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Lifestyle

Zur Müllentsorgung in Seoul

#Sie fragen, wir antworten l 2018-02-03

Hörerecke

Q:Wie steht es in Korea denn mit Elektroschrott und Sperrgutabfuhr? Ich kann mir nicht vorstellen, dass in so einer Großstadt die Straßen voll stehen, wie es früher in Deutschland üblich war. Wie sieht es generell mit der Müllabfuhr aus?

A: In Deutschland herrschte puncto, Müll- und Sperrmüllabfuhr schon weitgehend Ordnung, als ich 1985 nach Korea kam, zumindest in den Städten. In Korea und auch hier in Seoul wurde 1985 noch kein Müll getrennt, Tüten mit Hausabfall inklusive Essensresten, Papier und Batterien, ausgediente Möbel, Radios, Fernseher usw. wurden einfach auf die Straße gestellt. In unserem fünfstöckigen Mittelklasse-Apartment gab es auf dem hinteren Balkon eine Klappe, in der der ganze Hausmüll verschwand und am Ende des Schachtes auf einem Haufen landete. Gott sei Dank gab es zur Straße hin noch eine Mauer. Die Müllmänner kamen dann mit ihren Karren, sortierten den Müll per Hand und brachten ihn weg.

Heutzutage würde man in dem Fall den Müllverursacher wegbringen, und zwar auf die nächste Polizeistation. Korea hat mittlerweile ein sehr stricktes Mülltrennungssystem, das nach biologisch abbaubarem Abfall, Glas, PET-Flaschen und anderen Plastikarten, Batterien, Kleidung, Sperrmüll, Elektroschrott usw. unterscheidet. Für Sperrmüll wie ein Schreibtisch oder einen defekten Fernseher muss man sich bei der Bezirksverwaltung gegen Entgelt einen Sticker besorgen, d.h. man bezahlt für die Beseitigung quasi direkt. Essensmüll kommt in Essenstonnen, wobei der Müll gewogen wird und die Menge registriert, auch in dem Fall hat jeder Haushalt für die weggeworfene Essensmüllmenge pro Monat zu zahlen. Für den Normalmüll muss man Müllsäcke kaufen, deren Preis nach Größe variiert. Konnte man vor 30 Jahren nach Lust uns Laune wegwerfen, ist das System heute technisch und tarifmäßig sehr ausgeklügelt, wenigstens in den Hochhauswohnungen, in denen hier in Seoul die meisten Menschen leben. Die Hauptstraßen sind in Seoul daher in der Regel auch sauber.
Etwas anders sieht es in den Gegenden mit viel altem Wohnbestand aus, die zum Teil auf die Sanierung warten. In den engen Gassen kann man auch heute noch Sperrmüll wie ausgediente Schränke finden. Einige der Schränke werden auch noch genutzt. Da man in diese oft an Berghängen gelegenen Gassen oft maximal mit dem Moped oder dem Handkarren kommt, aber kein Auto oder gar Müllwagen hineinpasst, wird der Müll dort noch wie vor Jahrzehnten üblich von Müllsammlern mit Handkarren eingesammelt und zu den Müllhalden gebracht. Soweit sie selber keine Verwendung dafür haben, verdienen sich die meist älteren Müllsammler, darunter auch nicht wenige Frauen, ein paar Won mit dem Verkauf des Mülls an Recycleunternehmen, womit sich dann der Kreislauf wieder schließt.

Ein Problem ist, dass man in Seouls Straßen vergeblich nach einem öffentlichen Mülleimer sucht, was dazu führt, dass man oft irgendwo auf dem Boden oder einem Geländer einen Starbucks-Pappbecher oder einen Plastik-Orangensaftbecher findet. Morgens ist das alles wieder verschwunden, fein säuberlich weggeräumt von der sehr effektiven Müllabfuhr der Stadt. Man müsste wohl so drakonische Strafen wie in Singapur einführen, um diesem leidigen Problem der Pappbecher, Dosen und Zigarettenkippen Herr zu werden. Eine mögliche Erklärung für das Fehlen von öffentlichen Mülleimern ist, dass man vermeiden möchte, dass Hausmüll zwecks günstigerer Entsorgung in öffentlichen Mülleimern landet.

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