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Nordkorea

Sport in Nordkorea unter Kim Jong-un

#Schritte zur Wiedervereinigung l 2023-08-16

Schritte zur Wiedervereinigung

ⓒ YONHAP News
Lange Zeit hielt Nordkorea wegen der Corona-Pandemie keine größeren Sportveranstaltungen mehr ab. Doch zuletzt hat das Land wieder Wettkämpfe zugelassen. Auch macht es unter dem jetzigen Machthaber Kim Jong-un kräftig Werbung für den Sport. Kim ist seit dem Tod seines Vaters Kim Jong-il Ende 2011 an der Macht. Seitdem durchlief das Land bedeutende Veränderungen in verschiedenen Bereichen, darunter auch in der Politik, im Militär, der Wirtschaft und allgemein in der Gesellschaft. Die Sportpolitik macht dabei keine Ausnahme. Kurz nach der Machtübergabe an Kim Jong-un gründete Nordkorea das Sportleitungskomitee, das für die Sportpolitik und die Umsetzung entsprechender Projekte verantwortlich ist. Kim will sein Land zu einer Sportmacht aufbauen. Zur Sportpolitik und zum Freizeitsport in dem Land sagt Seong Mun-jeong vom Korea-Institut für Sportwissenschaft in Seoul:  

Eine bemerkenswerte Veränderung im nordkoreanischen Sport unter der Regierung Kim Jong-uns ist der Ausbau der relevanten Infrastruktur. Nordkorea baute das Masikryong-Ski-Resort und gründete den Mirim-Reitclub. Auch renovierte es verschiedene Anlagen des Angol-Sportdorfs in Pjöngjang. Zu den neuen Sportanlagen gehört auch die Internationale Fußballschule von Pjöngjang. Nordkorea hat einige bekannte Fußballspieler hervorgebracht, darunter Han Kwang-song. Es ließ die Fußballspieler in Europa spielen und erschloss sich damit einen neuen Kanal für die Deviseneinnahme. Das sind einige Veränderungen im Sportbereich in der Kim-Jong-un-Ära. 

Das Masikryong-Ski-Resort, das 2013 eröffnet wurde, befindet sich in Wonsan in der Provinz Gangwon. Nordkorea ließ auch landesweit Schwimmbäder, Volleyballplätze und Rollschuhbahnen errichten und beteiligte sich an internationalen Sportveranstaltungen: 

Das ganze Land soll Enthusiasmus für den Sport zeigen, und unsere Sportler sollen bei internationelen Wettkämpfen die Flagge der Republik höher halten, um die Aussichten für den Aufbau einer Sportmacht zu verbessern. 

Kim Jong-un betonte in seiner Neujahrsrede von 2015, wie wichtig es sei, den Sport zu entwickeln. Warum betont er so sehr das Ziel, aus dem Land eine Sportmacht zu machen?  

Der nordoreanische Machthaber Kim Jong-un und der frühere US-Basketballstar Dennis Rodman saßen Seite an Seite bei einem Schaukampf in Pjöngjang. Sie lachten und klatschten laut, als sie den Spielern aus Nordkorea und den USA zuschauten. 

Kim wurde angeblich während seiner Schulzeit in den 1990er Jahren in der Schweiz zu einem großen Basketballfan. Er soll sich regelmäßig Spiele der Nationalen Basketball-Liga in den USA, NBA, angesehen haben. Nachdem er die Macht übernommen hatte, lud er Rodman nach Pjöngjang ein. Kim zeigt starkes Interesse am Sport, der für ihn eine große Bedeutung hat:

