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Lifestyle

Weihnachten in Korea

#Sie fragen, wir antworten l 2017-12-23

Hörerecke

Q:Wie wird Weihnachten in Korea begangen? Gibt es bei den Katholiken in Korea ähnliche Weihnachtsbräuche wie in Deutschland?

A: Tatsächlich ist Korea das einzige Land in ganz Ostasien, in dem Weihnachten ein gesetzlicher Feiertag ist. Allerdings ist nur der 25. Dezember ein gesetzlicher Feiertag. Die Tatsache an sich ist aber bemerkenswert, da sich etwas weniger als 30% der koreanischen Bevölkerung zum Christentum bekennen, das erst seit Mitte des 19. Jahrhunderts stärker Verbreitung in Korea fand. Interessant ist, dass der 25. Dezember bereits seit 1945 Feiertag in Korea ist, Buddhas Geburtstag, aber erst seit 1975. Die Buddhisten stellen die zweitstärkste Religionsgemeinschaft in Korea. Dass Weihnachten bereits 1945 Feiertag wurde, hängt mit der Befreiung des Landes von der japanischen Kolonialherrschaft zusammen. Und bei der Befreiung spielten natürlich auch die Amerikaner eine wesentliche Rolle, die sich wiederum zum großen Teil zum Christentum bekennen. Hinzu kommt wohl auch die Tatsache, dass der erste koreanische Präsident, Lee Seungman, der von 1948 bis 1960 regierte, einen Großteil seines Erwachsenenlebens in den USA verbrachte und selbst bekennender Christ war. So kam es, dass Weihnachten als Feiertag auch nach der Gründung der Republik Korea 1948 beibehalten wurde und als gesetzlicher Feiertag bestätigt wurde.

Das heißt, der 25. ist ein roter Tag im Kalender und damit natürlich arbeits- und schulfrei. Die Restaurants, Kaufhäuser und Dienstleistungsbetriebe wie Friseure haben an dem Tag im Gegensatz zu den beiden höchsten traditionellen koreanischen Feiertagen – also Seollal, Neujahr nach Lunarkalender, und dem Erntedankfest Chuseok aber geöffnet und machen sogar ein sehr gutes Geschäft an diesen Tagen. Übrigens wird der 25. Dezember zwar allgemein in Anlehnung an das Englische als „Christmas“ bezeichnet, die koreanischen Christen sprechen jedoch von „Seongtanjeol“ und die offizielle Bezeichnung dieses Feiertages ist „Gidok-Tansinil“, also quasi „Tag der Geburt des Christentums“.

Die Gebräuche und auch die Dekorationen zu Weihnachten sind wie die Herkunft des Festes selbst stark amerikanisch geprägt. Weihnachtsdekos in Kaufhäusern und Straßen kommen in der ersten, zweiten Dezemberwoche auf und sind in den letzten Jahren in den großen Kaufhäusern und an den Kaufhausfassaden immer aufwändiger geworden, was auch damit zu tun hat, dass Seoul als Weihnachtsshopping-Paradies in Asien gilt. Bis zu den Reibereien mit China wegen der Stationierung des THAAD-Raketenabwehrsystems und den entsprechenden Reisebeschränkungen für chinesische Touristen war in der weihnachtlichen Seouler Innenstadt oft mehr Chinesisch als Koreanisch zu hören. In den Kaufhäusern oder Restaurants laufen um die Weihnachten dann nach amerikanischem Vorbild auch schon mal Nikoläuse als Bedienung herum oder Damen mit Rentierhörnchen auf dem Kopf. Die Radiostationen spielen, je näher es auf Weihnachten zugeht, Weihnachtslieder, und zwar meist die koreanischen Versionen der klassischen englischen oder internationalen Weihnachtslieder, aber auch Originale, verjazzte und verpoppte Fassungen. Die großen Hotels uns Restaurants bieten am 24., v.a. wenn dieser Tag wie in diesem Jahr auf einen Sonntag fällt, und auf jeden Fall am 25. besondere Festtagsmenüs mit live-Musikbegleitung oder Chorgesang an.

Für die Nichtchristen ist der 24. Dezember ohne Bedeutung, es wird wie immer gearbeitet. Und der 25. ist ein Feiertag wie jeder andere rot markierte Feiertag im Kalender. Es ist im Gegensatz zu den traditionellen koreanischen Feiertagen auch kein Familientag, vielmehr trifft man sich mit Freunden, geht ins Kino, schick essen, Skifahren oder plant sonst gemeinsame Unternehmungen.

Anders ist es bei den Christen. Sie besuchen am Heiligabend die Christmette, die oft traditionell um Mitternacht beginnt und zwei Stunden dauern kann. Die Weihnachtsmesse in der Myeongdong-Kathedrale, die traditionell der koreanische Kardinal zelebriert, ist immer von besonderer Feierlichkeit. Dazu trägt auch der ausgezeichnte Chor bei, der zum Teil auch auf Latein singt. Vor der Kathedrale ist immer eine große Grippe aufgebaut. Nach der Messfeier gehen die jungen Katholiken oft von Haus zu Haus und singen Weihnachtslieder, auch Besuche in Krankenhäusern sind üblich. Alte und kranke Gemeindemitglieder stehen obenan auf der Liste. Am 25. gibt es auch noch mal eine Messe, wobei in einigen Kirchengemeinden an diesem Tag die neuen Gemeindemitglieder getauft und feierlich aufgenommen werden. Danach gibt es ein Essen in der Gemeinde, meist Reiskuchensuppe mit Kimchi und danach Mandarinen, Nüsse und Plätzchen.

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