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Nordkorea

Kartoffelanbau in Nordkorea

#Schritte zur Wiedervereinigung l 2023-06-14

Schritte zur Wiedervereinigung

ⓒ Getty Images Bank

Kartoffeln werden neben Reis, Weizen und Mais zu den wichtigsten Nutzpflanzen weltweit gezählt. In dem Science-Fiction-Film “Der Marsianer” baut ein Astronaut auf dem Planeten Mars Kartoffeln an. Das Nachtschattengewächs bietet dem Astronauten eine Chance, um zu überleben. Kartoffeln werden auch als Nahrungsmittelhilfe in Gegenden der Erde geliefert, in denen die Menschen wegen einer schlechten Ernte leiden müssen. Auch in Nordkorea sind die Kartoffelknollen ein wichtiger Teil der Landwirtschaft, weil sie sehr nahrhaft sind. Frühreife Kartoffelsorten werden meistens im Juni oder Juli geerntet. Im vergangenen Frühling wurde in Nordkorea mit dem Anbau früher als üblich begonnen. Zum Thema sagt der Leiter der privaten südkoreanischen Organisation „Good Farmers“, Cho Chung-hee, der auch ein Spezialist für Landwirtschaft und Viehzucht ist: 


In Nordkorea war das Wetter im Frühling des vergangenen Jahres und auch in diesem Jahr sehr trocken. Informationsquellen in den USA sagen, dass es nur wenig geregnet hat. Eine Ausnahme war die Provinz Hwanghae. Normalerweise werden die Pflanzkartoffeln etwa fünf Zentimeter unter der Oberfläche des Erdreichs gesetzt. In der trockenen Saison sollten sie ein oder zwei Zentimeter tiefer gesetzt werden, um der Trockenheit zu widerstehen. Im vergangenen Jahr waren die Kartoffeln wegen der Trockenheit beschädigt. Sobald die Kartoffeln tiefer gepflanzt werden, dauert es länger für die Pflanze, zu wachsen. In diesem Jahr entschied Nordkorea deshalb, die Pflanzzeit nach vorne zu verschieben. Auch rief das Land die Landwirte dazu auf, sich gut auf die Arbeit vorzubereiten - also, wie viele Kartoffeln sollen gepflanzt werden, und welche Methode sollte dazu benutzt werden. 


In Nordkorea ist die Pflanzzeit je nach Region verschieden. Kartoffeln werden in den mittleren Provinzen Hwanghae und Süd-Pyongan normalerweise zwischen Ende März und Anfang April gepflanzt, während die Pflanzsaison in den nördlichen Provinzen Ryanggang, Jagang und Nord-Hamgyong von Mitte bis Ende April reicht. In diesem Jahr pflanzte Nordkorea die wichtigsten Feldpflanzen im April. Als Vorbereitung auf die Trockenheit wurden die Kartoffeln früher als üblich gepflanzt. Die Landwirte sollen zudem bei der Ernte keine Zeit verlieren: 


Beim Kartoffelanbau ist es das Wichtigste, sie zur richtigen Zeit zu ernten. 


Der Aufruf für dieses Jahr erinnerte die Menschen an die Kartoffelzucht-Kampagne, die auch als „Kartoffelanbau-Revolution“ bezeichnet und vor einigen Jahrzehnten umgesetzt wurde: 


Die wirtschaftliche Krise und die Nahrungsmittelknappheit in den 1990er Jahren führten zu zahlreichen Hungertoten in Nordkorea. Das Land hatte es schwer, mit der Krise allein durch den Reis- und Maisanbau umzugehen. Kartoffeln sind sehr ertragreich. In den bergigen Regionen in Ryanggang lag die Maisproduktion pro Gebietseinheit bei höchstens fünf Tonnen, während der Ertrag aus Kartoffeln bei 20 bis 30 Tonnen lag. Die „Kartoffelanbau-Revolution“ spielte daher eine wichtige Rolle, um die Schwierigkeiten zu überwinden. 


Die schwierige Zeit der Hungersnot wird von den Nordkoreanern auch als „mühsamer Marsch“ bezeichnet: 


Wir haben so manche schwierigen Märsche während des anti-japanischen Kampfs überstanden, doch der „mühsame Marsch“ war bei weitem der härteste. 


