
Der südkoreanische Kurzstrecken-Eisschnelllauf der Männer hat nach Mo Tae-beom, der vor 8 Jahren in Vancouver über 500 Meter die Goldmedaille gewann, nun einen neuen Star. Der 25-jährige Cha Min-kyu gewann gestern im Gangneung Oval im Eisschnelllauf der Männer über 500 Meter mit einer Zeit von 34,42 Sekunden die Silbermedaille. Der Weltcupranglistensiebzehnte dieser Saison hat gleich bei seinem Olympiadebüt einen Ass aus dem Ärmel gezaubert. Cha war mit olympischem Rekord in Führung gegangen, aber die Goldemdaille ging an den Norweger Havard Lorentzen, der den Rekord noch einmal um 0,01 Sekunden verbesserte. Cha hat Gold um Haaresbreite verpasst, freut sich aber sehr über seine Silbermedaille.
Hören wir Cha Min-kyu:
Ich freue mich daüber, dass ich überhaupt eine Medaille gewonnen habe, und bin vor Freude fast sprachlos. Mein Ziel war, einen höheren Platz in der Olympia-Rangliste zu erreichen, und ich freue mich sehr, weil ich dieses Ziel erreicht habe.
Cha, der in Gruppe 14 von insgesamt 18 Gruppen lief, war zunächst mit olympischem Rekord in Führung gegangen. Wie hat er sich gefühlt?
Man weiß doch, in welcher Verfassung man sich befindet und welche Zeit man in etwa laufen wird. Nach dem Lauf war ich sehr zufrieden, weil die Zeit genau meiner Einschätzung entsprach. Ehrlich gesagt, habe ich zu dem Zeitpunkt auch mit Gold gerechnet, weil das Ergebnis sehr gut war. Leider war ich um 0,01 Sekunden langsamer.
Cha hat viele Höhen und Tiefen erlebt, bis er nach PyeongChang kommen und sein Olympadebüt geben konnte. Vor den Spielen 2014 in Sotschi zog er sich 20 Tage vor der Auswahl der Nationalathleten im Eisschnelllauf eine schwere Verletzung zu. Während des Trainings wurde er von einem stürzenden Kollegen mitgerissen, so dass er einen Bänderriss am rechten Fuß erlitt. Der Zustand war so ernsthaft, dass der Arzt sagte, dass Cha auch nach der Genesung keinen Spitzensport mehr betreiben könnte.
Cha Min-kyu erzählt:
Damals konnte ich wegen der Verletzung nicht mal an den Auswahlrennen der Olympiaathleten teilnehmen und war sehr enttäuscht und verzweifelt. Um so sorgfältiger habe ich mich auf die diesmaligen Spiele in PyeongChang vorbereitet, auch deswegen, weil sie in Südkorea stattfinden.
Cha Min-kyu war bis zum Oberschulabschluss Shorttrackläufer und wechselte mit dem Studienbeginn an der Koreanischen Hochschule für Sport zum Eisschnelllauf. Dies erfolgte auf Empfehlung seines Professors Cheon Myung-kyu, Vizepräsident des Koreanischen Eisschnelllaufverbandes, der sein Talent als Eisschnellläufer erkannt hatte.
Sie hören wieder Cha Min-kyu:
Als Shorttrackläufer war ich auch nicht schlecht. Aber ich bin etwas zurückhaltend, wenn es ums Schieben und Rangeln geht. Deshalb denke ich, dass der Wechsel zum Eisschnelllauf die richtige Entscheidung war.
