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Lifestyle

Kriegsfriedhöfe in Südkorea

#Sie fragen, wir antworten l 2017-06-17

Hörerecke

Q:Gibt es in Ihrem Land auch Kriegsfriedhöfe und Kriegsgräber wie in Frankreich und Deutschland, wo man den Gefallenen gedenkt? Liegen dort auch Ausländer?

A: Es dürfte wohl kaum ein Land auf der Welt geben, das Kriege geführt hat, dann aber der in diesen Kriegen für das Land gefallenen Soldaten nicht gedenkt. Die größte Kriegsgräberstätte in Korea ist der Seouler Nationalfriedhof im Stadtbezirk Dongjak-gu. Dieser Friedhof wurde 1956, also drei Jahre nach dem Ende des Koreakrieges im Jahr 1953, von dem damaligen koreanischen Präsidenten Rhee Syngman per Präsidialdekret eingerichtet. 1974 wurde dann in der Stadt Daejeon ein zweiter Nationalfriedhof eingerichtet. Beide Friedhöfe werden vom Rat für Nationalfriedhöfe verwaltet und auch entsprechend staatlich finanziert.
Auf dem Seouler Nationalfriedhof liegen Menschen, die ihr Leben fürs Vaterland gelassen haben oder sich besonders um das Land verdient gemacht haben. So ist z.B. der der ehemalige koreanische Präsident Kim Dae-jung auf dem Seouler Nationalfriedhof begraben. Auch der ehemalige Präsident Park Chung-hee, der Vater der des Amtes enthobenen letzten Präsidentin Park Geun-hye, ruht dort.

Auf diesem Nationalfriedhof finden sich aber auch die Gräber derjenigen, die im Zuge der gegen die japanischen Besatzer gerichteten Unabhängigkeitsbewegung vom März 1919 gefallen sind sowie die Gräber der Gefallenen des Koreakrieges und der Gefallenen des Vietnamkrieges. Die Republik Korea hatte ja Truppen an der Seite der USA in den Vietnamkrieg geschickt.

Auf dem Seouler Nationalfriedhof haben ungefähr 165.000 fürs Vaterland gestorbene Patrioten und Kriegsveteranen die letzte Ruhe gefunden. Der einzige westliche Nicht-Koreaner, der gemäß seinem letzten Willen auf dem Friedhof beerdigt ist, ist der Kanadier Francis William Schofield, der sich um die Befreiung Koreas von der japanischen Kolonialherrschaft verdient gemacht hat. Er gilt als der 33. Unterzeichner der Unabhängigkeitserklärung vom 1. März 1919. Deshalb verwiesen ihn die Japaner des Landes, er konnte erst 1955, zwei Jahre nach Kriegsende, wieder zurückkommen und verbrachte die letzten 25 Jahre seines Lebens in Korea, wo er sich sozial engagierte.

Ausländische Kriegsgräber finden sich zudem auf dem UN-Friedhof in Busan. Diese Friedhofsanlage wurde am 18. Januar 1951, also etwa ein halbes Jahr nach Beginn des Koreakrieges, angelegt, als die ersten Kriegstoten irgendwo zentral bestattet werden mussten. Es gab ursprünglich landesweit noch sechs weitere Friedhöfe für ausländische Soldaten, die im Koreakrieg kämpften. Sie befanden sich in Gaeseong, heute Nordkorea, sowie in Incheon, Daejeon, Daegu, Miryang und Masan im heutigen Südkorea. Die Gräber dort wurden dann aber alle nach Busan verlegt. Die Einweihungszeremonie fand am 5. April 1951 statt. Die koreanische Regierung hat das Grundstück auf ewig kostenlos den Vereinten Nationen zur Verfügung gestellt, um damit den Einsatz der UN-Truppen für Freiheit und Frieden auf der Koreanischen Halbinsel zu würdigen. Der Friedhof beherbergt heute noch die sterblichen Überreste von 2.300 Soldaten. Die meisten stammen aus Großbritannien, gefolgt von der Türkei, Kanada, Australien, den Niederlanden, Frankreich, den USA, Neuseeland, Südafrika und Norwegen. Weiterhin gibt es vier Gräber unbekannter Soldaten.

Weit weniger bekannt als die beiden genannten Friedhöfe in Seoul und Busan ist ein anderer, erst 1996 eingerichteter Friedhof. Er liegt in Paju nordwestlich von Seoul auf einem ruhigen Hügel direkt unterhalb der DMZ. Hier liegen die Gebeine von rund 550 nordkoreanischen und chinesischen Kriegsgefallenen und Spionen, auf die niemand Anspruch erhebt und deren Namen in vielen Fällen unbekannt sind. Die mit den Schriftzeichen für Unbekannter Gefallener markierten Gräber zeigen nach Norden, also in die Richtung der Heimat der Gefallenen.

Dieser Friedhof ist im südkoreanischen Militär als Friedhof des Feindes bekannt. Denn hier liegen auch Mitglieder nordkoreanischer Killerkommandos, die im Einsatz gestorben sind. Ihre Gebeine zu beanspruchen, würde für Pjöngjang bedeuten, diese bislang geleugneten Aktionen einzugestehen. So liegt hier z.B. Kim Sung-il, der 1987 eine Maschine der Korean Air in die Luft sprengte und über 100 Menschen tötete. Hier liegen auch die Überreste von Nordkoreanern, die 1998 versuchten, südkoreanisches Territorium mit einem U-Boot zu infiltrieren. In Gräbern mit der Aufschrift „Spion“ ruhen 30 nordkoreanische Agenten, die 1968 versuchten, den südkoreanischen Präsidenten Park Cheong-hee zu ermorden. Die Gräber der Spione tragen auch die Namen der Toten.

Internationale Konventionen verlangen, dass auch die Gebeine feindlicher Gefallener mit Respekt behandelt werden. Südkorea versucht, dem mit diesem Friedhof des Feindes nachzukommen.

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