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Lifestyle

Podologie und Pediküre in Korea

#Sie fragen, wir antworten l 2018-03-24

Hörerecke

ⓒ Getty Images Bank

Q: Muss man als Fußpfleger in Korea eine Befähigung vorweisen, die durch eine Prüfung zu erwerben ist? Dürfen die Fußpfleger auch kleine operative Eingriffe vornehmen? Gibt es ein Mindestalter ab dem man Fußpfleger werden kann? Und welche Altergruppe zählt am häufigsten zu den Kunden der Fußpfleger?


A: Grundsätzlich ist zu unterscheiden zwischen der Podologie, der medizinischen Fußpflege, die in Deutschland eine zweijährige Fachausbildung voraussetzt, und der rein kosmetischen Fußpflege, die sich auf Fußbad, Schneiden und Feilen der Zehennägel, Entfernen der Hornhaut und eventuell vorhandener Hühneraugen, Entfernen abgestorbener Nagelhaut, Eincremen und Massieren der Füße sowie Lackieren der Zehennägel beschränkt. Kosmetische Fußpflege ist in Korea quasi an jeder Ecke und in jeder Sauna zu bekommen. Es gibt landesweit unzählige Maniküre- und Pediküre-Shops. Vor so 15 Jahren hat man versucht, die Ausbildung zu standardisieren, wobei zum Teil auch Deutschland Pate gestanden hat. D.h. man hat eine staatliche Prüfung für Pediküre eingeführt. Wer diese Prüfung besteht, darf als kosmetische Fußpflegerin arbeiten und auch einen eigenen Laden betreiben. Viele besuchen zur Vorbereitung auf die Prüfung auch ein Hakwon, eins der berühmt berüchtigten privaten Paukinstitute in Korea. Dort gibt es eigentlich nichts, was nicht unterrichtet würde, besonders, wenn man eine Qualifikation anstrebt. Wer nicht als kosmetische Fußpflegerin sondern als medizinische Fußpflegerin arbeiten will, muss eine auf Schönheitspflege spezialisierte Art Fachhochschule besuchen, wo man sich die notwendigen theoretischen und praktischen Kenntnisse aneignen kann und mit bestandener Prüfung dann in diesem Bereich arbeiten oder sich selbstständig machen kann. Die medizinische Fußpflege ist in Korea fast ausschließlich in Frauenhand, die kosmetische sowieso.


Eine Pionierin der medizinischen Fußpflege in Korea ist Hwang Mi-seo, die sich in Deutschland zur ersten diplomierten medizinischen Fußpflegerin und Fußreflexmasseuse sowie Aromatherapeutin hat ausbilden lassen. Sie hat nach ihrer Rückkehr im Jahr 1999 den wohl ersten Laden in Seoul aufgemacht, der neben verschiedenen Aromatherapie-Massagearten auch medizinische Fußpflege deutschen Standards mit aus Deutschland importierten Produkten anbietet. Er befindet sich im Stadtviertel Hannam-dong, wo auch die Deutsche Schule liegt und entsprechend viele Deutsche wohnen.


Korea nimmt jedes Jahr an der World Skills Olympiade teil, bei der es auch einen Wettbewerbsbereich Schönheitstherapie gibt, wozu auch Massage, Fußpflege, Pediküre und Maniküre gehören. Bei diesen Berufsolympiaden für Auszubildende und junge Fachkräfte ist Korea ausnahmslos vertreten und schneidet in der Gesamtwertung stets auf den obersten Rängen ab, 2016 und 2017 auf Platz 2. Bei der ersten Teilnahme im Bereich Ästhtetik, wo auch Maniküre, Pediküre und Massage bewertet wurden, schafften es die koreanischen Teilnehmerinnen auch auf Platz 2.

Noch kurz zum Alter für medizinische Fußpfleger: Da man beim Oberschulabschluss 17 oder 18 ist und danach in der Regel noch einmal eine Fachhochschulausbildung macht, ist man Anfang 20, wenn man sein Zertifikat erhält. Im übrigen sagte mir meine kosmetische Fußpflegerin, dass die Grenzen zwischen medizinischer und kosmetischer Fußpflege in Korea nicht so starr seien wie in anderen Ländern. So dürfen z.B. gewisse, patentgeschützte Produkte und Verfahren der medizinischen Fußpflege durch den Erwerb des Nutzungsrechts auch von kosmetischen Fußpflegern angewendet werden, die normalerweise auch über das notwendige Know-how verfügen oder es sich antrainieren. Solche Produkte und Patente stammen in der Regel aus den USA, woher auch die gesamte Manikür- und Pedikürindustrie stammt, die sich mit steigendem Wohlstand in den 1990er Jahren rasant in Korea verbreitete. Bis dahin färbten sich koreanische Mädchen und Frauen ihre normalerweise kurzen Fingernägel mit dem Saft der Blüten von Springkräutern, einem Balsaminengewächs, orange. Die Blüten sind im Sommer überall zu finden. Dieser alte Brauch wird auch öfters in koreanischen Erzählungen und Romanen thematisiert. Hält die Farbe bis zum ersten Schneefall, soll man den Mann seines Herzens heiraten heißt es. Abgesehen davon soll die Farbe orange auch böse Geister abwehren.

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