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Lifestyle

Generation hoffnungslos

#Sie fragen, wir antworten l 2017-02-11

Hörerecke

Q: Vor einigen Tagen war ein Bericht in den Medien, nach dem 90% aller Akademiker, die an deutschen Hochschulen beschäftigt werden, einen befristeten Vertrag haben. Sie akzeptieren die schlechte Bezahlung in der Hoffnung auf eine Festanstellung, die aber meistens nicht eintrifft. Frage: Gibt es dieses Problem auch in Korea?

A: Dieses Problem gibt es nicht nur an Koreas Fachhochschulen und Hochschulen, sondern überall in der koreanischen Gesellschaft und bei vielen koreanischen Unternehmen. Die sog. „prekäre Beschäftigung“ hat in Korea in den letzten Jahren stark zugenommen. Die jungen Koreaner von heute sind zwar so gut ausgebildet wie nie zuvor, aber die Chancen auf eine Festanstellung sind umgekehrt so gering wie nie zuvor. Diese Situation spiegelt sich auch im aktuellen koreanischen Sprachgebrauch wieder. So spricht man derzeit in Korea von der 5 포 세대. O steht für 5, po für pogihada, also aufgeben oder auf etwas verzichten müssen, und sedae für Generation, hier die junge Generation. Die Zahl 5 bezieht sich auf die 5 Dinge, die die jetzige junge Generation aufgeben muss, wenn sie nicht gerade aus einem wohlbetuchten Elternhaus stammt oder zur intellektuellen Elite des Landes gehört. Welche 5 Dinge sind das?

Die Generation O-po-sedae hat 1. kaum Aussicht auf eine feste Anstellung. Das bedeutet in Korea automatisch, dass die Aussichten auf 2. Heirat schlecht sind. Dafür braucht man nämlich einen festen Job und 3. eigene vier Wände, die man sich ohne gesichertes Einkommen oder großzügige Unterstützung der Eltern auch nicht leisten kann. 40-Jährige, die noch immer bei den Eltern wohnen, sind in Korea heutzutage daher keine Seltenheit mehr. In den Medien wird immer wieder darüber berichtet.

Mangels Ehepartner, eigenem Dach über dem Kopf und Geld rücken automatisch 4. Kinder in unerreichbare Ferne. Und auch das Geld für die Unterhaltung von 5. zwischenmenschlichen Beziehungen fehlt, denn die spielen sich in Korea meist außerhalb der eigenen vier Wände in Restaurants, Cafés usw. ab und auch das kostet natürlich wieder Geld.

In dem Zusammenhang machte in Korea auch ein Buch mit dem Titel 880.000 Won-Generation, träum von 880.000 Won. 880.000 Won, umgerechnet 750 Euro, ist der Durchschnittsverdienst von jungen Koreanern in den 20ern - und hier sind auch Leute mit Hochschulabschluss gemeint - die nicht fest angestellt, sondern prekär beschäftigt sind und die in Hoffnung auf eine Vielleicht-doch-Festanstellung ihr Bestes geben und sich letztendlich ausbeuten lassen.

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