Nordkoreas Regime benutzte die Wendung „mühsamer Marsch“ als Slogan, um die Menschen aufzurufen, die Not in den 90er Jahren zu überstehen. Nordkorea hatte bereits in den 80er Jahren eine Nahrungsmittelknappheit erlebt. In den 90er Jahren fiel dann die jährliche Nahrungsmittelproduktion auf unter vier Millionen Tonnen. Gründe dafür waren der zurückgehende Handel mit früheren sozialistischen Staaten, Naturkatastrophen und die marode Wirtschaft. Der frühere Machthaber Kim Jong-il betonte damals, dass es nötig sei, den Landwirtschaftssektor zu verbessern, um das Ernährungsproblem zu bewältigen. Kartoffeln sollten demnach neben Mais und Reis zu den Grundnahrungsmitteln gehören:


Es ist unmöglich, in den kalten nördlichen Regionen in Nordkorea Süßkartoffeln anzubauen. Es ist also kein Wunder, dass Süßkartoffeln nicht für eine Agrarrevolution taugen. Kartoffeln hingegen können im ganzen Land angebaut werden. Für gefrorene Kartoffeln werden insbesondere zwei Ernten vorgenommen. Gefrorene Kartoffeln sind solche, die im Frühling in gefrorem Zustand geerntet und später verarbeitet werden. Wenn Kartoffeln Ende März gepflanzt werden, können sie Mitte Juni geerntet werden. Das heißt, die Ernte führt die Landwirte durch dürre Zeiten. Nach der Kartoffelernte können sie Mais oder Reis auf dem gleichen Feld kultivieren. Aus Gründen der Effektivität und Produktivität wurden Kartoffeln für die Agrarrevolution ausgewählt. 


Der Anbau von Kartoffeln kann für Nordkorea wegen der Ergiebigkeit sehr nützlich sein, da ein großer Teil des Landes bergig ist. Nur 17 Prozent des Landes ist landwirtschaftlich nutzbar. Kim Jong-il wies 1998 die zuständigen Beamten an, die Kartoffelproduktion zu erhöhen. Kartoffeln seien dem Reis gleichwertig. Das war der Beginn der sogenannten Kartoffelrevolution in Nordkorea. Das Zentrum des Anbaus war der Kreis Taehongdan in der Provinz Ryanggang: 


Taehongdan liegt in der Nähe des Bergs Paektu. In der kalten und windreichen Region auf dem Kaema-Plateau ist es schwierig, Reis oder Mais zu kultivieren. Nur Kartoffeln werden in dem weiten und flachen Gebiet gepflanzt. Fast 80 Prozent davon entfallen auf den Kartoffelanbau. Ryanggang wird auch die Kartoffelprovinz genannt. Viele sagen, dass Hochlandgemüse sehr wohlschmeckend ist. Das gilt auch für Kartoffeln. Pflanzen tendieren dazu, in härterer Umgebung widerstandsfähiger zu werden. Kartoffeln aus Ryanggyang unterscheiden sich stark von solchen aus anderen Regionen. Sie sind reif, reich an Stärke und voll im Aroma. Wenn sie gekocht sind, verstärkt sich ihre zähe und stärkehaltige Konsistenz. 


Früher wurde in Nordkorea in sämtlichen Regionen ohne Rücksicht auf die Bodenbeschaffenheit und das Klima Mais gepflanzt. Doch ist es schwierig, in den Bergregionen große Erträge damit zu erzielen. Um das Problem zu lösen, verlegte Nordkorea die Nutzflächen in Gegenden mit besseren Bedingungen. Das Kaema-Plateau zählt dabei zu einer Region von einem mikrothermalen Klimatyp mit gemäßigtem Klima. Nordkorea entsandte Wissenschaftler und Ingenieure nach Ryanggang, um dort die Anbaubedingungen für Kartoffeln zu erforschen. Auch wurden 1000 entlassene Soldaten nach Taehongdan geschickt, damit sie dort Kartoffeln anbauen:


Kim Jong-il entsandte aus dem Dienst entlassene Soldaten zum Taehongdan-Betrieb, um den Kartoffelanbau zu fördern. Auch wurden Frauen aus dem ganzen Land dorthin geschickt, und sie heirateten die Soldaten. Der Staat stellte verheirateten Paaren eine Unterkunft zur Verfügung. Ein Paar brachte Zwillinge mit einem Jungen und einem Mädchen zur Welt. Der Machthaber sagte ihnen: „Sie wurden in Taehongdan geboren, also nennt den Jungen Taehong und das Mädchen Hongdan.” 


