Hier ist PyeongChang
2018-02-15

Hier ist PyeongChang!

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Wieder eine Niederlage, aber das vereinte Frauen-Eishockey-Team Koreas konnte immerhin das erste olympische Eishockey-Tor, damit ein historisches Tor, erzielen. Gestern, am sechsten Wettkampftag der Olympischen Winterspiele 2018 in PyeongChang, fand das dritte und letzte Gruppenspiel der gesamtkoreanischen Frauen-Eishockey-Mannschaft gegen Japan statt. Das Spiel ging für Korea mit einer 1:4-Niederlage aus. Damit verlor das gesamtkoreanische Team alle drei Gruppenspiele. Trotz der Niederlage zeigte das Team aber gestern gegen den überlegenen Weltranglistenneunten eine gute Leistung und ließ einen ausgeprägten Kampfgeist erkennen. Im zweiten Drittel fiel der erste Treffer der vereinten Mannschaft. Randi Heesoo Griffin, eine in den USA geborene Studentin, die eine koreanische Mutter hat und im vergangenen Jahr die südkoreanische Staatsbürgerschaft angenommen hat, erzielte das Tor zum zwischenzeitlichen 1:2 gegen Japan. Griffin sagte nach dem Spiel, dass es das bisher ausgeglichenste Spiel gegen Japan war. Über die Niederlage sei sie aber dennoch sehr enttäuscht. Die Trainerin Sarah Murray brachte nach dem Spiel ihre Zufriedenheit damit zum Ausdruck, dass die Spielerinnen ihr bestes Spiel gezeigt haben.

Hören wir nun eine Zuschauerin:
Schade, dass wir das Spiel verloren haben. Nach den beiden Niederlagen hat das vereinte Team heute sehr gut gekämpft und auch einen historischen Treffer erzielt. Die Zuschauer haben leidenschaftlich das gesamtkoreanische Team unterstützt und angefeuert. Wir haben zwar das Spiel verloren, aber es war ein gutes Spiel.

Wie bei den zwei früheren Gruppenspielen des gesamtkoreanischen Teams jeweils gegen die Schweiz und Schweden erschien auch gestern die Jubeltruppe der nordkoreanischen Frauen im Kwandong Hockey Centre in Gangneung, um das vereinte Team anzufeuern. Die Truppe führte ein vielfältiges Anfeuerungsprogramm bestehend aus bunten Bestandteilen wie einem Fächertanz in der traditionellen koreanischen Tracht Hanbok, sowie Cheerleading-Tänzen durch.

Eine junge südkoreanische Zuschauerin schildert ihren Eindruck vom gestrigen Spiel und der nordkoreanischen Anfeuerungstruppe:
Es hat mir sehr gut gefallen, weil ich den Eindruck hatte, dass beide Koreas vereint worden sind. Es wäre schön, wenn wir noch öfter solche Gelegenheiten haben könnten. Die Anfeuerungsaktionen der nordkoreanischen Truppe sind anders als unsere und daher etwas fremd. Trotzdem sind sie sehr schön anzusehen. Hoffentlich können wir durch die diesmalige Gelegenheit der Wiedereinigung einen Schritt näher kommen. Korea ist das einzig geteilte Land in der Welt und steht daher im Mittelpunkt des internationalen Interesses. Ich glaube, dass die Schaffung eines gesamtkoreanischen Teams diesmal schon für die Wiedervereinigung Koreas von großer Bedeutung ist.

Die drei Gruppenspiele der vereinten Frauen-Eishockey-Mannschaft sind nun vorüber, und die Mannschaft ist mit drei Niederlagen nicht weitergekommen. Das Einheitsteam bestreitet aber noch weitere Spiele. Ab dem 18. Februar finden die Wettkämpfe um Platz fünf bis acht statt, und es besteht die Möglichkeit, dass das vereinte Team wieder gegen Japan antreten wird.

Eine Bürgerin, die dem gestrigen Spiel des Einheitsteams beiwohnte, erzählt:
Durch die Spiele des Einheitsteams können Süd- und Nordkorea einander noch näher kommen und sich als eins fühlen. Mit diesem Wunsch sollten wir das Einheitsteam noch stärker und leidenschaftlicher unterstützen. Süd- und Nordkorea sind eine Nation, die mit Blut verbunden ist. Während ich die Spiele des Einheitsteams verfolgte, habe ich ganz deutlich spüren können, dass wir Brüder und Schwestern sind.

