von fünf Jeon. Für den Überdruck wurden erstmals nur koreanische Hangeul-Zeichen verwendet und nicht wie früher allgemein üblich auch noch die chinesischen Schriftzeichen. Da die Motive dieser überdruckten japanischen Marken für Sammler interessant sein könnten, seien sie kurz vorgestellt.

Die japanische 14-Sen-Marke zeigt den Kasuga Schrein im japanischen Nara. Sie wurde ebenfalls mit Joseon-Briefmarke im Wert von fünf Jeon überdruckt und damit quasi entwertet.

Auf der japanischen 40-Sen Marke ist der Leuchtturm von Garambi auf Taiwan zu sehen. Tawain stand ja 50 Jahre lang unter japanischer Kolonialherrschaft, nämlich von 1895–1945. Aus der 40-Sen-Marke mit dem japanisch-taiwanesischen Motiv wurde die Joseon-Briefmarke im Wert von zehn Jeon.

Die japanische 27-Sen-Marke zeigt das Tor des Yasukini-Schreins, bis heute in Korea ein Symbol für Kolonialherrschaft und Kriegsgräuel der Japaner, das aufgrund der Schreinbesuche der japanischen Premierministers immer wieder für politische Spannungen zwischen den beiden Ländern sorgt. Diese Marke wurde mit 30 Jeon überdruckt. - Auch die letzte der sechs Marken im Wert von ursprünglich 17 Sen hat als Motiv den Yasukini-Schrein, an dem Kriegsverbrecher verehrt werden. Es ist die erste Marke, die mit 5 Won überdruckt wurde, und daher für Sammler vielleicht interessant. Won ist die bis heute gültige Bezeichnung der koreanischen Währung.

Die sechs überdruckten koreanischen Marken wurden aber bereits am 30. Juni 1946, also nach einem halben Jahr, schon wieder aus dem Verkehr gezogen. Sie wurden durch ein zeitlich aktuelleres Set mit dem Titel Befreiung von der japanischen Herrschaft ersetzt. Dieses Set kam am 1. Mai 1946 heraus. Es handelt sich um sechs Marken mit zwei Motiven. Dazu gehören 4 Marken in Blau, Rot, Grün und Orangegelb mit dem Design Koreanische Familie und Nationalflagge. Der Mann im Vordergrund hält eine koreanische Nationalflagge in die Höhe, die Frau neben ihm trägt ein Kind auf dem Arm. Darüber steht in koreanischer Hangeul-Schrift von rechts nach links zu lesen: Hae-bang Joseon: Befreites Joseon. Rechts in der Ecke steht senkrecht ebenfalls in Hangeul: O jeon, also 5 Jeon. Unter dem Familienmotiv steht in Hangeul von rechts nach links: Ginyeom upyo: Gedenkbriefmarke. Links daneben steht in der Ecke der Markenwert 5 Jeon in arabischen Zeichen und in der rechten Ecke 5 Jeon auf Chinesisch, d.h. die chinesischen Schriftzeichen erscheinen wieder auf den Marken des befreiten Korea.

Die genannten vier Marken wurden von dem koreanischen Designer Kim Choong-hyeun entworfen. Die 3-Jeon-Marke in Orangegelb und Weiß erschien in einer Auflage von 2,4 Mio. Die grün-weiße 5-Jeon-Marke war mit 15 Mio. Stück am auflagestärksten. Es folgte die rot-weiße 10-Jeon-Marke mit 6 Mio. Stück Auflage und die blau-weiße 20-Jeon-Marke mit nur 2 Mio. Stück Auflage.


Zur Befreiungsserie gehören auch noch eine violette 50-Jeon-Marke von 3,9 Mio. Stück Auflage und eine braune 1-Jeon-Marke, von der 3,9 Mio Stück gedruckt wurden. Designer ist wiederum Kim Choong-hyeun. Titel der beiden Marken: Nationalwappen Koreas. Sie zeigen in der Mitte den Taegeuk-Yin-Yang-Kreis, der von einem weiteren Kreis mit den vier Trigrammen umschlossen ist, d.h. das koreanische Nationalflaggenmotiv taucht wiederum auf. In einem dritten Außenkreis steht oben von rechts nach links zu lesen Freies Joseon in koreanischen Schriftzeichen und unten Gedenkbriefmarke. Am oberen Markenrand steht der Wert in Koreanisch in der Mitte und in Chinesisch rechts und links in den Ecken. In den unteren beiden Ecken steht links der Markenwert in arabischen Zahlen und rechts die Abkürzung Cn für Cheon, also der Markenwert. Als Drucker dieser Briefmarkenserie zur Befreiung wird übrigens weiterhin das Regierungsdruckbüro in Japan genannt.

1946 erschienen dann noch weitere acht Marken, die allesamt von koreanischen Designern entworfen wurden und allesamt höchst symbolträchtig sind. Diese Marken wurden nämlich in Korea gedruckt und gelten als das erste koreanische Druckerzeugnis nach der Befreiung überhaupt. Zusammen mit diesen Marken erschien die erste koreanische Postkarte zu 25 Jeon. Sie zeigt marschierende und augenscheinlich singende koreanische Männer und Frauen in der Hanbok-Nationaltracht, die in der rechten Hand eine Nationalflagge schwenken. Das Kartenmotiv ist der Stimmung der Zeit entsprechend verständlicherweise recht nationalistisch angehaucht.

Darüberhinaus erschienen 1946 auch noch zwei Gedenkbriefmarken im Zusammenhang mit dem ersten Jahrestag der Befreiung von der japanischen Kolonialherrschaft. Die erste Marke kam entsprechend am 15. August, dem Befreiungstag, in einer Auflage von 300.000 Stück heraus. Es ist eine 50-Jeon-Marke in Zartviolett und Weiß. Sie zeigt in der rechten oberen Ecke vor einem weißen Wolkenhintergrund eine fliegende, violette Friedenstaube mit einem Zweig im Schnabel. Oben links steht: Joseon upyo osip jeon: Joseon Briefmarke 50 Jeon. am unteren Markenrand ist zu lesen: Haebang il jyu neon ki-nyeom: Gedenken an den ersten Jahrestag der Befreiung. Das Bemerkenswerte an dieser Marke: Es werden keine chinesischen Schriftzeichen mehr verwendet und zum ersten Mal überhaupt in der koreanischen Briefmarkengeschichte erscheinen die koreanischen Hangeul-Schriftzeichen in westlicher Manier von links nach rechts geschrieben und nicht wie bislang in östlicher Manier von rechts nach links.

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