Am 25. Februar 1993 endete in Südkorea eine mehr als drei Jahrzehnte währende Ära militärischer Staatsführung. Mit dem Amtsantritt von Kim Young-sam rückte erstmals seit Langem wieder ein Zivilist an die Spitze des Staates. Diese „Zivilregierung“ läutete entschlossene Reformen ein. Im Vordergrund standen der Kampf gegen Korruption, mehr Transparenz in der Politik und die Belebung der Wirtschaft.
Ein zentrales Anliegen Kims war dabei die Aufarbeitung der Vergangenheit. So ließ er 1995 den einstigen Amtssitz des japanischen Generalgouverneurs in Seoul abreißen – ein letztes Symbol der japanischen Kolonialherrschaft (1910–1945). Gleichzeitig zerschlug er die von Ex-Diktator Chun Doo-hwan geführte Geheimgruppe „Hanahoe“ im Militär und entließ 18 Generäle aus dem Dienst. Auch zwei ehemalige Präsidenten mussten sich für einen Putsch vom 2. Dezember 1979 und das Massaker zur Zeit der Demokratiebewegung in Gwangju am 18. Mai 1980 vor Gericht verantworten.
Zu Kims Reformagenda gehörte zudem mehr Transparenz im öffentlichen Leben. Mit der Einführung der Klarnamenpflicht bei Finanztransaktionen wurden illegale Geschäfte über anonyme Konten unterbunden. Zudem waren sämtliche Amtsträger zur Offenlegung ihres Vermögens verpflichtet. Neue Regelungen zur Wahlkampffinanzierung stärkten die demokratische Teilhabe zusätzlich. 1995 folgte ein bedeutender Schritt für die kommunale Souveränität: Erstmals konnten Bürger ihre regionalen Vertreter in landesweiten Direktwahlen bestimmen.
Gegen Ende der Amtszeit Kims trübte jedoch eine schwere Wirtschaftskrise die Bilanz. Nach dem Beitritt zur OECD überstiegen Südkoreas Exporte zwar erstmals die Marke von 100 Milliarden Dollar, und das Pro-Kopf-Einkommen kletterte über 10.000 Dollar – doch die übereilte Liberalisierung des Finanzsektors mündete Ende 1997 in eine Währungskrise. Das Land war gezwungen, beim Internationalen Währungsfonds (IWF) um Hilfe zu bitten und im Gegenzug harte Spar- und Reformauflagen zu akzeptieren.
Trotz dieser Rückschläge gilt die Zivilregierung bis heute als Wendepunkt in der Geschichte Südkoreas. Sie beendete die lange Herrschaft früherer Militärs und legte den Grundstein für ein ziviles Regierungssystem. Viele der damals angestoßenen Reformen prägen das demokratische Gefüge des Landes bis in die Gegenwart.