Während der Olympischen Winterspiele in PyeongChang finden auch vielfältige Veranstaltungen der traditionellen koreanischen Kultur statt. In Seoul wurde im alten Gebäude des Seouler Hauptbahnhofes ein sogenannter Hanbok-Markt abgehalten, auf dem verschiedene auf die traditionelle koreanische Tracht Hanbok bezogene Programme angeboten wurden. Für Kinder im Grundschulalter gab es ein Programm, bei dem diese ein im Koreanischen Bolkki genanntes traditionelles Kopfband für den Winter nähen und dieses Olympia-Athleten in PyeongChang als Geschenk überreichen konnten. Viele Kinder nahmen auch an einem Programm teil, bei dem sie lernen konnten, wie man entsprechend den traditionellen Sitten die tiefe Neujahrsverbeugung macht.
Beliebt war auch ein Hanbok-Marktplatz, an dem etwa 50 Hanbok-Hersteller teilnahmen. Dort wurden neben der Hanbok-Kleidung auch verschiedene zur Hanbok-Tracht getragene Utensilien und Schmuckgegenstände vorgestellt. Der Hanbok-Markt, auf dem die Besucher alles in Bezug auf Hanbok an einem Ort kennenlernen können, wurde in diesem Jahr erstmals abgehalten.
Auch ausländische Olympia-Athleten und Besucher der Olympischen Winterspiele in PyeongChang aus dem Ausland haben die Gelegenheit, in PyeongChang die Attraktivität der traditionellen koreanischen Tracht Hanbok kennenzulernen und selbst zu erleben. Im Athletendorf wird ein Hanbok-Erlebnisraum betrieben, in dem interessierte Athleten Hanbok anprobieren können. Auch UN-Generalsekretär António Guterres besuchte diesen Raum und probierte ein Hanbok an. Die estnische Präsidentin Kersti Kaljulaid genoss am Eröffnungstag der Spiele mit den Athleten aus ihrem Land zusammen den Skilanglauf und besuchte mit ihnen den Hanbok-Erlebnisraum.
Staats- und Regierungschefs aus verschiedenen Ländern, die anlässlich der Olympischen Winterspiele in PyeongChang Südkorea besucht haben, nutzen die Gelegenheit, die koreanische Kultur etwas näher kennenzulernen. Die litauische Präsidentin Dalia Grybauskaitè besuchte vor der Eröffnungsfeier das buddhistische Kloster Woljeong-sa in PyeongChang und zeigte großes Interesse an der buddhistischen Kultur Koreas. Andrej Kiska, Präsident der Slowakei, besuchte am vergangenen Samstag das Skiresort Yongpyeong und lief zwei Stunden Ski. Am darauffolgenden Tag besuchte er die Stadt Chuncheon in der Provinz Gangwon und probierte die Spezialität dieser Stadt, Dakgalbi, ein in scharfer Chilisoße mariniert gebratenes Hühnerfleischgericht.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hatte am vergangenen Samstag mit seiner Gattin ein kleines koreanisches Lokal am Badestrand Gyeongpodae in Gangneung besucht und dort zu Mittag gegessen. Er wählte das koreanische Gericht Bulgogi mit Reis.

Der 63-jährige Joseph Fitzgerald aus Kanada weiß alles über die Freestyle-Skiing-Wettkampfanlagen in PyeongChang. Der frühere Aerial-Athlet war bei den olympischen Winterspielen 1988 in Calgary, seiner Heimat, Vorsitzender des Wettkampfkomitees des Freestyle-Skiings, so begann seine Beziehung zum Internationalen Skiverband. Seitdem war er in den letzten 30 Jahren bis zu den Spielen in PyeongChang bei insgesamt 8 olympischen Winterspielen für den Entwurf und Betrieb der Freestyle-Skiing-Wettkampfanlagen zuständig. In PyeongChang ist er für den Betrieb der Wettkämpfe an sechs Anlagen im Phoenix Snow Park verantwortlich. An diesen Anlagen jeweils für Parallel-Riesenslalom im Snowboarding sowie Buckelpiste, Halfpipe, Slopestyle, Aerials und Skicross im Freestyle-Skiing kämpfen die Athleten um 18 Goldmedaillen.
Die Pisten für das alpine Skirennen sind relativ simpel gehalten. Die Freestyle-Skiing-Anlagen, für die Fitzgerald zuständig ist, sind jeweils anders aufgebaut. Jede Anlage hat ihre eigenen Standards, es gibt aber bei jeder Anlage subtile Unterschiede, die in den Entwürfen nicht mit Zahlen ausgedrückt werden können. Die kleinsten Unterschiede in den Winkeln üben sowohl auf die Sicherheit der Athleten, als auch auf ihre Leistung großen Einfluss aus. Die im Skisport Beschäftigten sagen, dass der Entwurf der Pisten und Schanzen sowie Pipes eine Kunst sei.
Joseph Fitzgerald macht einen sehr netten Eindruck und ist auch humorvoll. Seine Kollegen und Mitarbeiter wissen aber auch, dass er sehr penibel arbeitet und höchste Ansprüche stellt, damit selbst die kleinsten Details stimmen. Er hat den Beinamen ´Bandmaß-Opa´, weil er immer ein Bandmaß dabei hatte und alles genauestens überprüfte. Fitzgerald ist sehr stolz auf die Anlagen im Phoenix Snow Park. Unter Berücksichtigung des Geländes und Windes seien die Anlagen jeweils am besten Ort positioniert, wobei jedoch die gesamten Anlagen zu Fuß in fünf Minuten zu erreichen sind. Fitzgerald sagt, dass er am Bau von verschiedenen olympischen Wettkampfanlagen mitgewirkt hat, aber mit Sicherheit sagen kann, dass die Anlagen in PyeongChang die Besten sind. Für die Sicherstellung der Kontinuität der Rekorde und ihrer Gültigkeit können die Wettkampfanlagen und -regeln zwar nicht grundlegend verändert werden, aber eine Entwicklung sei unbedingt erforderlich. Er möchte die Anlagen Schritt für Schritt verbessern und das Freestyle-Skiing zu einer beliebten Wintersportart entwickeln. Der Internationale Skiverband stellt Fitzgerald als eine Persönlichkeit vor, die einen großen Beitrag zur Entwicklung des Freestyle-Skiings geleistet hat. Beim Bau der Anlagen in PyeongChang hat Fitzgerald sorgfältig berücksichtigt, wie sie nach der Olympiade weiter verwendet werden können. Zum Beispiel der Parcours für Skicross kann in den schneelosen Jahreszeiten als Mountainbike-Parcours benutzt werden. Fitzgerald sagt, dass die olympischen Wettkampfanlagen im Phoenix Snow Park in aller Hinsicht die bisher Besten seien. Er hoffe, dass diese perfekten Anlagen auch nach den Olympischen Spielen in PyeongChang geschätzt und genutzt werden.

(Photo : Yonhap)
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