
Das südkoreanische Eisschnelllaufen hat einen neuen Star. Der 18-jährige Kim Min-seok gewann gestern am Dienstag bei den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang die Bronzemedaille über 1.500 Meter in einer Minute und 44,93 Sekunden. Gold und Silber gingen an die Niederländer Kjeld Nuiss und Patrick Roest.
Es ist die erste olympische Medaille, die ein Koreaner und überhaupt ein Athlet aus Asien auf dieser Strecke gewonnen hat. Die Medaillen für die 1.500-Meter-Strecke, auf der Kraft und Ausdauer erforderlich sind, waren bislang vorwiegend den Sportlern aus Europa und Nordamerika vorbehalten. Auch in Kim Min-seoks Umfeld wurde dem Sprinter empfohlen, auf einer kürzeren Strecke sein Glück zu versuchen. Kim bestand jedoch auf die Mittel- und Langstrecke, mit der Begründung, dass man auf kurzen Einzelstrecken nach einem vermasselten Start keine Chance mehr habe. Auf längeren Strecken könne man aber jederzeit einen schlechten Start wieder wettmachen. Darunter entschied sich Kim für die 1.500-Meter, die er als Kampf mit sich selbst bezeichnete.
Kim Min-seok sagte im Anschluss an seinen Sieg zu niederländischen Journalisten, er freue sich und es sei ihm eine große Ehre, diese Leistung als erster asiatischer Sportler vollbracht zu haben.
Die südkoreanische Shorttrackerin Choi Min-jeong wurde gestern am Dienstag im Finale über 500 Meter disqualifiziert und musste eine schon gewonnen geglaubte Silbermedaille wieder abgeben. Als auf der Leuchttafel die Schiedsrichterentscheidung angezeigt wurde, ging ein Raunen durch das Publikum. Die koreanischen Zuschauer konnten es kaum glauben.
Choi Min-jeong, die schon im Halbfinale einen olympischen Rekord aufgestellt hatte, war im Finale mit einer Zeit von 42,586 Sekunden als Zweite ins Ziel gelaufen. Zwischendurch wurde sie zwar von der Kanadierin Kim Boutin leicht nach außen gedrängt, fand aber sofort in ihre Bahn zurück. Bis zur letzten Kurve hatte Choi das Tempo erhöht und versucht, die in Führung liegende Arianna Fontana aus Italien einzuholen. Die Koreanerin lief mit einem äußerst geringen Abstand von 22 Zentimetern auf Fontana als Zweite ins Ziel. Die Schiedsrichter befanden jedoch, dass sie gefoult habe. Choi Min-jeong soll, als sie in den letzten zwei Runden auf der Außenbahn Kim Boutin überholte eine Armbewegung gemacht haben, mit der sie den Anschein erweckte, als wolle sie die Gegnerin aufhalten.
Wegen Chois Disqualifikation ging die Silbermedaille an Yara van Kerkhof aus den Niederlanden. Die Kanadierin Kim Boutin belegte den dritten Platz. Choi Min-jeong wirkte niedergeschlagen, sagte jedoch, dass sie die Schiedsrichterentscheidung respektiere:
Es war die Entscheidung des Schiedsrichters und ich muss mich danach richten. Ich habe mein Bestes gegeben und bereue nichts. Ich bin zufrieden, akzeptiere das Ergebnis und werde mich auf die nächsten drei Wettkämpfe konzentrieren.
Der KBS-Kommentator für Shorttrack Lee Jung-su sagte, dass er Chois Disqualifikation bedauere, die Entscheidung sei jedoch richtig gewesen. Lee zufolge habe die Internationale Eislaufunion die Regeln vor einigen Jahren gestrafft. Seitdem würden bei den Wettkämpfen im Shorttrack beim Überholen strengere Regeln gelten.
Choi Min-jeong war voller Tränen, als sie vom Eis stieg. Sie sagte aber, dass sie nicht über das Ergebnis weine, sondern weil sie an die Zeit des anstregenden Trainings erinnert worden sei. Sie sei jetzt aber sehr erleichtert. Wenn sie vorsichtiger gewesen wäre, wäre ihr das Missgeschick nicht passiert. Gegen die Entscheidung habe sie keinen Einwand:
Ja, ich habe mein Bestes gegeben und bereue nichts. Mit dem Verlauf bin ich zufrieden. Es tut mir nur etwas leid, dass ich die Erwartungen der Zuschauer, die mich angefeuert haben, nicht erfüllen konnte. Dank der großen Unterstützung des Publikums konnte ich es bis ins Finale schaffen und den Wettkampf bestreiten.
Die Athletin hat noch Chancen, ihren Fehler wettzumachen. Am Samstag geht sie über 1.500 Meter, ihrer Paradedisziplin, an den Start. Danach nimmt sie noch an der 3.000-Meter-Staffel der Frauen teil und absolviert auch die 1.000-Meter-Rennen. Choi Min-jung sagt:
Die 1.500-Meter-Läufe stehen noch bevor. Diese sind meine Paradedisziplin und ich werde noch selbstbewusster an dem Wettkampf teilnehmen. Auf die anderen noch verbliebenen zwei Disziplinen, die 1.000-Meter-Strecke und die Staffel werde ich mich ebenfalls konzentrieren und versuchen, mich von meiner besten Seite zu zeigen. Ich hoffe, dass mich die Zuschauer weiter kräftig anfeuern und Interesse zeigen.
Choi Min-jeong sagte, dass sie keine Tränen mehr vergießen werde. Für die Siegerin Arianna Fontana ist es die erste Goldmedaille nach vier Teilnahmen an Olympischen Winterspielen.
