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Lifestyle

Nordkoreanische Flüchtlinge in Europa

#Sie fragen, wir antworten l 2017-11-25

Hörerecke

Q:Zuletzt las ich einen interessanten Artikel über Nordkorea. In dem Zusammenhang kam mir eine Frage: Gibt es Erkenntnisse über die Zahl von geflüchteten Personen aus Nordkorea, die nach Europa, vielleicht sogar nach Deutschland weiterreisen? Oder gibt es keine Organisation in Südkorea oder Europa, die sich mit diesem Thema beschäftigt? Wahrscheinlich dürfte die Zahl auch eher klein sein, da, wie ich in Ihren und anderen Sendungen häufig gehört habe, das Leben für die meisten Nordkoreaner in Südkorea schon schwer genug ist.

A: Aus einem Bericht von Radio Free Asia aus dem Jahr 2006 geht hervor, dass sich laut Statistiken gerade nach der Millenniumwende immer mehr Nordkoreaner nach Europa absetzten. So sollen seit den späten 1990er Jahren sieben europäische Länder, darunter Deutschland, Großbritannien, Dänemark und Schweden, 280 Nordkoreanern politisches Asyl gewährt haben. Die Zahlen basieren auf dem EU-Statistikamt Eurostat. Von 1995 bis 2005 sollen 455 Nordkoreaner Asyl in Deutschland beantragt haben, 232 Anträge wurden bewilligt, 163 abgewiesen, heißt es.

Großbritannien soll zwischen 2004 und 2005 25 Nordkoreanern Asyl- oder Asyl-ähnlichen Status verliehen haben, 50 Anträge sollen angelehnt worden sein. Dänemark soll von 199 Antragstellern sieben Nordkoreaner aufgenommen haben, die Niederlande und Belgien jeweils 6, Schweden 5 und Norwegen 2. Es heißt, dass die Asylanträge von Nordkoreanern generell selten in Statistiken erscheinen, weil die Zahl vernachlässigbar klein ist.

Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Europäische Allianz für Menschenrechte in Nordkorea sollen sich mit Stand von 2014 an die 1.400 Nordkoreaner in Europa aufgehalten haben. Unter Berufung auf die Statistik der Menschenrechtskommission der Vereinten Nationen soll es nordkoreanische Gemeinschaften in Belgien, Dänemark, Finnland, Frankreich, Deutschland, Luxemburg, den Niederlanden, Norwegen, Schweden und Großbritannien geben. Die größte nordkoreanische Gemeinde ist in Südwest-London angesiedelt, und zwar in New Malden. Dort sollen unter den rund 10.000 ethnischen Koreanern rund 700 Nordkoreaner leben. Es soll die größte nordkoreanische Gemeinschaft in Europa überhaupt sein. Die hohe Konzentration an ethnischen Koreanern dort erklärt sich dadurch, dass in New Malden einst die koreanische Botschaft ansässig war und das Hauptquartier von Samsung. Beide sind mittlerweile abgezogen, die koreanische Gemeinde ist noch da. In New Malden gibt es auch eine koreanische Schule.

Im Oktober 2017 brachte die CNN einen ausführlichen Bericht über die nordkoreanische Gemeinschaft in New Malden, deren wohl prominentestes Mitglied der Überläufer Kim Joo Il sein dürfte, ein ehemaliger Soldat und Herausgeber der Zeitschrift Free North Korea. Die Nordkoreaner arbeiten in vielen Fällen in den koreanischen Restaurants und Suppenküchen von New Malden. Die meisten sind über China geflohen und haben sich oft über Routen durch Südostasien nach Europa durchgeschlagen. Die wenigsten wissen, was mit ihren Familien in der Heimat geschehen ist, eine Kontaktaufnahme ist meist unmöglich.

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