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Lifestyle

Olympische Winterspiele PyeongCHang 2018: Naturschutzmaßnahmen, beliebte Wintersportarten

#Sie fragen, wir antworten l 2018-03-03

Hörerecke

Q:Die Olympischen Spiele sind für jedes Land ein absoluter Höhepunkt. Wir als Zuschauer können die Leistungen der Sportler am TV bewundern und genießen. Aus meiner Sicht ist aber eine kleine Kritik wohl erlaubt. Die Landschaft wie Bäume, Wiesen und Berge wurde im Zuge der Spiele baulich verändert. Frage: Was sagen die Naturschützer dazu? Welche Maßnahmen hat man getroffen? Wie stehen die Koreaner im Allgemeinen zu den Wintersportarten? Welche Disziplinen sind hervorzuheben?

A: Auf die erste Frage hatten wir in der letzten Hörerecke zum Teil schon geantwortet. Es hat auf jeden Fall viele Anstrengungen und konkrete Maßnahmen gegeben, die Umwelt nicht übermäßig zu belasten und die Kritik von Umweltschützern abzufedern. So hat das Organisationskomitee sich bemüht, die Kohlenstoffemissionen während der Vorbereitung und der Dauer der Spiele zu reduzieren. Die PyeongChang Winterspiele 2018 sind die ersten, für die Null-Kohlenstoff-Emissionen angestrebt wurden. Bis September 2017 sollen 400.000 Tonnen Treibhausgasemissionen reduziert und 930.000 Tonnen kompensiert worden sein, was 84% der anvisierten Menge beträgt.

Der Strom für die Spiele soll aus Erneuerbaren Quellen gekommen sein bzw. kommen, die Paralympischen Spiele stehen ja noch bevor. Hauptenergiequelle ist Windkraft. Die Gesamtenergie-Generierungskpazität soll 203 Megawatt erreicht haben, deutlich mehr als die ursprünglich verlangte Menge von 194 Megawatt.

Sechs neu gebaute Wettkampfstätten wurden mit G-SEED-Zertifikat ausgezeichnet, dem Grünen Standard für Energie- und Umweltfreundliches Design. Dieser gemeinsam vom Ministerium für Land, Infrastruktur und Transport und dem Umweltministerium entwickelte Standard ist ein Bewertungsstandard für Gebäude, die von Design über Bau bis hin zur Instandhaltung weniger Energie verbrauchen und eine geringe Schadstoffemission haben.
Zudem hat man zum ersten Mal in der Geschichte der Winterspiele im Jeongseon Alpine Centre die Abfahrtsstrecken für Frauen und Männer zusammengelegt, wodurch statt 103 ha Wald nur 78 ha Wald weichen mussten. Der Startpunkt der Abfahrt wurde etwas weiter nach unten verlegt und die Hänge wurden so angelegt, dass sieben wichtige Pflanzenhabitate mit geschützten Tier- und Pflanzenarten verschont blieben. Dadurch blieben 247.549 ㎡ Land oder 23,9% der ursprünglich für die Anlage geplanten Fläche verschont.
Darüber hinaus ist geplant, statt der anfänglich veranschlagten 156 ha Wald nach den Spielen 174 ha wieder instand zu setzen. Das soll flächenmäßig doppelt so viel Gelände sein als vom Bau der Anlagen betroffen war.

Die Winterolympiade wird als Anlass gesehen, die Natur zu schützen und das ökologische Gleichgewicht auf nationaler Ebene und Provinzebene wiederherzustellen. Zur Erhaltung und Beförderung der Biodiversität wollen sich Zentral- und Provinzregierung mit relevanten Organisationen und Gruppen zusammenschließen. Zu den Hauptprojekten gehören Wiederbesiedlung der betreffenden Habitate mit folgenden bedrohten Spezies: Langhornkäfer und Langschwanzgorale (ostasisatische Bergziegenart), weiterhin Mandschurische Forelle und Koreanische Rattenschlangen, die sich hauptsächlich von Ratten ernähren. Zudem gibt es dort geschützte Tierarten wie Fliegende Eichhörnchen und Luchse.

So die offiziellen Darstellungen und Bemühungen. Nichtsdestoweniger gab es Proteste, wir hatten es in der letzten Hörerecke schon erwähnt. So wurden mehrere Tausend Bäume an den Hängen des Berges Gariwang beseitigt, darunter seltene Arten. Der dortige Waldbestand, der unter Naturschutz stand, soll an die 500 Jahre alt sein und wird v.a. von Traditionalisten als heilig erachtet, da in dem Gebiet besonders hochwertiger Ginseng wächst, dessen Verzehr dem König des Joseon-Reiches vorbehalten war. Das Pyeongchang Organisationskomitee hat versprochen, über 1.000 der an die 60.000 Bäume, die weichen mussten, nach den Spielen wieder an ihren Platz zu bringen, ein Versprechen, dass nach Aussagen von Waldexperten nur schwer zu halten sein wird, u.a. deshalb, weil die zur Behandlung des Bodens und zur Generierung von Kunstschnee verwendeten Chemikalien die oberste Erdschicht dauerhaft verändert bzw. geschädigt haben sollen. Außerdem sollen Bäume, die über 500 Jahre alt sind, nur schwer wieder anzupflanzen sein. Der Berg Gariwang wurde für die Skiabfahrt-Wettbewerbe genutzt, weil er der einzige von 10 vorgeschlagenen Bergen gewesen sein soll, der den Anforderungen des Internationalen Skiverbandes gerecht wurde, dazu gehört z.B. eine Lage in Höhe von wenigestens 800m über dem Meeresspiegel.

Was nun die Wintersportarten betrifft, so sind die Koreaner keine so große Enthusiasten, obwohl sie bei den Winterolympiaden bislang mehr Medaillen als andere asiatische Länder gewonnen haben, in PyeongCHang u.a. im Skeleton Gold und Silber im Bobschlittenfahren. Allgemein beliebt sind Eishockey und v.a. Shorttrack. Eiskunstlauf ist v.a. dann beliebt, wenn medaillenverdächtige koreanische Stars wie einst Kim Yeona antreten. Mit Disziplinen wie Bobfahren, Biathlon, Skilanglauf, Skispringen und Rodeln können viele Koreaner nicht unbedingt viel anfangen. Was Wettkämpfe betrifft, so sind sie bei einigen Olympia-Wettkampfsportarten z.T. schon alleine vom Körperbau im Nachteil.

Unerwartete Starsportart der diesjährigen Spiele war auf jeden Fall Curling. Korea tritt erst seit 2014 in dieser Olympiadisziplin an. Die 5 Damen, die unter dem Spitznamen Garlic Girls, also Knoblauch-Mädchen, bekannt wurden, haben die Zuschauer spätestens mit dem Erreichen des Halbfinales für sich gewonnen. Zudem heißen sie alle Kim mit Nachnamen und 4 der 5 stammen aus Uiseong, einer für den Knoblauchanbau bekannten Stadt, daher auch der Spitzname. Das fröhliche Fünfergespann mit lustigen, selbstgewählten Spitznamen wie Pfannkuchen, Steak oder ChoCho hat sich in die Herzen der Zuschauer gecurlt und für volle Stadien gesorgt, auch wenn es dann leider nur für Silber reichte. Es bleibt jetzt abzuwarten, ob Erfolg und Popularität der Garlic Girls jetzt auch Curling als Sportart beliebter in Korea machen.

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