Hier ist PyeongChang!
2018-02-12

Hier ist PyeongChang!

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Nach dem erfolgreichen Olympia-Auftakt am Freitag sind die Wettkämpfe der Olympischen Winterspiele 2018 in Pyeongchang und Gangneung in vollem Gange.

Am Wochenende hatten Millionen von Menschen die Wettkämpfe am Fernseher verfolgt.
Schon jetzt gibt es Überraschungssieger, aber auch Favoriten, die früh ausschieden oder die Medaillenränge verpassten. Inmitten des Olympiafiebers bescherte am Samstag der Shorttrack-Läufer Lim Hyo-jun Südkorea die erste Goldmedaille.

Im Finale über 1.500 Meter in der Gangneung Ice Arena rauschte Lim Hyo-jun mit einer Zeit von zwei Minuten und 10,485 Sekunden als Erster über die Ziellinie. Die meisten Südkoreaner hatten eigentlich auf Hwang Dae-heon gesetzt, der zusammen mit Lim ins Finale eingezogen war. Weil Hwang jedoch nach einem Sturz ausgeschieden war, setzte sich Lim Hyo-jun in den letzten drei Runden an die Spitze und gab die Führung nicht mehr ab. Die Nachteile wegen seines vergleichsweise zierlichen Körperbaus konnte der Koreaner durch ein schnelles Tempo und eine eindrucksvolle Technik beim Überholen an der Außenbahn wettmachen:

Mir ging als erstes durch den Kopf, dass sich endlich ein Teil meines Traumes verwirklich hat. Ich kann es immer noch nicht ganz glauben. Die Olympischen Winterspiele in Pyeongchang waren das einzige klare Ziel, das ich vor Augen hatte. Dafür konnte ich alle Schwierigkeiten in Kauf nehmen.

Die Olympischen Winterspiele in Pyeongchang waren für den 21-jährigen Shorttrackläufer, der immer wieder durch Verletzungen zurückgeworfen worden war, die entscheidende Motivation dafür, Hindernisse zu überwinden und sich nicht geschlagen zu geben.

Im Laufe seiner 14-jährigen Karriere wurde Lim sieben Mal operiert. Nach jeder Operation musste er eine harte und langwierige Rehatherapie überstehen. Als er am Samstag im Finale über 1.500 Meter über die Ziellinie fuhr, ballte er seine Fäuste und streckte seine Arme jubelnd nach oben, so als wollte er sich von den Anstrengungen der vergangenen Jahre befreien. 임 begann im Alter von neun Jahren mit dem Shorttrack und kämpfte sich schon nach zwei Jahren an die Spitze der nationalen Meisterschaften.

Mit 13 Jahren brach er sich die Wade und konnte eineinhalb Jahre lang nicht mehr Schlittschuh laufen. Zwei Jahre später gewann er bei den Winter-Jugendspielen in Österreich die Goldmedaille über 1.000 Meter und Silber über 500 Meter. Das Jahr darauf brach er sich aber den Fußknöchel und wurde danach von weiteren kleinen und schweren Verletzungen aufgehalten. Lim sagte, dass er immer wieder den Wunsch verspürt habe, alles hinzuschmeißen. Aber so schnell wollte er den Sport nicht aufgeben. Weil der Sportler Plattfüße hat, musste er sich von einem ausländischen Hersteller maßgeschneiderte Schlittschuhe anfertigen lassen.

Im April letzten Jahres schloss sich Lim Hyo-jun dem Nationalteam an. Zuvor hatte der Sportler die Wettkämpfe für die Auswahl für die Olympischen Winterspiele als Bester bestanden.

Für Aufmerksamkeit sorgte auch das Olympia-Debüt der Eiskunstläufer Cha Jun-hwan und Choi Da-bin, die als zukünftige Stars auf dem Eis in die Fußstapfen von Kim Yuna treten wollen. Pyeongchang ist die erste große Bühne, auf der sich die Nachwuchssportler im Eiskunstlauf profilieren können. Im Team-Event gelang den beiden ein fehlerfreies Kurzprogramm. Südkorea nimmt bei den Olympischen Winterspielen erstmals im Team-Event teil. Cha Jun-hwan und Choi Da-bin gingen im Einzel der Männer und Frauen an den Start. Mit einer sauberen Darbietung haben beide Athleten ein gelungenes Olympiadebüt gegeben.

Eiskunstläufer Cha Jun-hwan erhielt für seine Darbietung am Freitag 77.70 Punkte und wurde Sechster von zehn Teilnehmern. Damit bliebt er von seiner persönlichen Bestleistung bei der Junioren-WM 2017 entfernt, es war aber sein bestes Saisonergebnis.

Cha führte einen Dreifach-Flip und Dreifach-Toeloop sowie einen dreifachen Axel und dreifachen Lutz ohne Fehler aus und bekam für die saubere Ausführung Zusatzpunkte. Alle von ihm vorgeführten Pirouetten wurden dem Level vier, der technischen anspruchvollsten Pirouettenstufe, zugeordnet. Die Schrittfolge ließ zwar etwas zu wünschen übrig, insgesamt zeigte der 17-Jährige aber einen guten Auftritt:

Ich habe mir anfangs Sorgen gemacht, weil ich nicht in Topform war. Als ich auf dem Eis stand, habe ich versucht, die Darbietung so auszuführen, wie ich sie eingeübt hatte.



