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Der Entstehungsgeschichte des nordkoreanischen Raketenprogrammes scheint um das Jahr 1969 ihren Anfang genommen zu haben, als die UdSSR die Boden-Bodenrakete FROG (NATO-Bezeichnung), die eine Reichweite von 60 km hatte, an Nordkorea lieferte.

Allerdings scheint Nordkorea erst im Jahre 1976 mit der Entwicklung eigener Raketen begonnen zu haben. Während des Jom-Kippur-Krieges im Jahre 1973 erhielt Nordkorea Raketen des Typs Scud-B (NATO-Bezeichnung) als Gegenleistung für seine Unterstützung Ägyptens. Nach dem Erhalt der Scud-B-Raketen und entsprechender Startrampen nahm Nordkorea zunächst durch Reverse Engineering die Entwicklung eigener Raketen auf. Nordkoreas Raketensystem baut also auf der Scud-Raketenserie auf. In der Folge entwickelte Nordkorea die Scud-C, die über eine größere Reichweite verfügte, die ballistische Mittelstreckenrakete (IRBM) „Rodong“ und die mehrstufige ballistische Mittelstreckenrakete „Taepodong“.

Es wurde davon ausgegangen, dass aufgrund dieser Entwicklungen Nordkorea um die Jahrtausendwende im Besitz einer Interkontinentalrakete war, die das US-Festland erreichen konnte. Am 5. April 2009 demonstrierte Nordkorea sein Interkontinentalraketenpotential – wenn auch nur teilweise – mit dem Start einer Langstreckenrakete. Die Technologie für die Rakete – von der Nordkorea behauptete, dass es sich dabei um die Eunha-2-Trägerrakete handelte, die angeblich den nordkoreanischen Kommunikationssatelliten Gwangmyeongseong-2 in eine Umlaufbahn beförderte – kann auch in der Entwicklung von Interkontinentalraketen Anwendung finden. Beobachtungen zufolge flog die Rakete 3100 Kilometer weit. (Andere Schätzungen gehen von 3900 Kilometern aus.)

Nordkorea startete im April 2012 erneut eine Langstreckenrakete, Euhna-3, die angeblich eine Trägerrakete zur Beförderung des Satelliten Gwangmyeongseong-3 in eine Erdumlaufbahn sein soll. Der Start misslang. Im Dezember startete Nordkorea erneut die Eunha-3-Rakete, diesmal jedoch erfolgreich. Demnach wurde davon ausgegangen, dass Nordkorea die Technologie für Interkontinentalraketen vorerst vervollkommnet hat.
 