Gestern am Dienstag überraschte die südkoreanische Männer-Staffel im Shorttrack mit einem olympischen Rekord. Das Team aus Kim Do-gyum, Lim Hyo-jun, Kwak Yoon-gy, Hwang Dae-heon gewann das Halbfinale der 5.000 -Meter-Staffel in der Gangneung Ice Arena mit einer olympischen Bestzeit von sechs Minuten und 34,510 Sekunden und zog ins Finale ein.
Das Ass des Rennens war an dem Tag Gwak Yoon-gy, Silbermedaillist von Vancouver, der es während des gesamten Laufs meisterhaft verstand, auf der Innenbahn zu überholen und das zurückliegende Team in Führung zu bringen:
Ich freue mich, die erste Hürde erfolgreich genommen zu haben. Vor allem Dae-heon, der jüngste im Team, hatte zuletzt Pech im Einzel und war sicherlich niedergeschlagen und erschöpft. Er hat sich aber aufgerafft und sich gründlich auf die Staffel vorbereitet. Das hat mich motiviert und auch unser Team motiviert. Dafür bin ich Dae-heon dankbar. In der gegenwärtigen Form werden wir sicherlich auch die nächsten Wettkämpfe gut bestreiten.
Kwak Yoon-gy brachte das Team, das als Dritter gestartet war, in der fünften Runde in Führung. Zwischendurch wurde Südkorea von den USA und Ungarn zwar auf Platz drei zurückgedrängt, 17 Runden vor Schluss schob sich Kwak aber erneut auf den zweiten Platz vor und brachte den nächsten Läufer Hwang Dae-heon in die führende Position.
Kim Do-gyum, der als erster Läufer gestartet war, hegt große Erwartungen, nach 12 Jahren den Titel mit der 5.000-Meter-Staffel wieder zurückzuholen:
Ich denke, dass wir entsprechend unserem harten Training alles aus uns herausgeholt haben. Darüber freue ich mich. Erstmals nach 12 Jahren läuft die Staffel wieder im Finale. Wenn wir keinen Fehler machen, werden wir ein gutes Ergebnis erzielen. Alle Vorbereitungen sind getroffen.
Shorttrack-Läufer Lim Hyo-jun, der in Pyeongchang bereits über 1.500-Meter die erste Goldmedaille für Südkorea geholt hat, könnte mit einem Staffelsieg zweifacher Olympiasieger werden:
Ich bin froh, die erste Hürde erfolgreich genommen zu haben. Die älteren Teamkollegen haben mich unterstützt und so konnte ich einen guten Lauf absolvieren. Wir sind in guter Form und ich denke, dass wir im Finale ein wirklich gutes Ergebnis bringen werden.
Die südkoreanische Shorttrack-Männer-Staffel hatte zuletzt bei den Olympischen Winterspielen in Turin die Goldmedaille gewonnen und war in den darauf folgenden 12 Jahren leer ausgegangen. Im Gegensatz zu den Erfolgen in den Einzel-Wettkämpfen scheiterte das Staffel-Team stets kurz vor dem Ziel. In Sotschi stürzten die Staffelläufer und schieden im Halbfinale aus. In Pyeongchang wollen sie endlich wieder ganz oben stehen und darauf haben sie sich gründlich vorbereitet. Im Finale am 22. Februar kämpft die Mannschaft gegen Ungarn, China und Kanada um die Goldmedaille.
Die Kurve neun der Bob- und Rennrodelbahn in Pyeongchang ist berüchtigt. Sie ist mit so vielen Schwierigkeiten gepickt, dass es fast kaum einem Piloten gelingt, alle Durchgänge sauber auszuführen. Der kleinste Fehler kann fatale Auswirkungen haben.
An der Kurve neun beträgt der Drehwinkel 12 Grad. Die Strecke ist überhöht gebaut und nur 65 Meter lang, sodass die Piloten nur 0,1 Sekunden Zeit haben, die richtige Lenkbewegung zu machen. Konstruiert wurde die Strecke von dem Deutschen Uwe Deyle und seinem auf Bobbahnen spezialisierten Architekturbüro in Stuttgart.
Dem deutschen Rennrodler Felix Loch wurde diese, von einem Landsmann entworfene Kurve neun im letzten Lauf zum Verhängnis. Nach einer missratenen Durchfahrt berührte sein Schlitten in der darauf folgenden Kurve zehn den Rand. Der Schlitten pendelte und Loch verlor kostbare Zeit. Nach dem Fahrfehler fiel der zwölffache Weltmeister und zweifache Olympiasieger von Rang eins auf fünf zurück und verpasste sein drittes Einzelgold bei Olympischen Winterspielen. Nach seiner Niederlage sagte Felix Loch, die neunte Kurve sei der Punkt, an dem man sich nicht den kleinsten Fehler erlauben dürfe. Im Sport passierten solche Dinge einfach.
Die neunte der sechzehn Kurven des Alpensia Sliding Centre ist für die Schlittensportler eine große Herausforderung. Bei mehreren Testwettkämpfen im Vorfeld der Spiele touchierten Piloten den Rand und gerieten ins Schleudern. Seitdem gilt dieser Abschnitt des Eiskanals als „verflucht“. Dem deutschen Ingenieur Ingenieur Uwe Deyle war es damit gelungen, wie es seine Absicht war, einen Eiskanal yu bauen, in dem der derjenige gewinnt, der das beste Fahrgefühl hat und die beste Fahrlinie findet. Im Alpensia Eiskanal können auch die besten Bobpiloten und Rennrodler ihren Lauf vermasseln, wenn sie nicht auf der Ideallinie bleiben.
Für den südkoreanischen Bobpiloten Won Yun-jong und Skeletonpiloten Yun Sung-bin wird es ebenfalls die größte Herausforderung werden, die Kurve neun sauber zu zu meistern.
(Photo : Yonhap)