Am 3. April 1948 flammte auf der südkoreanischen Insel Jeju ein Aufruhr auf, der sich zu einer der blutigsten Tragödien in der Geschichte des Landes entwickeln sollte. Ein Auslöser war der 1. März 1947, der 28. Gedenktag der Unabhängigkeitsbewegung gegen Japan. Während einer friedlichen Demonstration auf der Insel im Süden des Landes wurde ein Kind von einem Polizeipferd zu Boden gerissen und verletzt. Als der Polizist das Kind einfach liegen ließ, warf die empörte Menge Steine. Die Polizei reagierte mit Schüssen und tötete sechs Menschen. Dieser Vorfall entfachte den ohnehin bestehenden Unmut gegenüber der US-Militärregierung zusätzlich. In den Tagen darauf kam es zu einem Massenstreik, an dem Verwaltungen, Unternehmen und Schulen teilnahmen. Die US-Militärverwaltung entsandte daraufhin zusätzliche Polizeikräfte vom Festland und die rechtsgerichtete Gruppe Nord-West nach Jeju, die unter dem Vorwand – „linksextremistische Kräfte“ zu zerschlagen – Tausende Insulaner verhaftete, schlug oder folterte.
Zur selben Zeit spitzte sich auf der koreanischen Halbinsel auch der Konflikt zwischen linken und rechten Kräften zu. Vor diesem Hintergrund mündete am 3. April 1948 die angespannte Lage auf der Insel schließlich in eine offene Rebellion. Eine bewaffnete Gruppe der linksorientierten Süd-Joseon-Arbeiterpartei griff mehrere Polizeiwachen und die Häuser rechtsgerichteter Aktivisten an. Die Aufständischen forderten ein Ende der staatlichen Repression sowie eine gesamtkoreanische Regierung anstelle der nur für den Süden geplanten separaten Wahlen. Trotzdem wurden am 10. Mai 1948 in ganz Südkorea Wahlen abgehalten, die jedoch auf Jeju scheiterten. In konservativen Kreisen galt die Insel fortan als „sozialistische Hochburg“.
Nach der Gründung der südkoreanischen Regierung begann der rechtskonservative Präsident Rhee Syng-man, den Widerstand mit Militäraktionen niederzuschlagen. Ein Sicherheitskordon verbot den Zugang zu den Bergregionen und zu allen Orten, die mehr als fünf Kilometer von der Küste entfernt lagen; wer in diesen Gebieten angetroffen wurde, galt als „Aufständischer“ und wurde ohne Prozess hingerichtet. Zahlreiche Inselbewohner wurden in küstennahe Gebiete zwangsumgesiedelt. Im Zuge dieser Repression, die mit der Verhängung des Kriegsrechts ihren Höhepunkt erreichte, kamen in den gut siebeneinhalb Jahren bis zu 30.000 Menschen ums Leben – etwa ein Zehntel der damaligen Bevölkerung Jejus.
Erst 1949 ebbte die Verfolgung langsam ab, als viele Untergetauchte auf ein Amnestieversprechen hin aus den Bergen herabkamen. Vollständig beendet wurde der Ausnahmezustand jedoch erst am 21. September 1954, als das Sperrgebiet um den Berg Halla aufgehoben wurde. Über Jahrzehnte galt das Ereignis in Südkorea als Tabuthema. Erst unter Präsident Kim Dae-jung wurde im Jahr 2000 ein Sondergesetz zur Aufarbeitung des „4.3-Vorfalls“ verabschiedet. Drei Jahre später übernahm Präsident Roh Moo-hyun den Abschlussbericht einer Untersuchungskommission, in dem festgehalten wurde, dass es sich bei dem Vorfall um ein Massaker handelte, das im Zuge der weltweiten Verschärfung des Kalten Krieges und der Verfestigung der Teilung der koreanischen Halbinsel durch staatliche Gewalt zu massenhaften Opfern unter der Zivilbevölkerung führte. Roh entschuldigte sich öffentlich bei den Überlebenden und den Angehörigen der Opfer.