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Nordkorea

Mobilfunkdienste in Nordkorea

#Schritte zur Wiedervereinigung l 2023-08-30

Schritte zur Wiedervereinigung

ⓒ YONHAP News
Die drei größten Mobilfunkanbieter in Südkorea sind SK Telecom, KT und LG U-Plus. Zu den weltweit bekannten Telekommunikationsdienstleistern gehören etwa Verizon und AT&T in den USA, NTT Docomo in Japan sowie die Deutsche Telekom und Vodafone in Europa. Wie sieht es mit dem Angebot in Nordkorea aus? Auch in dem streng abgeschotteten Land gehören Handys oder Smartphones zum Alltag und werden von den Menschen dort als unabdingbar angesehen. Eine Nordkoreanerin sagt:

Es macht viel Freude, ein Mobiltelefon zu benutzen, weil seine Funktionen von Tag zu Tag vielfältiger werden. Die Handys sind zu einem unverzichtbaren Teil unseres Lebens geworden. 

Die Zahl der Mobiltelefone in Nordkorea liegt bei etwa sieben Millionen. Solche Geräte werden in dem Land auch als “Handtelefon“ bezeichnet. Die auf Nordkorea spezialisierte Website 38 North schätzt auf der Grundlage der Auswertung von Satellitenbildern, dass es im Land etwa 1000 Mobilfunkbasisstationen gibt. Es scheint, als ob die Zahl der aktiven Handynutzer in Nordkorea rasch steigt. Wann begann dort der Dienst mit der mobilen Kommunikation? Zum Thema sagt Jeong Eun Chan vom Nationalinstitut für Vereinigungserziehung in Südkorea:  

Nordkoreas erster Mobilfunkbetreiber war das Unternehmen Northeast Asia Telephone and Telecommunications, was ein Zusammenschluss zwischen Loxley Pacific in Thailand und der nordkoreanischen Post- und Telekommunikationsgesellschaft war. Im Jahr 1998 installierte das Unternehmen 500 Mobiltelefon-Leitungen im Gebiet um Rajin-Sonbong, das jetzt die Rason-Sonderwirtschaftszone ist. Es brachte in Nordkorea zum ersten Mal 2002 den kommerziellen Mobilfunkservice der zweiten Generation auf den Weg und zog später 30.000 Kunden an. Doch das Unternehmen entwickelte sich nicht weiter, weil Nordkorea 2004 die Nutzung von Mobiltelefonen verbot. 

Nach einer starken Explosion am Bahnhof Ryongchon in Nordkorea im Jahr 2004 untersagte die Regierung den Einwohnern, Handys zu benutzen. Damals machten Gerüchte die Runde, dass die Explosioin durch ein Mobilgerät ausgelöst worden und der damalige Machthaber Kim Jong-il das Ziel eines Anschlags gewesen sein könnte. Vier Jahre später gab es jedoch größere Veränderungen im Bereich der mobilen Kommunikation: 

Der Mobilfunkdienst wurde wieder aufgenommen, als Koryolink durch das ägyptische Telekommunikationsunternehmen Orascom gegründet wurde. Es war eine Gemeinschaftsfirma mit der nordkoreanischen Post- und Telekommunikationsgesellschaft. Koryolink erhielt eine Lizenz mit einer Laufzeit von 25 Jahren und wurde mit Exklusivrechten für die ersten vier Jahre ausgestattet: 

Nach dem Ablauf des Exklusivvertrags von Koryolink führte Nordkorea 2012 einen zweiten Mobilfunkanbieter namens Kang Song Net ein. Der staatliche Betreiber bot den 3G-Dienst der dritten Generation an. Die Regierung schlug eine Fusion zwischen Koryolink und dem neuen Telekom-Netzwerk vor, doch der Plan wurde wieder fallengelassen. Die Koryolink-Nutzer müssen nach einigen Freiminuten die Extraminuten in Dollar bezahlen, während Kang Song Net seinen Kunden erlaubt, für die Extraminuten mit der Landeswährung zu zahlen. Die Tonqualität ist sogar besser als bei Koryolink. Zahlreiche Koryolink-Kunden wechseln daher zu Kang Song Net.  

