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Lifestyle

Der Gwangju-Aufstand vom Mai 1980

#Sie fragen, wir antworten l 2014-05-24

Hörerecke

Q:Am 18. Mai gedenken viele Koreaner dem Bürgeraufstand von Gwangju. Könnten Sie in Ihrer Hörerecke etwas darüber bringen? Die meisten Hörer wissen ja nicht, wie hart die heute stabile Demokratie in Südkorea erkämpft wurde.

A:Mit der Ermordung des autoritären Präsidenten Park Chung-hee, des Vaters der jetzigen koreanischen Präsidentin, am 26. Oktober 1979 wuchs in Korea die Hoffnung auf politische Veränderung. Diese zerschlug sich jedoch schon bald, als sich die Armeeführung unter General Chun Doo-hwan am 12. Dezember 1979 an die Spitze putschte, der dann im April 1980 die Macht im damals gefürchteten koreanischen Geheimdienst übernahm. Schon bald darauf formierte sich Widerstand, der seinen ersten Höhepunkt am 15. Mai fand, als in Seoul 70.000 und 100.000 Studenten von 30 Universitäten des Landes auf die Straße gingen. Diese Proteste, die größten seit der Demokratisierungsbewegung vom April 1960, gingen als „Seouler Frühling“ in die Geschichte ein. Die Studenten forderten den Rücktritt von General und Geheimdienstchef Chun sowie von Choi Kyu-ha, der nach der Ermordung von Präsident Park das Amt des Präsidenten übernommen hatte. Weitere Forderungen waren die Aufhebung des Kriegsrechts sowie die Abschaffung der von Park Chung-hee eingeführten autoritären Yushin-Verfassung, die quasi eine zeitlich unbegrenzte Wiederwahl des Präsidenten erlaubte.

General Chun reagierte auf alle Forderungen und Demonstrationen mit Härte und verschärfte am 17. Mai den Ausnahmezustand und das Kriegsrecht, das von Seoul auf das gesamte Land bis hin zur Insel Jeju ausgeweitet wurde. Die Folge war die Schließung von Universitäten, die Auflösung der Nationalversammlung, das Verbot jeglicher politischer Aktivitäten und die Verhaftung von wenigstens 26 Oppositionspolitikern, darunter auch der spätere Präsident Kim Dae-jung, einer der Gallionsfiguren der koreanischen Demokratiebwegeung und des Kampfes gegen die Diktatur.

Am 18. Mai 1980 kam es in der Stadt Gwangju im Zuge von Studentendemonstrationen zu einem Aufstand gegen die herrschende Militärdiktatur und das Kriegsrecht. Eine weitere Forderung war die Freilassung von Kim Dae-jung. Die zunächst noch friedlichen Demonstrationen am 18. Mai wurde vom Militär unter Einsatz von Fallschirmjägern mit brutalster Gewalt niedergeschlagen. Die Antwort darauf war ein gemeinsamer Aufstand von Studenten, Arbeitern und einfachen Bürgern gegen das Militär, bei dem an einzelnen Tagen bis zu 200.000 Menschen auf die Straße gingen. Diese Erhebung der Bürger wurde schließlich am 20. und 21. Mai mit einem Gemetzel an der Bevölkerung beantwortet. Am 22. und 23. Mai griffen die Unruhen von Gwangju aus auf weitere Städte in der Jeolla-Provinz über. Am 24. Mai riefen die Bürger von Gwangju das "befreite Gwangju" aus. Am 25. Mai errichteten die Regierungstruppen eine Blockade um das Stadtzentrum. Am 26. kam es zu Verhandlungen zwischen Bürgerkomitee und Offizieren. Am 27. Mai stürmte die Armee schließlich mit 20.000 Soldaten, Fallschirmjägern und Panzern die Stadt und beendete den Aufstand von Gwangju mit einem Blutbad.

Nach Augenzeugenberichten von Journalisten gingen an dem Tag die Fallschirmjäger mit unbeschreiblicher Brutalität gegen jeden auf der Straße vor, und zwar ohne jede Rücksicht auf Alter, Geschlecht oder Status. Schlagstöcke und Bajonette kamen willkürlich zum Einsatz. Das erklärt sich zum Teil daraus, dass man den Soldaten gesagt hatte, bei den Demonstranten handele es sich um Kommunisten. Seither gilt der Gwangju-Aufstand als Symbol für die Unterdrückung der Demokratiebewegung im Südkorea der 1980er Jahre.

Über die Zahl der Opferzahlen des Gwangju-Aufstands gibt es je nach Qelle unterschiedliche Angaben. Nach offiziellen Angaben von Untersuchungen aus dem Jahr 2006 sollen 154 Demonstranten getötet und 4.141 verwundet worden sein. Die Zahl der bis heute als vermisst geltenden Menschen wurde mit 74 angegeben. In den Tagen nach der Niederschlagung des Aufstandes sollen mehr als 3.000 Menschen verhaftet worden sein. Das Militär sprach seinerzeit hingegen von insgesamt 170 Todesopfern, darunter 144 Zivilisten und 730 Verhaftungen. Nach Angaben von ärztlichen Augenzeugen soll es jedoch alleine im Chan-Nang-Provinzkrankenhaus 440 Todesopfer gegeben haben, die katholische Kirche sieht 600 bis 1000 Tote als wahrscheinlich an. Andere Quellen gehen von über 2.000 Todesopfern aus. Diese Zahlen erscheinen durchaus glaubhaft, wenn man bedenkt, dass die Sterberate der Stadt Gwangju laut Statistiken im Mai 1980 rund 2.300 Todesfälle über dem monatlichen Durchschnitt lag. Es ist wahrscheinlich, dass viele Angehörige aus Angst vor Repressalien ihre Toten in aller Stille begraben haben. Auch ist anzunehmen, dass nicht alle Verwundeten in Krankenhäuser gebracht wurden.

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