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Lifestyle

Bestattungsformen in Korea

#Sie fragen, wir antworten l 2017-12-02

Hörerecke

Q:Der November ist ein Monat, in dem man sich über die Endlichkeit des Lebens Gedanken macht. Und so ist der Gang über den Friedhof auch im November für uns Tradition. Obwohl: dort werden immer weniger Menschen beerdigt. Viele wollen den Angehörigen nicht zu Last fallen - oder haben gar keine Angehörigen und lassen sich in einem Friedwald bestatten. Obwohl es in Deutschland recht strenge Regelungen gibt, ist die Bestattung auf einem Friedwald für viele die beste Alternative. Wie sieht es mit der Bestattung in Korea aus?

A: Die ursprüngliche Art der Bestattung in Korea ist die Erdbestattung. Traditionelle konfuzianische Koreaner betrachten Einäscherung bis heute als doppelten Tod durch Verbrennen des Körpers und als Verletzung des Gebotes der kindlichen Pietät gegenüber den Eltern. Bestattet wird man in Korea traditionell an einem geomantisch günstig gelegenen Ort. Traditionell galt bzw. gilt in Einzelfällen dabei auch heute noch: Je höher gesellschaftliche Position und Vermögen des Verstorbenen, desto imposanter der Grabplatz. Grabstätten für Privatpersonen, die über 10.000 Quadratmeter umfassen, finden sich auch heute noch in Koreas Bergen. Ein durchschnittlicher privater Grabplatz umfasst 50 Quadratmeter. Für solche privaten Familiengrabstätten, die in der Regel an einem schönen, sonnigen Berghand liegen, gab bzw. gibt es keine Liegezeiten. Kein Wunder, dass 1994 etwa 1.000 Quadratkilometer oder 1% der Gesamtfläche Koreas von an die 1,9 Millionen Gräbern beansprucht wurde. Damit war die Friedhofsfläche mehr als dreimal so hoch wie die industriell genutzte Fläche des Landes. Es war abzusehen, dass mit steigenden Bevölkerungszahlen irgendwann die Toten quasi mehr Platz als die Lebenden beanspruchen würden.

Deshalb wurde seit den 1970er Jahren Entwicklung und Betrieb privat betriebener Großfriedhöfe gefördert, für die Richtlininien in Bezug auf die Größe der Gräber gelten, und zwar sowohl für Erdbestattungen als auch für Urnenbestattungen. Zudem wurden 2001 Liegezeiten eingeführt. Die Grundliegezeit beträgt 15 Jahre. Sie kann allerdings drei Mal um 15 Jahre verlängert werden, sodass man auf insgesamt 60 Jahre kommt, bevor die Gräber eingeebnet werden. Seit Mitte der 1990er Jahre propagiert man zudem auch von Regierungsseite Einäscherung. In diesem Falle schrumpfen die Gesamtkosten für Bestattung und Grab etwa auf ein Drittel zusammen. Einäscherung, eine Bestattungsform, die noch vor 20 Jahren hauptsächlich für Arme oder durch Unfall Verstümmelte galt, ist mittlerweile weit verbreitet in Korea. Wurden 1971 nur 7% aller Verstorbenen eingeäschert, waren es 1986 bereits 15,8%, 1999 30,7%, 2005 war die 50% Marke bereits überschritten, Ende 2014 bereits die 79% Marke, mittlerweile dürften es bei einem durchschnittlichen Anstieg von 2% bis 3% pro Jahr so 83 bis 85% sein. Die Akzeptanz der Einäscherung wurde auch dadurch befördert, dass Einäscherung bei den koreanischen Buddhisten seit jeher die übliche Bestattungsform ist. Konservative Anhänger des Konfuzianismus haben aber, wie schon erwähnt, bis heute mit Blick auf das Gebot der kindlichen Pietät mehr Vorbehalte dagegen.

Die Bevölkerung von der Einäscherung als neuer Bestattungsmethode zu überzeugen war v.a. am Anfang des Wandels der Bestattungskultur durch Verweis auf die Finanzen einfacher, als einen Platz für den Bau eines Krematoriums zu finden, insbesondere in den Ballungszentren wie der Metropolregion Seoul, in der rund ein Drittel aller jährlichen Sterbefälle verzeichnet werden. In dem Zusammenhang hatte KBS WR dann am 5. April 2006 gemeldet, dass das Ministerium für Gesundheit und Soziales ab 2007 die Friedwaldbestattung auf Privatgrundstücken von weniger als 330 Quadratmetern erlaubte. Danach darf die Asche eines Verstorbenen nach vorheriger Benachrichtigung der zuständigen Behörde unter einem Baum auf dem Privatgrundstück verstreut werden. Das war zuvor nur juristischen Körperschaften oder religiösen Verbänden auf größerer Fläche möglich.

Mittlerweile ist Baumbestattung, bei der die Asche des Verstorbenen unter einem bestimmten Baum in einem öffentlichen Friedwald vergraben wird, als in wirtschaftlicher und ökologischer Hinsicht vernünftig erlaubt und erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Die Bäume werden mit einem Namensschild gezeichnet. Vorreiter war hier unter Regierungsdirektive der Korean Forest Service, die landesweite Forstverwaltungsbehörde. 2009 eröffnete die Behörde einen ersten Friedwald in der Provinz Gyeonggi-do, bis September 2010 war dort schon die Asche von über 1.100 Menschen begraben.

Generell ist in den Ballungsgebieten des Landes Einäscherung, Urnenbestattung und Friedwaldbestattung häufiger als auf dem platten Lande, wo es noch mehr Platz gibt. Dort herrscht gerade auch unter der älteren Bevölkerung noch eine Vorliebe für Erdbestattungen. Hier spielt das eingangs erwähnte Gebot der kindlichen Pietät gegenüber den Ahnen noch eine größere Rolle. Aber dieses Konzept verkommt mehr und mehr zu einer hohlen Floskel.
Noch einige Daten zu u.a. Kosten: Eine Einäscherung kostet in Korea weniger als 100.000 Won, also so 80 Euro, die Aufbewahrung der Urne je nach Ort 1 bis 5 Mio. Won, also so 800 bis 4.000 Euro. Bei einer Erdbestattung bezahlt man alleine für den Grabplatz je nach Gegend bis zu 5.600 Euro pro 3,3 Quadratmeter. Nach dem Stand von 2014 gab es in Korea übrigens landesweit 55 Krematorien.

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