Chronologie des nordkoreanischen Raketenprogrammes
  (die meisten Zeitangaben sind Schätzungen)
Frühe 70er Jahre
  Beteiligung an Chinas Raketenentwicklungsprogramm und vermutlich Erwerb von Raketentechnologie
1976~81
  Einfuhr von in der UDSSR hergestellten Scud-B-Raketen und Abschussrampen aus Ägypten und Reverse Engineering/Development
April 1984
  Test der verbesserten Scud-B-Rakete
Mai 1986
  Test der Scud-C-Rakete
1988
  Indienststellung der verbesserten Scud-B/C-Raketen
Mai 1990
  Erster Test der Rodong-Rakete
Juni 1991
  Start der Scud-C-Rakete
Mai 1993
  Test der Rodong-Rakete
Januar 1994
  Erste Sichtung der Daepodong-1-Rakete
1998
  Indienststellung der Rodong-Raketen
August 1998
  Test der Daepodong-1-Rakete
(Nordkorea meldet den Start eines Satelliten an Bord dieser Rakete)
2006
  Nordkorea führt am 5. Juli einen Teststart der Taepodong-2 durch. (Allerdings dauerte der Flug lediglich 42 Sekunden, da sich die erste Stufe nicht abtrennte.)
2007
  Nordkorea beginnt mit der Stationierung von Mittelstreckenraketen mit einer Reichweite von mehr als 3000 Kilometern, ohne diese testgestartet zu haben. (Experten vermuten, dass Nordkorea diesen Raketentyp im Iran getestet hat.)
2009
  Am 5. April startete Nordkorea eine Langstreckenrakete. (Der Norden behauptet, dass es sich bei der Rakete um die Eunha-2-Trägerrakete mit dem Kommunikationssatelliten Gwangmyeongseong-2 als Nutzlast gehandelt habe. Die Rakete legte innerhalb von 15 Minuten 3100 Kilometer zurück. Es hat den Anschein, dass sich die dritte Stufe nicht abgetrennt hat, allerdings wird auch eine gegenteilige Meinung vertreten. Pjöngjang ist es nicht gelungen, einen Satelliten in eine Umlaufbahn zu befördern.)
2012
  13. April
Start der Rakete Eunha-3. Die Rakete verfehlt die geplante Umlaufbahn. (Eunha-3 wurde ausnahmsweise vor dem Start ausländischen Journalisten gezeigt. Dies wird als Versuch interpretiert, ausländische Kritik abzuschwächen, dass es sich um den Test einer ballistischen Interkontinentalrakete handelt.)
12. Dezember
Start der Rakete Eunha-3. (Die Rakete wurde um 9.51 Uhr an der Startbasis in Dongchang-ri, Cheolsan-gun, Nord-Pyeongang-Provinz abgeschossen. Der Start war erfolgreich.)
Die Leistungsfähigkeit einer Rakete wird hauptsächlich anhand ihrer Reichweite und ihrer Präzision bemessen. Die Reichweite, das wichtigere Parameter, bezeichnet die Strecke, die eine Rakete zurückzulegen in der Lage ist, bevor sie ihr Ziel trifft. „Präzision“ bezieht sich darauf, wie präzise eine Rakete ein Ziel zu treffen in der Lage ist. Im Falle von ballistischen Mittelstreckenraketen stellt die Möglichkeit, dass eine nordkoreanische Rakete ein Gebiet in Japan oder den USA überhaupt erreichen kann, eine ernsthafte Bedrohung dar. Diese Bedrohung wird von den Nachbarstaaten als besorgniserregend empfunden, obwohl man davon ausgeht, dass es um die Treffgenauigkeit der nordkoreanischen Raketen nicht gut bestellt ist und dass sie höchstwahrscheinlich keinen großen Schaden anrichten würden.

Die Sorge der internationalen Gemeinschaft hinsichtlich des Bedrohungspotentials nordkoreanischer Raketen ist berechtigt, da ohne eine Intervention Nordkorea kontinuierlich seine Raketentechnologie verbessern würde, um höhere Reichweiten und eine größere Treffgenauigkeit zu erzielen. Dabei stellt insbesondere die Möglichkeit, dass eine mit Atomsprengköpfen ausgerüstete Rakete ein Gebiet innerhalb eines Staates erreichen kann, eine ernsthafte Bedrohung dar, auch wenn die Rakete ihr Ziel weit verfehlt. Ein weiterer Grund zur Besorgnis in bezug auf Nordkoreas Raketenprogramm ist der Export dieser Raketen in andere Länder.
 
Technische Daten der nordkoreanischen Raketen
Typ
Reichweite
(in km)
Gewicht Gefechtskopf
(in kg)
Bemerkungen
Scud-B 300 800 im Einsatz
Scud-C 500 600 im Einsatz
Rodong 1,300 500 im Einsatz
Daepodong-1 2,500
(Annahme)
500
(Annahme)
getestet (Eunha-1?)
(August 1998/1600 km Flugstrecke)
(Juli 2006/ missglückt)
Daepodong-2 ≥6,700 650~1000 (Schätzung) Teststart (Eunha-2?)
(April 2009/ 3100 km Flugstrecke)