2012 übertraf die Zahl der Koryolink-Nutzer eine Million, und 2015 waren es schon über drei Millionen. Angesichts dieser Entwicklung gab es den Bedarf für einen neuen Betreiber, was die Gründung von Kang Song Net nach sich zog.

Koryolink bietet einen kompletten 3G-Dienst für Ausländer und hochrangige nordkoreanische Funktionäre an. Extraminuten müssen die Kunden in Dollar bezahlen, wenn die freien Minuten unter einem bestimmten Handyvertrag überschritten werden. Bei Kang Song Net kann in nordkoreanischen Won bezahlt werden. Auch sind die Nutzungsgebühren niedriger. 2015 kam dann ein neuer Anbieter hinzu:

Nordkorea führte 2015 einen dritten Mobilfunkanbieter, Byol genannt, ein. Anfangs bot das staatliche Unternehmen für Ausländer in Pjöngjang Internetverbindungen über Kabel an. Doch der 3G-Dienst wird jetzt von Funktionären der Partei, der Regierung und des Militärs sowie auch von normalen Bürgern gebraucht. Die Regierung gründete das dritte Telekommunikationsunternehmen, um Koryolink zu kontrollieren. Während Koryolink seine Dienste Ausländern wie auch Einheimischen anbietet, können Kang Song Net und Byol nur von Nordkoreanern genutzt werden.  

Wie fortgeschritten ist jedoch die Technologie der drei Wettbewerber im nordkoreanischen Mobilfunkmarkt? 

Drei Jahre, nachdem Nordkorea den Mobilfunkdienst 2008 wieder eingeführt hatte, richtete Koryolink landesweit 453 Basisstationen ein. Sein Netz wurde in 14 größeren Städten einschließlich Pjöngjangs, 86 kleineren Städten und auf 22 Schnellstraßen erweitert. Das Netz deckte 13,6 Prozent des Territoriums und 92 Prozent der Bevölkerung ab. Das heißt nicht, dass 92 Prozent der Bevölkerung den Dienst abonnieren, doch das Netz wurde so ausgeweitet, um diesen Anteil zu erreichen. Als Nordkorea 2017 das Jindallae-3-Smartphone herausbrachte, sprach es von einem hohen Technologie-Niveau. Es behauptete, das neue Smartphone gleicht dem Samsung Galaxy 5 in Südkorea, und es wird in nur drei bis vier Jahren mit Südkoreas Technologie für die mobile Kommunikation und Smartphones gleichziehen. Doch sagen Experten, dass Nordkorea nach wie vor auf der Stufe von 3G steht. 

Zwar bleibt das Angebot noch beim 3G-Mobilfunkdienst, der in anderen Ländern wie etwa den USA in Phasen geschlossen wird, doch hat sich NordkoreasMobilfunkindustrie unter Machthaber Kim Jong-un relativ rasch entwickelt: 

Es ist die Entschlossenheit und die Absicht unserer Partei, alle Bereiche schnell zu entwickIn und ein Paradies für die Menschen durch Wissenschaft und Technologie aufzubauen. 

Kim Jong-un, der betont, wie wichtig Wissenschaft und Technologie seien, hat auch die Notwendigkeit für den 4G- und 5G-Mobilfunkstandard herausgestellt. Nordkorea hattte die Forschung für die 5G-Technologie auf seine Liste der wichtigsten Aufgaben für 2020 gesetzt:

Unser lieber Anführer sagt, dass das Arirang-Handy gut aussieht, und dass es leicht und bequem ist, zu nutzen, weil es verschiedene Funktionen hat für Anrufe und die Weiterbildung. Er untersuchte den Berührungsbildschirm und sagte, dass dieser Teil so empfindlich sein sollte, dass die Leute es bequem nutzen können. 