Zu Cha Min-kyus Stärken zählt vor allem seine Kurventechnik. Dies ist nicht nur auf seine frühere Shorttrack-Karriere zurückzuführen. Während andere Eisschnellläufer für ein bequemes Laufen auf den Geraden die Kufen ihrer Schlittschuhe in einem Winkel von 90 Grad zur Eisfläche halten, benutzt Cha seit vergangenem Jahr einen linken Schlittschuh, bei dem die Kufe um zwei Grad angeschrägt ist. Damit kann er seinen Körper in den Kurven ohne zu stürzen mehr nach links neigen, um sich gegen die Zentrifugalkräfte zu stemmen. Diese Strategie scheint in PyeongChang aufgegangen zu sein. Cha bedankte sich nach dem Silbermedaillengewinn gestern vor allem bei seinen Eltern, die ihm immer vertraut und ihn immer unterstützt hatten. Sein Kollege Kim Min-seok gewann zuerst über 1.500 Meter die Bronzemedaille, und Cha sagt, dass ihn das angespornt habe, alles aus sich herauszuholen. Cha Min-kyu rückt mit dem Silbermedaillengewinn in PyeongChang nach seinen wenigen Vorgängern wie Kim Yun-man, Yi Gang-seok und Mo Tae-beom, die jeweils 1992 in Albertville, 2006 in Turin und 2010 in Vancouver auf der Kurzstrecke eine Medaille gewannen, als ein Top-Eissprinter Südkoreas in den Vordergrund.
Sie hören wieder Cha Min-kyu:
Ich bin noch kein Top-Sprinter. Aber ich werde mein Bestes geben, auch künftig eine bessere Leistung zeigen zu können. Es gibt auch viele gute Nachwuchsläufer, die viel besser sein könnten als ich, und ich möchte die Eisschnelllauf-Fans auch künftig um noch mehr Unterstützung bitten.
Am 18. und 19. Februar fanden im Alpensia Sliding Centre in PyeongChang die vier Läufe im Zweierbob statt. Südkoreas Zweierbob wurde mit einer Gesamtzeit von 3:17,40 Minuten unter 30 Teams Sechster. Das Bob-Duo Won Yun-jong und Seo Young-woo konnte zwar keine Medaille gewinnen, erreichte aber den höchsten Rang in der Geschichte des südkoreanischen Bobsports.
Sie hören Won Yun-jong:
Alle Kollegen einschließlich des Trainers haben gute Arbeit geleistet, und auch mein Partner Seo Young-woo hat sein Bestes gegeben. Im ersten Lauf gestern war ich zu angespannt und habe deshalb einen Fehler gemacht, so dass das Ergebnis schlecht war. Es ist sehr bedauerlich, und ich war etwas wütend auf mich selbst. Ich riss mich aber zusammen, um den Fehler in den nächsten drei Läufen wieder auszubügeln. Der Zweierbob-Wettbewerb ist nun vorbei. Ich werde mich gut auf den Viererbob vorbereiten und mein Bestes geben.
Südkoreas Zweierbob verbesserte sich von Lauf zu Lauf. Nach dem ersten Lauf stand er an 11ter Stelle, verbesserte sich im zweiten Durchgang auf Rang 9 und im dritten Lauf auf Rang 6. Da Südkoreas Zweierbob im Laufe des Wettbewerbs immer besser in Fahrt kam, war der Fehler im ersten Lauf an Kurve neun und zehn umso bedauerlicher. Won und Seo starten zusammen mit Kim Dong-hyeon und Jeon Jeong-lin am 24. und 25. Februar im Viererbob.
Seo Young-woo erzählt:
Fehler gehören zur Leistung dazu. Das Zweierbob-Rennen ist nun vorüber, und wir wollen uns nicht länger damit befassen. Wir haben noch das Viererbob-Rennen vor uns und werden uns gut darauf vorbereiten.
Die Goldmedaille im Zweierbob teilten sich Deutschland und Kanada. Francesco Friedrich und Thorsten Margis aus Deutschland und Justin Kripps und Alexander Kopacz aus Kanada waren nach vier Durchgängen mit einer Zeit von 3:16,86 Minuten gleichauf. Zwei Bobs zeitgleich hatte es bereits bei den Winterspielen 1998 in Nagano gegeben. Damals holten Italien und Kanada gemeinsam Gold. In PyeongChang geht Bronze an Oskars Melbardis und Janis Strenga aus Lettland.
(Photo : Yonhap)