Zum Menü Zum Inhalt
Go Top

Lifestyle

Eisfestivals in der Provinz Gangwon-do

#Sie fragen, wir antworten l 2018-02-10

Hörerecke

Q:In der Frankfurter Rundschau gab es ein Foto, das einen begeisterten Teenager in Siegerpose zeigt, dem eine silbrig-glänzende Forelle zwischen den Zähnen zappelt, die er gerade mit der Hand beim jährlichen Forellenfestival in Hwacheon gefangen hat. Berichten Sie bitte einmal ausführlicher über dieses Festival im Kreis Hwacheon in der Provinz Gangwon-do.

A: Tatsächlich ist für Hobbyangler der Kreis Hwacheon in der Provinz Gangwon-do, wo die Olympischen Winterspiele PyeongCHang 2018, im Winter ein Paradies des Eisfischens. Denn in Hwacheon sind den ganzen Winter über alle Gewässer von dicken Eisschichten bedeckt, was ganz natürlich dazu geführt hat, dass sich schon früh entsprechende Eisangel-Aktivitäten entwickelten. Sie dienen längst nicht mehr vorrangig der Ernährung, sondern v.a. auch dem Winterspaß und Wintertourismus. Da ist zum einen das Sancheoneo-Eisfestival in zu nennen, bei dem Masu-Lachs gefangen wird. Masu-Lachs ist ein Lachsfisch aus der Gattung der Pazifischen Lachse, der im nordwestlichen Pazifik heimisch ist. Sein Fleisch wird besonders geschätzt und auf vielerlei Weise zubereitet. Das jährlich im Januar/Februar am Hwacheon-Fluss stattfindende Festival ist das repräsentativste Winterfestival in Korea. Es gehört zudem zusammen mit dem Internationalen Eis- und Schneefestival Harbin, dem Schneefestival von Sapporo und dem Karneval von Québec zu den vier größten Winterfestivals weltweit. 2011 stellte der amerikanische Sender CNN das Festival sogar als eines der „7 Winterwunder“ vor. Das hat sicherlich auch dazu beigetragen, dass das Sancheoneo-Eisfestival nun schon elf Jahre in Folge die Eine-Million-Besucher-Marke knacken konnte.
Auf dem Festival-Programm stehen neben Rodeln natürlich auch Eisfischen und Lachsfang mit der bloßen Hand. Die glücklichen Angler können die Lachse vor Ort in den Kochbereichen direkt zubereiten und essen oder natürlich mit nach Hause nehmen. Der Masu-Lachs ist in Asien übrigens nicht irgendein Lachs. In Japan galt er als so wertvoll, dass er der kaiserlichen Familie als Geschenk dargebracht wurde. Es heißt zudem, dass er wegen seines hohen Nährwerts in China von den taoistischen Acht Unsterblichen, also den Acht Weisen, genossen worden sein soll. Und hier gibt es einen Brückenschlag zu einem weiteren Event des Hwacheon-Lachsfestivals: nämlich zum Seondeung-Lichterfestival. Seon-deung sind Laternen, die ins Reich der Taoistischen Unsterblichen geleiten. Während des Festivals erleuchten bunte Laternen in Form von Masu-Lachsen den Nachthimmel über dem Hwacheon-Fluss und dem Marktplatz.
Nun steckte sich der Teenager auf dem Foto in der FR keinen Lachs, sondern eine Forelle in den Mund. Gefangen wurde diese Forelle auf dem zweiten großen Winter-Fischfestival in der Provinz Gangwon-do, nämlich auf dem etwas kleineren Forellen-Festival in Pyeongchang. Dieses Forellenfestival findet jährlich von Ende Januar bis Ende Februar am Fluss Odae-cheon statt. Auch hier kann man die Forellen mit der Angel aus den Löchern im Eis fischen oder einfach mit der bloßen Hand fangen. Als weitere Winteraktivitäten locken traditionelles Eisschlittenfahren, Snow-Rafting, Bobfahren und Schlittenzugfahren. Doch zurück zum Forellenfischen.
Forellen schmecken in der Zeit zwischen Winter und Frühling besonders gut, sei es roh als zarte Sashimi, gegrillt oder deftiger im Eintopf. Pyeongchang ist übrigens die Wiege der Forellenzucht in Korea. 1965 wurde hier die erste Forellenfarm des Landes eingerichtet. Die Forelle ist als Fisch aber schon lange beliebt und auch dokumentiert in Korea. Der konfuzianische Gelehrte Seo Yu-gu, der von 1764-1845 lebte, verfasste ein Fischkundebuch mit dem Titel: Aufzeichnungen über die Fischarten der Region Nanho. Dort gibt er eine interessante Erklärung für den Namen der Forelle, die auf Koreanisch Song-eo (송어) heißt: „Ihr Fleisch ist rötlich und klar konturiert wie die Astknoten eines Song-namu, eines Kiefernbaums, sodass Forelle im Koreanischen wörtlich übersetzt Kiefer-Fisch heißt. Unter den Fischen im Ostmeer sind die Forellen am schmackhaftesten.“
In alten Zeiten war der Forellenfang im Winter für die Koreaner weniger Winterspaß, als eine Methode, die kalte und karge Jahreszeit zu überleben. Damals, als Erderwärmung, sowie Luft- und Wasserverschmutzung noch kein Thema waren, froren in den Bergen die Bäche schon frühzeitig zu. Die alten Koreaner schlugen dann mit einem großen Hammer auf die Felsbrocken im Wasser, um die Forellen, die sich darunter versteckt hielten, hervorzujagen und für den Kochtopf zu fangen. Was einst Überlebensnotwendigkeit in der rauen Provinz Gangwon-do war, ist heute Winterspaßaktivität und Freizeitvergnügen.

Die Redaktion empfiehlt

Close

Diese Webseite verwendet Cookies und andere Techniken, um die Servicequalität zu verbessern. Die fortgesetzte Nutzung der Webseite gilt als Zustimmung zur Anwendung dieser Techniken und zu den Richtlinien von KBS. Mehr >