Es ist allgemein bekannt, dass Kim während seiner Zeit in der Schweiz den Sport liebte. Nach der Machtübernahme stellte er den Sport unter dem Slogan “eine sportliche Macht“ in den Fokus seiner Politik. Das war offensichtlich ein Versuch, sich von den alten Kräften im Militär und in der Politik abzugrenzen. Das heißt, Sport stellt eine größere Waffe für ihn dar. Sport ist ebenfalls ein Bereich, in dem sich vor allem junge Menschen engagieren. Durch Sport kann Nordkorea das Image einer energischen und dynamischen jungen Generation zeigen. Doch der Slogan von der Sportmacht wäre bedeutungslos ohne die wirtschaftliche Unterstützung. Es ist keine Übertreibung zu sagen, dass die nordkoreanische Wirtschaft in die Phase des zweiten „mühsamen Marschs“ eingetreten ist. Weil der nordkoreanische Machthaber bisher keine wesentlichen wirtschaftlichen Erfolge aufzuweisen hat, verlegte er, zumindest kurzfristig, den Fokus auf sportliche Errungenschaften, um vor der internationalen Gemeinschaft die Stabilität und die Zuversicht des Regimes zu demonstrieren. 

Während der frühere Machthaber Kim Jong-il vor allem Kultur und Kunst für die Staatspropaganda und die innere Einheit genutzt hat, verfolgt der jetzige Machthaber mit dem Sport die gleichen Ziele:

Das Erste, an was ich dachte, als ich gewonnen habe, war, dass ich unseren geliebten Führer damit glücklich mache. Ich will mich an den geliebten Führer wenden, und das ist es, was jetzt in meinem Kopf ist. 

Das sagte die nordkoreanische Gewichtheberin Rim Jong-sim, die bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro die Goldmedaille gewann. Wenn nordkoreanische Athleten bei internationalen Wettkämpfen gute Resultate erzielen, bedanken sie sich wie Rim vor allem beim Machthaber. Diese Äußerungen sollen ihre Loyalität zeigen, um das kommunistische Regime zu fördern und die Nordkoreaner zusammenzubringen. Nordkorea benutzt schon länger den Sport für politische Zwecke:

Die Südkoreaner üben Sport aus, um sich wohl zu fühlen und etwas für ihre Gesundheit zu tun. Das Konzept des Sports in Nordkorea ist komplett anders. Dort dient der Sport als wichtiges Mittel, damit die Menschen weiter loyal hinter der Partei stehen und um die nationale Verteidigung zu stärken und Arbeitskräfte bereitzustellen, indem sie ihren Geist und Körper fit halten. In diesem Sinn üben die Nordkoreaner Sport für den Staat und die Partei aus. 

In Nordkorea ist es das grundsätzliche Ziel des Sports, die Menschen für die Arbeit und die nationale Verteidigung durch körperliches Training bereit zu halten und den Gemeinschaftssinn zu fördern. Der Geist des Kollektivismus ist für das nordkoreanische Regime unerlässlich. Doch die Bürger üben Sport in der Freizeit nur beschränkt aus:

Die Nordkoreaner engagieren sich in Sportaktivitäten nur beschränkt. So machen Arbeiter zum Beispiel am Morgen und Nachmittag nur 15 Minuten einige Übungen. Das Fitnessprogramm umfasst Tischtennis, Tauziehen und Dehnübungen. Doch lässt sich kaum sagen, dass sie diese Routine genießen. Ihnen wird eher nahegelegt, besser daran teilzunehmen. 

Der Bereich des Leistungs- und Freizeitsports wird in Nordkorea vom Staat angeführt. Nordkorea richtet verschiedene Wettkämpfe am jeweils zweiten Sonntag eines jeden Monats aus, der dann als nationaler Sport-Tag gekennzeichnet wird. In den Schulen und Unternehmen versammeln sich früh am Morgen oder während der Pause einige Gruppen, um zusammen Gymnastikübungen zu machen. Nordkorea ermutigt einzelne Gruppen oder auch ganze Landesregionen, ihre eigenen Sportwettkämpfe auszurichten. Nordkorea nennt insbesondere Pilates, Reiten, Squash und Billard als populäre Disziplinen. Im vergangenen Frühling wurde in Pjöngjang der „Frühjahrswettkampf für Bowling-Fans“ abgehalten. Noch vor 30 Jahren galt Bowling in Nordkorea als dekadenter Sport aus dem Westen: 