Die süßlichen und länglichen Kartoffeln aus Taehongdan sind so berühmt, dass sie sogar die Inspiration zu einem Kinderlied waren. Auf Ryanggang entfallen 57 Prozent des gesamten Kartoffelanbaus in Nordkorea. Das Land kreiierte den politischen Slogan vom „Geist Taehongdans”, der die Anstrengungen der Landwirte andeuten soll, die zur größeren Kartoffelproduktion beitrugen. In dem gemeinsamen Neujahrs-Leitartikel von 2001 wurde dieser „Geist“ hervorgehoben, um auf die Eigenständigkeit hinzuweisen, die für den Anbau nötig sei. Lokal kultivierte Kartoffeln werden durch eine Sekundärbearbeitung länger frisch gehalten. Kartoffelpulver, das in den Fabriken in Samjiyon and Taehongdan hergestellt wurde, wird zu Nahrungsmitteln verarbeitet. Im staatlichen nordkoreanischen Fernsehen heißt es:


Lassen Sie uns lernen, wie man Pfannkuchen aus Kartoffelpulver und Nusspulver, Kartoffelgrütze und Reisteig macht, die mit Semmelbröseln für das Fritieren bestreut werden. 


Es gibt verschiedene Kartoffelspeisen in Nordkorea. Das Buch „Kartoffelnahrung“ von 1991 stellt 80 verschiedene Speisen vor, darunter Nudeln aus gefrorenen Kartoffeln, Kartoffelpfannkuchen, Nudel-Kartoffelsuppe sowie einen knusprigen Kartoffelsnack. Kartoffelpulver wird auch für Hefebrot und koreanische Maiswürstchen in Teigmantel verwendet, für die normalerweise Mehl gebraucht wird:


Unser Unternehmen richtet einmal in der Woche eine kulinarische Show aus. Unsere Köche enthüllen ihre eigenen Speisen aus Kartoffelpulver, und sie bringen alle Arten von Delikatessen auf den Tisch. 


Diverse Kartoffelspeisen werden auch in nationalen Kochwettbewerben zubereitet. Nordkorea ist sehr aktiv, wenn es darum geht, die Vorteile der Kartoffel für eine gesunde Ernährung zu beschreiben: 


Kartoffelpulver enthält Stärke, und es ist mit verschiedenen Nährstoffen, inklusive Protein und Vitaminen, vermischt. Es ist eine großartige Nahrungsquelle, die für ein langes Leben sorgt. 


Nordkorea preist die Kartoffel jetzt als Gesundheitssnahrungsmittel an. Das deutet auch darauf hin, dass sich die Ernährungssituation im Land verschlechtert hat:


Für Nordkorea ist es aufgrund der Lockdown-Maßnahmen wegen Covid-19 schwierig, Nahrungsmittel und landwirtschaftliches Material aus China und anderen Ländern zu importieren. Auch ist das Land seit langem internationalen Sanktionen unterworfen. Im vergangenen Jahr hat Nordkorea eine schlechte Ernte gehabt, so dass es sich jetzt anscheinend in einer sehr schwierigen Situation befindet. Nordkorea hat den Kartoffelanbau noch einmal hervorgehoben, um das Problem der Nahrungsmittelknappheit zu lösen. 


Es gibt Berichte, wonach Menschen in einigen Regionen des Landes wegen der Grenzschließungen während der Corona-Pandemie verhungert sind. Das Land gab erneut eine größere Nahrungsmittelproduktion als eines der wirtschaftlichen Ziele für dieses Jahr aus. In diesen schwierigen Zeiten kann der Kartoffelanbau dazu beitragen, die Lage zu verbessern.

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