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Lifestyle

Über die Entwicklung von Radio und TV in Nordkorea?

#Sie fragen, wir antworten l 2017-10-21

Hörerecke

Q:Wie war die Entwicklung von Radio und TV in Nordkorea?

A: Blicken wir in die Geschichte zurück. Von 1927 bis zur Befreiung von der japanischen Kolonialherrschaft 1945 bauten die japanischen Besatzer zu Propagandazwecken fünf Rundfunkstationen in strategisch wichtigen Städten im Norden der koreanischen Halbinsel, nämlich in Pjöngjang, Hamheung, Chungjin, Haeju und Wonsan. Nach dem Abzug der Japaner 1945 wurde die Ausrüstung, die die Besatzer zurückgelassen hatten, auch im heutigen Nordkorea zu einem wichtigen Grundstein für den Aufbau des Rundfunk- und Fernsehsystems. Am 14. Oktober 1945 übertrug die Nordkoreanische Chosun Zentrale Rundfunkanstalt eine Ansprache von Kim Il-sung. Diese Ausstrahlung markierte den Start des nordkoreanischen Rundfunks und der 14. Oktober wurde später zum offiziellen Tag des Rundfunks erklärt. Übertragen wurde v.a. Propaganda und Bildungsprogramme und das Radio war entsprechend ein wichtiges politisches Medium. In den 1960er und 1970er Jahren wurde in Nordkorea die Kabelübertragung vehement ausgebaut. Bis 1969 soll die Zahl der Kabel-Empfänger auf 6. Mio. gewachsen sein. Die Kabelübertragung war ein idealer Ein-Wege-Kommunikationskanal für Propaganda und immun gegen Störsender.

Im September 1961 soll der Schwarz-weiß-TV-Testbetrieb in Nordkorea aufgenommen worden sein. Am 3. März 1963 folgte der Regelbetrieb für Schwarzweiß-TV-Ausstrahlungen. Im April 1967 konnte der 150m hohe Fernsehturm in Pjöngjang fertiggestellt werden, gleichzeitig soll der erste Farbfernsehbetrieb auf den Weg gebracht worden sein. Bei der Entwicklung der Station Pjöngjang-TV soll die UdSSR Hilfestellung geleistet haben. Im Jahre 1970 wurde Pjöngjang-TV zu Chosun Central Television bzw. Korean Central Television KCTV.

Im April 1971 ging dann Kaesong TV auf Sendung, zunächst als Propaganda-TV-Station. Ab Februar 1997 galt Kaesong TV als Kultur- und Bildungskanal. Der 15. April 1974 wird als Datum für die Aufnahme des Farbfernsehbetriebes genannt. Offizieller Anlass war der 62. Geburtstag von Staatsführer Kim Il Sung. Von 1961 bis 1976 sollen sich die TV-Ausstrahlungen vervierfacht haben. Während des ersten Sechsjahresplanes soll die Zahl der TV-Geräte auf landesweit 100.000 gewachsen sein. Von 1978 bis 1984, während des zweiten Siebenjahresplanes, gab Nordkorea bekannt, die TV-Produktion dem wachsenden landesweiten Bedarf gemäß steigern zu wollen.

1983 ging Mansudae TV nach mehreren Jahren Probeausstrahlungen offiziell auf Sendung. Mansudae ist ein Kunst- und Filmkanal, der nur am Wochenende ausstrahlte und zwar eine Mischung aus ca. 47% Filmen, 33% Sport, 11 Nachrichten und 4,2 Musik.

Nach Statistiken von 1985 sollen weniger als 15% der nordkoreanischen Haushalte eigene TV-Geräte besessen haben, es werden 250.000 Geräte genannt. Der Besitz eines Geräts verwies auf den sozialen Status des Besitzers. Nordkorea produzierte zu der Zeit Schwarzweiß-Geräte mit Braunscher Röhre. Allerdings sollen die Kapazitäten für eine Massenproduktion nicht ausgereicht haben. Die produzierten Geräte wurden öffentlichen Organisationen und Kooperativen zugeteilt, Privatbesitz war für den Normalverbraucher nicht möglich. In den 1980er Jahren soll Nordkorea mit Hilfe von importierten Teilen aus der UdSSR und Japan Farbfernsehgeräte zusammengebaut haben. Es heißt, dass weniger als 10 Haushalte in einer mittelgroßen Stadt zu der Zeit Farb-TV besessen haben. Qualitativ hochwertigere Geräte sollen aus der UdSSR und Japan importiert worden sein, aber auch aus China und Rumänien. Allerdings mussten alle Importgeräte amtlich registriert werden. Sie wurden auf die zugelassenen Kanäle eingestellt und versiegelt. Importgeräte v.a. aus Japan galten und gelten wohl immer noch als Statussymbole.

Die schwierige Versorgungslage soll dann 1997 zu Unterbrechungen bzw. Verkürzungen der Sendezeiten aufgrund von Stromabschaltungen auf 2-3 Stunden pro Tag geführt haben. Mansudae TV auf Kanal 5 sendete mit 350 kW, Kaesong TV auf Kanal 8 mit 30 kW, in Pjöngjang sendete es auf Kanal 9 mit 140 kW.

1999 kam es zur Teilung des Senders Kaesong TV in einen Inlandssender mit Bildungsinhalten und einen Propagandasender, der nach Südkorea in NTSC-Norm ausstrahlte. In Nordkorea selbst ist wie in China PAL-Standard gültig. Für 1999 werden übrigens 2 Millionen Fernsehgeräte landesweit genannt.

Am 26. Dezember 2010 soll ein Tabu gebrochen worden sein, sprich, es soll erstmals in der Geschichte des nordkoreanischen Fernsehens ein westlicher Film gezeigt worden sein, wenn auch zensiert. Es soll sich im die Filmkomödie der britischen Regisseurin Gurinder Chadha aus dem Jahr 2002 gehandelt haben, der Titel: „Kick it like Beckham“.

Satelliten-TV soll in Nordkorea nur in Regierungsstellen zu Verfügung stehen, an solche Geräte sollen maximal Parteikader sowie Mitarbeiter von Telekommunikationseinrichtungen herankommen.

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