Ich war überrascht, zu lesen, dass eine zunehmende Zahl von Nordkoreanern Bowling betreiben. Sportarten wie Bowling, Baseball und Golf waren in Nordkorea tatsächlich verboten und als dekadente Sportarten gebrandmarkt, die von den USA angeführt werden. Nordkorea scheint sich aber der internationalen Kritik daran bewusst gewesen zu sein und deshalb eine Bowlingstraße in der Innenstadt von Pjöngjang geöffnet zu haben, um zu zeigen, dass sich die Menschen auch in Nordkorea am Bowling erfreuen. Für eine Bowlingbahn werden Materialen hoher Qualität benötigt. Die Materalien sind größtenteils Luxusgüter, deren Import Nordkorea verboten hat. Trotzdem baute es die Bowlingstraße, um zu zeigen, dass die Menschen den Sport ganz normal betreiben. Ich denke, es ist zu früh zu sagen, dass Bowling ein gewöhnlicher Sport im Land ist. 

Nordkorea öffnete die Golden Lane Bowling Alley in Pjöngjang 1994. Im Jahr 2005 fand dort das Internationale Bowling-Einladungsturnier von Pjöngjang statt. Es scheint aber, als ob die Anlage vor allem von Ausländern und Bürgern einer bestimmten Schicht benutzt wird. In der offiziellen Zeitung Rodong Sinmun werden Volleyball, Basketball und Tischtennis am meisten als Freizeitsportarten genannt: 

Während international 70 bis 80 Sportarten betrieben werden, gibt es in Nordkorea 30 Sportarten. Sie werden etwa von Fußball-, Volleyball- oder Basketball-Organisationen, die professionelle Sportler umfassen, betrieben. Nordkorea fördert Judo und Ringen als strategische Sportarten mit dem Ziel, bei internationalen Wettkämpfen Medaillen zu gewinnen. Sie sind keine Disziplinen für die allgemeine Öffentlichkeit. Zu den populären Sportarten in Nordkorea gehören Tischtennis, Fußball, Basketball und Volleyball. 

Sportgruppen in den besonders populären Disziplinen werden vom Staat gefördert. In diesem Jahr hat Nordkorea einen Wettkampf nach dem anderen ausgerichtet. An einer Tischtennisveranstaltung nahmen 800 Menschen teil. Auch gab es einen nationalen Volleyball-Wettkampf für landwirtschaftliche Arbeitskräfte:

Nordkorea hat seine Grenzen drei Jahre lang geschlossen gehalten. Es lässt sich leicht vorstellen, dass die Bewegungen der Landesbewohner streng kontrolliert wurden. Um auf die zunehmende Unzufriedenheit zu reagieren, scheint das Land einige Sportveranstaltungen in diesem Jahr abgehalten zu haben. So nahm es beispielsweise wieder eine Veranstaltung auf, bei der jede Provinz vertreten war – etwa wie das Nationale Sportfestival in Südkorea. Nordkorea organisierte in der ersten Jahreshälfte verschiedene Sportveranstaltungen, an denen Beamte der zentralen Regierungsbehörden und landwirtschaftliche Arbeitskräfte teilnahmen. Es scheint, als ob das Land die Menschen nicht mehr länger unter dem Vorwand von Covid-19 kontrollieren kann. Die Menschen wollen sportlich aktiv sein und die Beschränkungen haben nur einen negativen Effekt. 

Nordkorea betonte stets die Gruppenaktivitäten durch den Sport. Es scheint, als ob der Sport auch dafür sorgen soll, die schlechtere Stimmung im Land wegen der Restriktionen zum Schutz gegen die Corona-Pandemie wieder aufzuhellen.

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