Choi Da-bin bekam für ihre Darbietung im Kurzprogramm am Sonntag 65,73 Punkte und erzielte ihre persönliche Bestleistung. Den ersten Sprung, eine Dreifach Lutz-Dreifach Toeloop-Kombination führte sie sauber aus. Auch der Dreifach Flip und Doppel-Axel gelangen ihr fehlerfrei. Chois Pirouetten wurden ebenfalls entsprechend der höchsten Stufe vier bewertet. Nachdem sie ihre Darbietung beendet hatte, ballte sie ihre Faust und drückte damit aus, dass alles glatt gelaufen und sie zufrieden war. Choi Da-bin, die als Nachfolgerin von Kim Yuna gilt, drückte ihr Bedauern darüber aus, dass ihre im vergangenen Jahr verstorbene Mutter ihr nicht zusehen konnte:

Ich war traurig, dass meine Mutter meine Darbietung nicht sehen konnte. Ich übe mich darin, meine künstlerische Darstellung zur Musik zu verbessern. Ich versuche mein Bestes zu geben.

Von zehn Teams belegten Cha Jun-hwan und Choi Da-bin den sechsten Platz. Dies ist zwar keine außergewöhnliche Leistung, da beide Eiskunstläufer noch jung sind und nicht zu den Medaillen-Favoriten gehören haben sie ihre Mission aber erfüllt. Denn sie haben auf der großen Bühne und vor heimischem Publikum die Nerven behalten und keine Fehler gemacht. Auf die beiden warten noch die Einzelwettkämpfe, in denen sie noch eine Schippe drauflegen wollen.



Ein Höhepunkt des Olympia-Wochenendes war das Auftaktspiel der gesamtkoreanischen Frauen-Eishockey-Mannschaft gegen die Schweiz, auf das auch die Blicke der Medien gerichtet waren.
Das koreanische Einheitsteam verlor das Spiel am Samstag im Kwandong Hockey Centre in Gangneung mit 0:8. Die Spielerinnen hatten sich gegen die überlegenen Gegnerinnen aus der Schweiz aber wacker geschlagen. In der ersten Spielzeit hatte Han Su-jin eine Torchance, der Puck knallte jedoch an die Latte. Danach musste das koreanische Einheitsteam allein im ersten Drittel drei Gegentore hinnehmen. Alle drei Treffer erzielte Alina Müller.
23 Spielerinnen aus Südkorea und 12 aus Nordkorea trugen eine Uniform, auf der die Flagge des vereinigten Korea zu sehen war. Trainerin Sarah Murray setzte in dem Match wie vereinbart drei nordkoranische Spielerinnen ein. Trainerin Sarah Murray tröstete ihre Spielerinnen über die Niederlage hinweg:

Es war ein besonderer Tag. Schließlich sind es die Olympischen Spiele und wir sind zum ersten Mal bei einer Winterolympiade dabei, und dies noch mit einem gesamtkoreanischen Team. Ich bin sehr geehrt, dabei zu sein. Natürlich ist es hart, zu verlieren, aber ich habe meinen Spielerinnern gesagt, dass wir erst unser erstes Spiel hinter uns haben, und eine Niederlage nicht bedeutet, dass schon das ganze Turnier zu Ende ist. Also sollten wir das verlorene Spiel vergessen und uns auf das nächste konzentrieren.

Obwohl sich die Nordkoreanerinnen erst kurz vor dem Beginn des Turniers der Mannschaft anschlossen, waren sie besser aufeinander abgestimmt als man erwarten konnte. Es spricht die südkoreanische Eishockey-Spielerin Cho Su-ji.

Wir haben uns vier Jahre lang auf Pyeongchang vorbereitet und wir werden noch enger zusammenrücken und härter trainieren.

Die Zuschauer, die das erste Match der Einheitsmannschaft mit Spannung erwartet hatten, feuerten trotz der drohenden Niederlage die Mannschaft kräftig an. Viele Zuschauer maßen dem gemeinsamen Spiel Süd- und Nordkorea als Schritt zur Versöhnung beider Teilstaaten eine wichtige Bedeutung bei. Hören wir eine Zuschauerin aus Daegu und einen Fan aus der Provinz Südchungcheong.

Das Auftaktspiel der Einheitsmannschaft hatte für mich eine besondere Bedeutung, weil Süd- und Nordkorea zusammen kämpften. Leider haben sie verloren, aber es war trotzdem ein bedeutungsvolles Spiel. Es ist unglaublich, dass beide Koreas, die gewöhnlich nicht friedlich miteinander auskommen, so harmonisch in einem Team auftreten. Mann kann wirklich von einer Friedensolympiade sprechen.

Es war ein außergewöhnliches Erlebnis, bei einem Spiel eines gesamtkoreanischen Einheitsteams dabei gewesen zu sein. Ich bin begeistert, diesen Moment miterlebt zu haben. Beim Anfeuern haben wir „Wir sind eins““ gerufen, das war sehr bewegend.


(Photo : Yonhap)
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