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Lifestyle

Niedrige Geburtenrate und Flüchtlinge

#Sie fragen, wir antworten l 2018-01-20

Hörerecke

Q:Ich habe in einer Ihrer Sendungen gehört, dass die Geburtenrate in Korea niedrig ist. In Deutschland haben wir ja z.T. die gleichen Probleme. Nun haben wir aber die vielen Flüchtlinge aus Syrien oder anderen arabischen Ländern, die volkswirtschaftlich gesehen mit ihren Kindern ein Segen sind! Sollte Korea nicht vielleicht mit diesem Gedanken mehr Flüchtlinge ins Land holen, um fehlende Bevölkerung auszugleichen?

A: Grundsätzlich ist Korea im Gegensatz zu z.B. den westeuropäischen Stadten kein typisches Flüchtlingszielland. Das zeigt sich auch in der niedrigen Zahl der Anträge. 2013 wurden in Südkorea nur 1.600 Anträge eingereicht, hier sind nordkoreanische Flüchtlinge nicht mitgerechnet. Durch zum einen eine sehr enge Auslegung der UN-Flüchtlingskonvention von 1951, der Südkorea erst 1992 beigetreten ist, und zum anderen hohe bürokratische Hürden des Anerkennungsverfahrens werden in Korea vergleichsweise wenige Bewerber anerkannt. In Südkorea beläuft sich die Anerkennungsrate seit 1994, als es das allererste Asylverfahren gab, auf durchschnittlich rund 12%, Flüchtlinge aus Nordkorea nicht inbegriffen. Diese Anerkennungsrate liegt aber immerhin über der Japans, wo z.B. 2013 von 3.777 Anträgen nur sechs positiv entschieden wurden, was einer Anerkennungsrate von 0,1% entspricht. Ende 2015, als bereits an die 5 Mio. Syrer vor dem 2011 ausgebrochenen Bürgerkrieg aus der Heimat geflohen waren, gab es nach Angaben des koreanischen Justizministeriums 848 syrische Asylbewerber in Korea, nur 3 wurden als Flüchtlinge anerkannt. 631 erhielten eine Aufenthaltsgenehmigung, aber keinen Flüchtlingsstatus. Südkorea engagiert sich aber schon seit einigen Jahren in der Flüchtlingshilfe für Syrien. So haben koreanische NGOs z.B. 2.000 Flüchtlingszelte für das Flüchtlingscamp im jordanischen Zaatari gespendet und arbeiten in Bildungsprogrammen für Flüchtlinge mit.

Hinzu kommt, dass die koreanische Gesellschaft im Vergleich zu den Gesellschaften in anderen Ländern in ethnischer Hinsicht traditionell eine vergleichsweise hohe Homogenität und Geschlossenheit nach außen aufweist, was die Integration nicht einfach macht. Nicht umsonst war Korea noch im 19. Jh als Einsiedlerkönigreich bekannt. Multikulturelle Familien sind verstärkt erst eine Erscheinung der letzten zwei Jahrzehnte und v.a. Resultat demografischer Verschiebungen in der koreanischen Gesellschaft, die eine der am schnellsten alternden Gesellschaften der Welt ist. Bei den multikulturellen Familien handelt es sich heutzutage in vielen Fällen um die Kombination koreanischer Mann vom Land, der Schwierigkeiten hat, eine koreanische Frau zu finden, die bereit, ist, auf dem Land zu leben und zu arbeiten, und Frauen aus ärmeren Ländern, v.a. aus südostasiatischen Ländern wie Vietnam, Thailand usw., die in einigen Fällen aber eine höhere Bildung als der Mann besitzen und von Heiratsvermittlern zum Teil mit falschen Versprechen gelockt wurden. Probleme sind damit programmiert, v.a. auch in Bezug auf die Verständigung. Die Frauen erhoffen sich in Korea natürlich ein besseres Leben. Bei multikulturellen Ehen war in Korea lange Zeit die Kombination westlicher, oft gut situierter Mann und koreanische Frau das übliche Phänomen.

Koreanische Ehemänner mit westlichen Ehefrauen sind bis heute übrigens immer noch vergleichsweise selten. Doch zurück zu den Flüchtlingen: Drittes Problem ist, dass Südkorea quasi jederzeit mit nordkoreanischen Flüchtlingsströmen rechnen muss und dass nordkoreanische Flüchtlinge natürlich Priorität haben. All diese Faktoren machen Korea nur sehr bedingt zu einem attraktiven Land für Flüchtlinge. Von Sprache und unterschiedlichen Sitten und Gebräuchen mal ganz abgesehen. Zudem ist man um soziale Unruhen besorgt, da es in Korea auch das Problem gibt, dass gewissenlose koreanische Arbeitgeber Gastarbeiter und Arbeiter aus unterprivilegierten multikulturellen Familien ausbeuten und man gesellschaftliche Probleme befürchtet, wenn weitere Flüchtlinge hinzukommen. Auch verweisen warnende Stimmen mit Blick auf Europa auf das Problem der Radikalisierung von Flüchtlingen und die dadurch verursachten Probleme. Doch auch in Südkorea gibt es Stimmen, die dazu aufrufen, dass das Land über die finanzielle und humanitäre Flüchtlingshilfe hinaus mehr Flüchtlinge aufnehmen sollte.

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