Präsidentin Park Geun-hye gerät innenpolitisch immer stärker unter Druck.
Hunderttausende Demonstranten gingen am Samstag für die dritte Kerzendemonstration gegen Park auf die Straßen. Die Polizei sprach von 260.000 Teilnehmern an der Demonstration im Zentrum der Hauptstadt, die Organisatoren gehen von einer Million aus. Damit wären es die größten Versammlungen seit der Demokratisierungsbewegung im Juni 1987. Zu gewalttätigen Auseinandersetzungen kam es nicht.
Die Kundgebungen fanden nicht nur in ganz Südkorea, sondern auch in über 30 Städten in etwa zehn Ländern statt, darunter USA, Deutschland, Großbritannien, Frankreich und Japan.
Die Teilnehmer kritisierten, dass das Wesen des Choi Soon-sil-Gate-Skandals Unfähigkeit und Korruption der Staatschefin sei. Dies wiederum würde sämtliche Systeme der Nation zusammenbrechen lassen. Die Wut der Öffentlichkeit sei der Ausdruck des Willens, Abnormalität in der Gesellschaft nicht mehr dulden zu wollen. Die Demonstranten riefen immer wieder "Tritt zurück Park Geun-hye!". Die aus dem ganzen Land angereisten Menschen marschierten wie angekündigt auf fünf Routen bis in die Nähe des Präsidialamtes. Etwa 25.000 Polizisten waren nach Angaben der Polizei im Einsatz.
Die Kundgebung wurde von der "Notaktion des Volkes zum Rücktritt der Park Geun-hye-Regierung" geleitet, einer Organisation, in der sich über 1.500 Bürgerverbände solidarisieren.
Etwa 500 Mitglieder von konservativen Bürgerorganisationen haben sich in Yeoeuido in Seoul versammelt. Sie kritisierten die Teilnehmer an den Kerzenkundgebungen als pronordkoreanisch Gesinnte.
Präsidentin Park Geun-hye sieht sich heftiger Kritik ausgesetzt, weil sie ihrer Vertrauten Choi Soon-sil die Einmischung in Regierungsgeschäfte ermöglichte, obwohl diese keine offizielle Funktion hat. Choi, eine Tochter des verstorbenen Gründers der Yeongsegye-Sekte Choi Tae-min, war gleich nach ihrer Rückkehr aus Deutschland verhaftet worden. Ihr Vater galt als Mentor von Park Geun-hye, Tochter des Diktators Park Chung-hee.
Park hat jüngst ihren Sekretärsstab und das Kabinett umgebildet und versprochen, ein neutrales Kabinett zu bilden, das von einem vom Parlament vorgeschlagenen Ministerpräsidenten geleitet werden soll. Trotzden waren ihre Zustimmungswerte laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Gallup Korea mit unter fünf Prozent auf den bisher niedrigsten Stand für ein südkoreanisches Staatsoberhaupt überhaupt gefallen.