Q:Zuletzt ging es um den Kranich und die Kranichhabitate auf der koreanischen Halbinsel. Daraufhin gab es die Nachfrage, welche Bedeutung dem Kranich in Nordostasien bzw. Korea als Tier zukommt.

A: Der Kranich kann nun wirklich nicht als „irgendein Vogel“ bezeichnet werden. Im alten Kaiserreich China war der Kranich Symbol für ein langes Leben, Weisheit und Langlebigkeit, da man annahm, dass er 1000 Jahre lebe. Er stand zudem für die Beziehung zwischen Vater und Sohn. Außerdem galt er in der chinesischen Mythologie als „Himmelskranich“ oder „Seligenkranich“, da angenommen wurde, dass sich taoistische Priester nach ihrem Tod in einen Kranich verwandelten oder dass die Seelen der Verstorbenen auf dem Rücken von Kranichen zum Himmel getragen würden. Er wird oft zusammen mit anderen Symbolen der Langlebigkeit wie dem Heiligen Pilz, der quasi ewiges Leben verheißt, zusammen dargestellt. In der chinesischen Qing-Dynastie war der Kranich zudem Abzeichen der Zivilbeamten des ersten Rangs.
Und auch in Japan ist der Kranich ein Symbol der Langlebigkeit. Nach japanischem Volksglauben bekommt derjenige, der 1.000 Origami-Kraniche faltet, von den Göttern einen Wunsch erfüllt. Noch heute werden in Japan zu besonderen Anlässen, wie Hochzeiten oder Geburtstagen, gefaltete Papierkraniche überreicht. Seit dem Tode des Atombombenopfers Sadako Sasaki, die mit dem Falten von Origami-Kranichen gegen ihre durch die Strahlung verursachte Leukämie ankämpfte, sind Origami-Kraniche zudem Symbol der Friedensbewegung und des Widerstandes gegen Atomwaffen.
Und auf der japanischen Insel Hokkaido führen die Frauen der Ainu-Ureinwohner ebenso einen Kranichtanz auf wie in Korea im Hof des Tongdosa-Tempels seit der Silla-Dynastie ein Kranichtanz aufgeführt wurde. Das heißt, dem Kranich wird in allen drei nordostasiatischen Ländern eine besondere Bedeutung beigemessen. Entsprechend oft war und ist er auch Gegenstand oder Motiv in Märchen, Legenden und auch zeitgenössischer Literatur.