Kim inspizierte auch eine Fabrik, die das nordkoreanische Smartphone Arirang herstellt. Trotz der schlechten wirtschaftlichen Situation infolge der Grenzschließung wegen der Corona-Pandemie brachte das Land neue Smartphones heraus: 

Nordkorea hat in den vergangenen Jahren aufgrund der Grenzschließungen einen wesentlichen Rückschlag in der Produktion erlebt. Trotzdem brachte es 2021 und 2022 mindestens fünf Smartphones heraus, darunter das Madusan 217S, Madusan 215, Myohyang 901, Sonamu 381 und Sonamu 382. Myohyang ist eigentlich eine Marke für Tabletcomputer des Unternehmens Pyongje, und Sonamu ist eine TV-Gerätemarke. Fernseher wurden Ende der 1970er Jahre und in den 80er Jahren unter dieser Marke an Arbeiter und hochrangige Funktionäre vergeben. Das heißt, diese Unternehmen gingen auch auf den Smartphone-Markt. Madusan 215 basiert auf Android 11, das Madusan 217S, Myohyang 901 und Sonamu 382 auf Android 10. Es scheint, Android 11 ist das aktuellste Betriebssystem im Land. Angesichts der aktuellen Situaton in Nordkorea lässt sich sagen, dass die Smartphones mit relativ neuen Android-Versionen ausgestattet sind. 

Seit Nordkorea 2013 sein erstes Arirang-Smartphone herausbrachte, haben sich die Geräte rasch verbreitet, und die Menschen nutzen eine Vielzahl von Apps: 

Viele Nordkoreaner nutzen das Navigationsapp „Mein Reisebegleiter“, die Kakao Map oder Naver App in Südkorea ähnelt. Die englischsprachige Zeitung Pyongyang Times berichtete, dass “My Traveling Companion 3.1” 2021 die populärste Anwendung war. Viele laden auch Apps herunter, um Fußball oder Janggi, eine Art koreanisches Schach, zu spielen. Einige Apps erlauben es den Nutzern, nach nützlichen rechtlichen Informationen und Regelungen zu suchen. 

Bis 2021 wurde die Zahl der Smartphone-Nutzer in Nordkorea auf sechs Millionen geschätzt. Zusätzlich zur beliebten Navigation-App bieten die lokalen Mobilfunkdienste verschiedene andere Anwendungen wie etwa die Spiele-App “Boy General” an. Diese wurde durch eine Zeichentrickserie inspiriert, die besonders unter Kindern beliebt ist. 

Andere beliebte Apps sind Lieferdienste sowie Bezahldienste, die auf Online-Märkten benutzt werden können. Doch die mobile Kommunikation in Nordkorea stößt auf Grenzen: 

Die nordkoreanische Regierung nutzt den Mobilfunkservice als Mittel, die Einwohner zu kontrollieren. Sie kann dank des Dienstes etwa Anrufe abhören. Nordkorea erlaubt es den Bürgern, Daten über das interne Netzwerk des „Intranet“ zu suchen oder herunterzuladen, und die Menschen können mit ihren Handys mit anderen kommunizieren. Doch die Regierung hindert die Leute daran, ihre Gedanken über die Ideologie oder Politik mitzuteilen, und sie hält interne Informationen von der Außenwelt fern. Durch die Telefonüberwachung versucht Nordkorea, die Menschen daran zu hindern, ihre ideologischen Ansichten zu ändern, und sie will die innere Einheit stärken.

Nordkorea zwingt die Handy-Nutzer, das streng kontrollierte Intranet namens Kwangmyong zu installieren. Das Intranet sieht wie das Internet aus, was die Technologie betrifft. Doch verweigert das Netz den Zugang zur Außenwelt. Die Regierung nutzt die App, an detaillierte Informationen über die Nutzung des Smartphones zu gelangen. Der Mobilfunkdienst in Nordkorea hat sich zwar weiterentwickelt. Doch die Regierung versucht hartnäckig, die eigenen Bürger daran zu hindern, größere Freiheiten zu genießen, wenn sie den Service nutzen. Es bleibt abzuwarten, wie sich der nordkoreanische Mobilfunkmarkt angesichts des Dilemmas von strikter Kontrolle einerseits und freier Kommunikation andererseits entwickelt. 

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